Vorher-Nachher: Herforder Paar baut Schottergarten wieder zurück

Herford. "Wann kommt eure Mondlandschaft weg?" Diese Frage mussten sich die Gieselmanns von ihrem Nachbarn, einem Landschaftsgärtner, oft gefallen lassen. Er spielte damit auf den vorderen Bereich ihres Grundstücks an, auf dem ein Steingarten angelegt war. Seit April dieses Jahres ist von der Steinwüste allerdings nur noch ein schmaler Streifen übrig. Auf dem Rest der Fläche blüht und sprießt es, was das Zeug hält. Schottergärten sind wegen ihrer schlechten Umweltbilanz verpönt. Die Fläche gilt als versiegelt, da sie meist mit Vlies oder Folie abgedeckt ist. Auch Insekten und andere Lebewesen gehen bei diesen Gärten leer aus, dabei sind grüne Vorgärten gerade in der Stadt für Tiere wichtig. Und nicht nur für sie, sondern auch für Menschen: "Grünflächen liefern saubere, frische Luft. Kies- und Steinflächen heizen sich dagegen stärker auf, speichern Wärme und strahlen sie wieder ab", heißt es vom Naturschutzbund (Nabu), der auch von "Gärten des Grauens" spricht. Deshalb haben die Gieselmanns ihren Vorgarten auch wieder zu einer grünen Oase umgebaut. Sie hatten sich vor acht Jahren dazu entschieden, ihn anzulegen, da der Untergrund vorne am Grundstück wegen Lehm im Boden sehr hart war. Der hätte erst entfernt werden müssen, damit dort überhaupt etwas wächst - ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. "Es kann nicht sein, dass ich im Rat über Umweltschutz spreche und dann zu Hause einen Steingarten habe" Doch mit der Zeit kam das Umdenken. Vergangenes Jahr kandidierte Gabriele Gieselmann dann als SPD-Mitglied für den Stadtrat. Sie wollte etwas bewegen und mitgestalten. "Es kann nicht sein, dass ich im Rat über Umweltschutz spreche und dann zu Hause einen Steingarten habe", sagt sie. Früher, als ihre Kinder noch klein waren, hätten sie auch mehr auf solche Umweltthemen geachtet. "Wir sind irgendwann nicht mehr drangeblieben, die jungen Leute haben große Ziele und wir haben das aus den Augen verloren", sagt Erich Gieselmann bedauernd. Mittlerweile haben sie aber - im wahrsten Sinne des Wortes - etwas Boden gut gemacht. Davon zeugt der neu ergrünte Vorgarten. Es habe nur vier Tage gedauert, die Steine und den harten Boden zu entfernen und durch weichere Erde und Pflanzen zu ersetzen. Gekostet habe das ganze fast 2000 Euro. Es wäre günstiger gewesen, wenn nicht ein Großteil des Bodens hätte entfernt werden müssen. Zudem hatten sie einen Gärtner kommen lassen. "Man kann das auch für 500 Euro zurückbauen", schätzt Erich Gieselmann. Viele Schottergärten-Besitzer hätten Sorge, die Steine nicht wieder loszuwerden, weiß das Herforder Paar. Doch sie hätten sie ganz unkompliziert über Ebay verschenken können. In manchen Städten gibt es für den Rückbau von Steingärten beispielsweise Zuschüsse oder Förderungen. Die Nachbarn in Spenge bieten zum Beispiel eine Pauschalförderung an, in Enger will die Politik etwas Ähnliches auf die Beine stellen. Auch in Bielefeld gibt es ein derartiges Förderprogramm. In Herford gibt es das bisher noch nicht. Durch Corona sei Herford finanziell stark belastet, weshalb derzeit ein solches Förderpaket noch nicht auf den Weg gebracht werden könne, sagt Gieselmann. Die Stadt schreibt im Moment nach eigenen Angaben Besitzer und Besitzerinnen von Steingärten per Brief an und bittet darum, die Flächen wieder zu begrünen. Laut Stadtsprecher Felix Neef sei es gesetzlich geregelt, wie viel auf großen Flächen versiegelt werden darf und wie viel eben nicht. Mehr dazu lesen Sie hier: Stadt verschickt 50 Briefe: Schottergarten-Besitzer werden überprüft Die Gieselmanns wollen mit ihrem neuen Garten mit gutem Beispiel vorangehen. Das hat sich auch schon ausgezahlt: Einige Bienen fliegen schon fleißig durch die Blumen und die Blüten sprießen. "Es ist einfach so schön anzusehen, wie alles wächst", sagt Gabriele Gieselmann erfreut.

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