Daumen hoch für die Kinderimpfung

Kreis Herford. "Eigentlich hatte ich keine Angst, aber am Ende war etwas Aufregung", sagt Mika Delius. Der elfjährige Herforder hat seinen Pieks schon hinter sich, als ihn der NW-Reporter fragt, ob er sich mit seiner Impf-Urkunde fotografieren lassen möchte. Kein Problem - stolz stellt er sich mit Papa Jens und den Helfern Marco Halbert und Fabian Weßler auf und zeigt: "Daumen hoch - geschafft". "Das kann ich weiterempfehlen" Die beiden jungen Männer vom Roten Kreuz tragen Nikolausmütze und Einhorn-Kostüm. Sie geben in der stationären Impfstelle in Enger-Besenkamp nach der empfohlenen Viertelstunde Nachbeobachtung nicht nur den offiziellen Impfpass aus, sondern eben auch die Urkunde mit dem Comic-Bild eines gemeinen Virus, das k.o gespritzt wurde. "Mika hat heute tapfer die Corona-Impfung erhalten! Bravo!" steht auf dem bunten Blatt zu lesen, das für jedes Kind individuell ausgedruckt wird. Kommentar des Jungen: "Das kann ich weiterempfehlen." Karneval ist in diesen Zeiten der vierten Pandemie-Welle mit der noch ansteckenderen Omikron-Variante abgesagt. Dennoch ist es ein wenig wie Kinder-Karneval zur Weihnachtszeit am zweiten Impftag für die fünf- bis elfjährigen Kinder. Natürlich gibt es am vergangenen Mittwoch keine ausgelassene Party im ehemaligen Impfzentrum des Kreises, aber die Ärztinnen und Ärzte, Helferinnen und Helfer sind lustig angezogen wie Schneemänner, Nikoläuse oder Rentiere. Bunte Luftballons schmücken die Impfkabinen und die Kinder sind ganz abgelenkt vom Gedanken daran, ob sie sich wohl fürchten müssten vor der Spritze."Ich bin eine Mimose", gesteht der Doktor Ihre Sorgen aber werden durchaus ernst genommen. Wie bei den Erwachsenen gibt es ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt, bevor es zum Impfen geht. Mit dabei ist immer ein Elternteil. "Vor zwei Stunden war mein Freund auch schon dran", berichtet Mika. Der Realschüler weiß, dass Corona kein Kinderspiel ist und hat sich gut informiert: "Ich will geschützt sein gegen einen schweren Verlauf und andere Leute nicht anstecken. In der Klasse hatten wir schon Infektionen, aber die Mitschüler sind nicht mehr in Quarantäne. Ich werde mich auch nach der Impfung freiwillig weiter testen." "Wir haben uns das reiflich überlegt. Im Elternhaus sind alle dreimal geimpft und der Junge wollte auch", sagt Vater Jens Delius. "Es ist gut gelaufen und schön gemacht hier. Das hatte ich so nicht erwartet." Kinder vertragen die Impfung meist besser als Erwachsene "Ich bin eine Mimose und habe das trotzdem mit dem Impfen hinbekommen", verrät Johannes Osterloh, als er Cady Jolie Schunke (8) aus Bünde und ihre Mutter Yvonne vor der Impfung berät. "Kinder vertragen die Impfung meist besser als Erwachsene, aber am ersten Tag danach kann man etwas abgeschlagen sein", erklärt der Doktor. Und: "Kinder können auch Muskelschmerzen bekommen, deswegen impfen wir meistens in den linken Arm." So auch bei der Drittklässlerin, weil sei keine Linkshänderin ist. Mutter Yvonne ist zuversichtlich, dass die Tochter die Impfung gut wegsteckt, denn sie selber hat sie auch "super vertragen". "Etwas Angst hatte ich ja vorher", sagt Cady nach überstandenem Pieks. Den hat sie kaum gemerkt, weil die quirlige Kinderarzthelferin sie mit der Auswahl des bunten Pflasters abgelenkt hat. Cady freut sich, dass sie auch eine Tüte Gummibärchen einstecken darf.Nur 250 Impftermine pro Tag "Wir haben bewusst jeweils den Mittwoch und Freitag nur für die Kinderimpfung der Fünf- bis Elfjährigen vorgesehen", erklären Kreis-Gesundheitsdezernent Norbert Burmann und der Ärztliche Leiter Philipp Waßmann. "So können wir auch die Impfstoffe nicht mit denen der Erwachsenen verwechseln." Eingesetzt wird der Kinder-Impfstoff von Biontec, der geringer dosiert ist. Anders als bei Erwachsenen werden über die Terminvergabe im Internet nur rund 240 statt 600 Termine pro Impftag, das sind 40 pro Stunde, vergeben. So hat man mehr zeitlichen Spielraum, wenn Kinder doch zögern, abends nach einem Schultag schon müde sind oder Eltern andere Fragen haben, als wenn sie selbst an der Reihe wären. So muss auch an diesem Tag niemand in der Kälte warten, bevor die Eltern am Empfang im Pavillon vor der Tür beim "Eisbären" nachweisen können, dass der Sprößling das richtige Alter hat und nicht etwa erst vier oder schon zwölf ist. Anschließend wird auf der Stirn Fieber gemessen - die zu Impfenden sollen auch im eigenen Interesse gesund sein."Eltern, die kommen, sind sehr überzeugt von der Impfung" Philipp Waßmann und seine Stellvertreterin Paula Klinder freuen sich, dass die Mitarbeitenden auf die Idee gekommen sind, sich kindgerecht zu verkleiden und Mut und Kraft spenden. Sie lassen sich auch von und mit den Kindern fotografieren. Es gibt Malbücher zur Ablenkung. Nur einmal ist es bisher vorgekommen, dass ein Kind eine Kreislaufschwäche zeigte. Für solche Fälle ist stets mindestens ein Kinderarzt vor Ort und ein Notfallraum ist eingerichtet. Nach Beobachtung der beiden Mediziner sind die Eltern, die mit ihren Kindern kommen, von der Impfung "sehr überzeugt".Nächste Termine am 21. Januar 18.000 Fünf- bis Elfjährige gibt es im Kreis Herford. Ein Großteil davon wird in den Kinderarztpraxen geimpft. Der Kreis rechnet damit, 20 bis 30 Prozent der Altersgruppe in der Impfstelle impfen zu können. Nächster Kinderimpftag ist am Mittwoch, 29. Dezember. Die nächsten freien Termine sind aber erst wieder am Freitag, 21. Januar, zwischen 12 und 17.45 Uhr zu bekommen. "Wir hoffen, dass wir im Januar neuen Impfstoff bekommen. Die Dosen für die Zweitimpfungen nach drei Wochen, die am 7. Januar losgehen, werden zurückgelegt", sagt Burmann. Zwölf- bis 15-jährige Jugendliche werden derzeit noch bei den Kinderärzten geimpft. Ab Januar soll das auch in der Impfstelle möglich sein. Ab 16 werden die jungen Leute geimpft wie Erwachsene. Impftermine können beim Kreis Herford unter www.kreis-herford.de/impfstellen gebucht werden. Hier sind auch Formulare herunterzuladen, die im Idealfall vorab ausgefüllt werden. In Ausnahmefällen kann auch über die Hotline (05221) 13 20 88 gebucht werden.

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