H&M Immobilie ist das längste leere Schaufenster der Stadt

Herford. Beim Gang durch die City tauchen sie immer mal wieder auf. Mal klein und fast unscheinbar, mal ist es so viel Fläche, das diese einen förmlich anschreit: Leerstände gibt es etliche in der Herforder Innenstadt. Im Herbst hat die Stadt 30 im Citykern identifiziert. Die Prognosen, die Leerstände wieder mit Leben zu füllen, fallen ganz unterschiedlich aus. Während es für die H&M Immobilie eher düster aussieht, gibt es für andere leer stehende Ladengeschäfte ein Licht am Horizont.H&M-Gebäude Der Moderiese hat sich Ende Oktober aus Herford verabschiedet. Seitdem steht das Gebäude in bester Lage leer. Das ist besonders brisant, weil die Schaufensterfläche riesig ist. "Es ist eine große Front, geht über drei Gebäude", sagt Wirtschaftsförderin Lisa Kunert. Trist sieht das Schaufenster aus, nur zwei kleine geschmückte Weihnachtsbäume stehen vor der Ladentür. Lisa Kunert und ihr Team haben viele Ideen entwickelt, um das Schaufenster aufzuhübschen und so den Gang entlang der Immobilie wieder ansehnlicher zu gestalten. Von der Dekoration der Schaufensterzeile bis hin zu einer Lichtinstallation, um das Gebäude bei Dunkelheit in Szene zu setzen - gefruchtet hat nichts. "Eine Leerstandsbespielung ist immer ein Aufwand, wahrscheinlich sitzt der Besitzer es einfach aus", sagt Kunert. Sie habe diverse Anfragen gestellt, doch nie eine Reaktion erhalten. Eine Bestrahlung von einem der umliegenden Häuser auf die Front des ehemaligen Modeladens funktioniere auch nicht. Kunert: "Wir haben es geprüft, es sind zu viele Glasflächen."Warum nicht einfach von außen plakatieren? Das sei nicht möglich, sagt die Wirtschaftsförderin. Schließlich ist das Gebäude nicht das Eigentum der Stadt. "Und ich kann ja auch nicht einfach ein Plakat an ihre Haustür hängen", macht es Kunert mit einem Beispiel deutlich.Die Stadt hätte die Immobilie Gehrenberg 22-26 für fünf Millionen Euro kaufen können. "Was da noch zu investieren wäre, wäre enorm gewesen", sagt Kunert. Es drohten nämlich ebenso hohe Sanierungskosten. Zu viel, befand der Stadtrat, und lehnte das Angebot ab. Der neue Eigentümer ist nun wie der vorherige ein Immobilienfonds. Und scheint kein Interesse daran zu haben, Bemühungen in die Wiedervermietung zu stecken. Lisa Kunert ist zwiegespalten was die Absage des Gremiums angeht. Der Stadt entgehe dadurch eine Entwicklungsmöglichkeit in exponierter Lage und kann jetzt nur Abwarten. Auf der anderen Seite steht das Gebäude in 1a-Lage, "mitten in der Fußgängerzone", so Kunert, gegenüber dem neu gestalteten Augustinerplatz. "Ich habe etwas Angst, wie der Leerstand auf die umliegenden Läden ausstrahlt", sagt sie.Saturn-Gebäude Eine weitere Immobilie steht noch länger leer. Saturn hat der Stadt bereits Ende Mai den Rücken gekehrt. Monatelang standen die Etagen leer, seit dem 8. Dezember ist im Erdgeschoss eine Impfstelle eingerichtet. Die soll laut Patrick Albrecht, Pressesprecher des Kreises Herford, auch über das Jahresende hinaus betrieben werden. Ein genaues Enddatum stehe noch nicht fest. Die Stadt hat ein Auge auf die Immobilie geworfen und verfolgt weiterhin die Idee zu einem Logistikstandort im ehemaligen Saturn. "Ein Logistik-Hub ist noch im Gespräch, wir sind dran an dem Thema", teilt Lisa Kunert mit. Eigentümer des Gebäudes ist die Park-Bau-Gruppe. Nach Informationen des Prokuristen Ralf Ackermann habe man mit einigen Mietinteressenten gesprochen. Grundsätzlich sei hier alles möglich, so Ackermann. Für Kunert würde sich aufgrund der großen Fläche auch eine Teilung anbieten. Um den Verkehr in der Innenstadt zu minimieren, könnte der ehemalige Saturn zum Logistikstandort werden, wo Waren verschiedenster Händler ankommen und gelagert werden. Von hier aus sollen sie dann – möglichst emissionsfrei – zu den einzelnen Geschäften weiter geliefert werden, erklärt Kunert das Konzept der Wirtschaftsförderung. Etwa mit Lastenfahrrädern. So würde der Anlieferungsverkehr durch Lkw in der Fußgängerzone minimiert oder ganz wegfallen. Auch können Einzelhändler den Standort als zusätzlichen Lagerraum nutzen und so mehr Ware vorhalten. Ein entsprechendes Konzept lässt die Stadt erstellen, die Ausschreibung läuft EU-weit. Finanziert werde es über das NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte.Leerstände Darüber läuft auch ein weiterer Baustein, um die Leerstände wieder mit Leben zu füllen. Um Gründer in der unsicheren Corona-Zeit zu unterstützen, bezuschusst die Stadt einen Teil der Mietkosten. Das ist nur durch die NRW-Förderung möglich. Die Unterstützung ist auf zwei Jahre angelegt und an diverse Rahmenbedingungen wie die Quadratmeterzahl gekoppelt. Im Sommer ist die Wirtschaftsförderung das Thema angegangen, im Herbst seien die Immobilieneigentümer der Leerstände informiert worden, so Kunert. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Zwei Mietverträge sollen Anfang der kommenden Woche unterschrieben werden. Um welche Geschäftsidee es sich dreht und welcher Laden angemietet wird, so viel will Kunert noch nicht verraten. "Die Tinte soll erst trocknen." Aber, so die Wirtschaftsförderin: "Ich freue mich über jede Vermietung, in der aktuellen Zeit ist eine Investition mutig."

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