Politisch ist der Weg frei für den Theater-Abriss

Herford. Die Stadt wird ihre Pläne, am Standort des Stadttheaters das OWL-Forums zu bauen, weiter vorantreiben. Grünes Licht gab dafür der Stadtrat, der zugleich dem Abriss des denkmalgeschützten Theatergebäudes grundsätzlich zustimmte. Dies ist aber noch keine endgültige Entscheidung für Neubau und Abriss. Beides hängt von den weiteren Ergebnissen der Machbarkeitsstudie ab, von den Finanzierungs- und Betriebskosten des Neubaus und der Frage, wie sich die Politiker dann dazu positionieren. Hinter sich gelassen hat der Stadtrat vorerst die Idee, auf dem Zaky-Gelände in der Radewig und auf der Fläche des Güterbahnhofs zu bauen. Das Grundstück in der Radewig halten die Politiker für zu klein. Zudem ist die Zeit zu knapp, die Fläche zu entwickeln. Denn dort muss der Untergrund noch archäologisch untersucht werden. Den Standort am Güterbahnhofs hatte die erste Machbarkeitsstudie zwar nicht ausgeschlossen. Die Politiker konzentrieren sich aber jetzt auf die Theaterfläche, unter anderem weil sie Innenstadtnähe hat. Denkmalschutz Ob das Theater abgerissen werden kann, ist allerdings noch fraglich. Die Entscheidung liegt bei den Denkmalschützern des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster. Zuvor hatte die Untere Denkmalbehörde bei der Stadt Herford geprüft, ob ein Abriss nach dem Denkmalschutzgesetz NRW möglich ist. Ihre Absicht, die Genehmigung zu erteilen, prüfen nun die Münsteraner. Sollten sie anderer Auffassung sein, kann die Untere Denkmalbehörde bei der Stadt noch gegen den LWL argumentieren. Bleibt er bei seiner Auffassung, hat die Stadt die Möglichkeit, das Bauministerium NRW anzurufen. Diese Oberste Denkmalschutzbehörde kann den Abriss erlauben oder ablehnen.Bund und Land Bürgermeister Tim Kähler betonte, dass der Bundestag und der Landtag einen gleichlautenden Förderbeschluss für das Herforder Projekt gefasst haben. "Das ist eine sehr exklusive Situation, in der Herford ist, eine Kreisstadt mit 68.000 Einwohnern. Das gibt es nicht so oft in NRW."Politische Debatte Die Fraktionsvertreter im Rat machten noch einmal ihre Positionen deutlich. Dabei diskutierten sie auch über die Aufteilung der Fläche für die verschiedenen Nutzungen. Das wird allerdings erst Gegenstand weiterer Prüfungen sein.Marlies Burgdorf (Linke) wiederholte, dass die Linke einen "dezentralen partizipativen Kulturansatz" verfolge, Theater und Philharmoniker deshalb lieber an zwei Standorten hätte. Einen zentralen Neubau halte sie für eine "Anhaftung an traditionelle Kategorien von Moderne", sagte Burgdorf.Das ging Herbert Even (Grüne) zu weit. Sie würden nicht alles zentralisieren, nur weil sie zwei Veranstaltungsstätten in ein Gebäude verlegen wollten. Aber natürlich sei jeder Standort ein Kompromiss. Ausdrücklich wies er auf die 200 bis 250 Theaterplätze, von denen in der Machbarkeitsstudie die Rede ist. Derzeit habe das Theater deutlich mehr Plätze.Viele Ensembles würden einen solch kleinen Theatersaal von vornherein ausschließen, meinte Andreas Jotzo (HBB). Außerdem würden Einnahmen und Kosten mit dem kleinen Saal ins Missverhältnis geraten. "Der Standort scheint uns nicht geeignet." Seine HBB könne sich stattdessen den Erhalt des Stadttheaters und einen Neubau für die Philharmoniker vorstellen. Kähler zufolge, kann das Theater auch im Konzertsaal mit stattfinden. Den Standort in der Radewig halten Udo Gieselmann (BfH) und Eckart Klemens (FDP) weiterhin für ideal. Klemens zufolge kommt an der Mindener Straße zudem die Architektur des neuen Gebäudes nicht zur Geltung. Die Spielstätte solle mit allen Mitteln auf die Fläche gequetscht werden, kritisierte er. Größe der Flächen Kähler konterte, dass das Montforthaus im österreichischen Feldkirch auf 11.698 Quadratmetern steht. Das Zaky-Gelände samt Janup, das die FDP favorisiert, sei aber nur 5.300 Quadratmeter groß. Zudem stehe der Janup gar nicht zur Verfügung. Ihn irritiere, dass Klemens von Gequetsche auf dem Theater-Gelände spreche, die Fläche in der Radewig aber für groß genug halte, sagte der Bürgermeister. Das Theater-Gelände ist, wie berichtet, 7.050 bis 7.100 Quadratmeter groß. Chancen Werner Seeger (CDU) sieht in unmittelbarer Nähe zu zwei Gymnasien vor allem Vorteile für die Einbindung junger Leute. Er forderte zudem von den Politikern, dass sie dieses große Vorhaben nicht nur schlecht reden, sondern auch die Chancen darin erkennen, insbesondere vor dem Hintergrund der Entwicklungen hin zu offenen Kulturstätten. "Wer nicht mit der Zeit geht, der wird mit der Zeit gehen", sagte er.Die Kulturakteure in der Stadt wollten Planungssicherheit, sagte Sarah Heitkemper (SPD). Sie erinnerte an die nicht mehr nutzbare Empore im Theater und die unzureichende Spielstätte der Philharmoniker im Stadttheater.

Meistgelesen