Großbaustelle in Herforder Innenstadt: Start für Archäologisches Fenster

Herford. Die Stadt Herford präsentiert scheinbar seit Jahrzehnten nördlich der Wolderuskapelle die Grundmauern des früheren Reichsstiftes am Münster. Hier haben hochwohlgeborene Äbtissinnen als "starke Frauen" über Jahrhunderte geherrscht. Doch die kniehohen Bruchsteinmauern sind nicht authentisch, sondern wurden nur aufgeschichtet, um grob zu demonstrieren, wo unter Tage das echte mittelalterliche Bodendenkmal liegt. Das wurde zwischen 1988 und 1990 vom Archäologen Matthias Wemhoff freigelegt. Die Aufsehen erregenden Funde hat der heutige Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin seinerzeit wissenschaftlich ausgewertet. Das Grabungsfeld hat man wieder zugeschüttet.Die Zeugnisse des bedeutenden Damenstiftes sollen aber bekanntlich in Form eines "Archäologischen Fensters" wieder zugänglich gemacht werden. Darüber werden zwei Gebäude und ein Arkadengang in der Größe der historischen Vorbilder errichtet. Die geschichtlichen Hintergründe sollen einem breiten Publikum auch mit Hilfe lebendiger medialer Aufarbeitung im Terra-X-Stil zugänglich gemacht werden. Bürgermeister rechnet mit Fertigstellung Ende 2024 In der kommenden Woche werden in Vorbereitung der Bauarbeiten die vorhandenen Mauern wieder abgetragen. Dann wird der Untergrund noch einmal erkundet. Der Bauantrag mit Veränderungen im Detail ist nach Angaben des Bürgermeisters gestellt und wird demnächst genehmigt. Ansonsten geht es mit der Verwirklichung des Projektes nicht so schnell voran wie erhofft. Nach Kostensteigerungen durch Umplanungen einerseits, aber auch weiteren Förderzusagen und einem Spendenaufruf andererseits dürfte es mindestens 4 Millionen Euro kosten. Sollte es ursprünglich im April dieses Jahres fertiggestellt sein, spricht Bürgermeister Tim Kähler inzwischen von Ende 2024. Anders als beim geplanten OWL-Forum sind nach Kählers Angaben die fürs Archäologische Fenster gewährten Zuschüsse aber nicht zeitlich befristet. Lautstarke Auseinandersetzungen im Planungsgremium Dem Vernehmen nach hat es zwischen Bürgermeister Tim Kähler und dem Architekten Jörg Preckel aus Münster in Sitzungen des Vorbereitungskreises zuletzt lautstarke Auseinandersetzungen gegeben. In dem Gremium sitzen neben der Stadt Herford als Bauherr Vertreter des Geschichtsvereins, der Dieter-Ernstmeierstiftung als Hauptstifter und der Kirchengemeinde Herford-Mitte als Kooperationspartner. Der Bürgermeister bestätigt auf Anfrage, dass die Zusammenarbeit zwischen der Stadt als Bauherr und dem beauftragten Architekten Jörg Preckel nicht immer reibungslos verlaufen ist. Dem Vernehmen nach soll das ein Grund für Verzögerungen sein. Kähler hat sich nun dazu entschlossen, einen Projektmanager mit eigener Entscheidungskompetenz zu suchen, der zwischen Stadtverwaltung und Architekturbüro vermittelt. "Bauverwaltung hat nicht die Kapazitäten" "Der Baufachmann soll die Bauherrenfunktion ausfüllen. Eigentlich ist das die Aufgabe der Bauverwaltung, doch die hat bekanntlich erhebliche personelle Vakanzen und nicht die Kapazitäten", erklärt Kähler. "Andere Kommunen haben mit einem Projektmanager auch gute Erfahrungen gemacht, so beim Bau des Böckstiegel-Museums in Werther." Der Ingenieur, der im Idealfall auch Erfahrung mit historischen Bauten und Kunst habe, könne finanziert werden aus den eingesparten Gehältern nicht besetzter Stellen. Kähler schätzt die auf zwei Jahre verteilten Kosten auf rund 150.000 Euro.Im Zuge der Vorbereitungen für den Bau des archäologischen Fensters ist aufgefallen, dass eine 30 Zentimeter starke Hauptwasserleitung der Stadtwerke über den Münsterkirchplatz an der Volkshochschule entlang durch die Engstelle zwischen Münsterkirche und Pastorenhaus Richtung Stephansplatz verläuft. Das Rohr muss durch Elisabethstraße und Abteistraße verlegt werden, bevor die Bauarbeiten für das Archäologische Fenster beginnen können. Info Baustelle und Busverkehr Rund um die Münsterkirche müssen ab Montag veraltete Versorgungsleitungen für Gas und Wasser und abschnittsweise auch für Strom neu verlegt werden. Es erfolgen nacheinander Vollsperrungen zwischen Altem Markt und Auf der Freiheit. Erster Sperrabschnitt ist die Mausefalle. Während der Osterferien werden die Tiefbauarbeiten unterbrochen und die Sperrungen aufgehoben, wenn das Ostervolksfest &bdquo;Auf der Freiheit“ stattfinden sollte. In der gesamten Bauzeit wird der Münsterkirchplatz geöffnet für den Linienbusverkehr und für den Anliegerverkehr. In den ersten beiden Bauabschnitten kann der Linienbusverkehr die Haltestellen am Alten Markt nicht anfahren, sodass Ersatzhaltestellen auf dem Münsterkirchplatz eingerichtet werden.Der morgendliche Schülerverkehr am Montag vor 8 Uhr wird noch wie gewohnt über den Alten Markt abgewickelt. Dann gilt die neue Ein- und Umsteigesituation auf dem Münsterkirchplatz. Die Haltestelle "Johannisstraße“ entfällt in beiden Fahrtrichtungen. Ersatzhaltestellen sind &bdquo;Lübbertor“ in Fahrtrichtung Mindener Straße, und "Mönkemöller" in Fahrtrichtung Stadtmitte. Dies betrifft vor allem die Linien S1, S6, 433, 435. Wenn die Mausefalle und die Elisabethstraße voraussichtlich Mitte Februar zwischen Münsterkirchplatz und Altem Markt wieder befahrbar sind, können die Haltestellen auf dem Alten Markt wieder bedient werden.Diese Tiefbauarbeiten werden voraussichtlich bis in den Mai 2022 andauern. Es folgen dann Anschlussarbeiten an der L 712 &bdquo;Auf der Freiheit“.

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