Die wichtigsten Fragen und Antworten zum RS-Virus

Kreis Herford. Husten, Schnupfen, Fieber, Halsweh: In diesem Jahr grassieren Erkältungserkrankungen bei Kindern besonders früh. Ein Krankheitserreger macht dabei auffällig oft die Runde - und es ist nicht das Coronavirus. Viele Kinder liegen derzeit aufgrund des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) flach. Die Symptome sind ähnlich denen einer Corona-Infektion oder Influenza, doch für jüngere Kinder gefährlicher. "Kinder werden mit den RS-Viren viel, viel kränker als durch Coronaviren", sagt der Kinderarzt Jens-Oliver Holtmann. Doch was steckt genau hinter dem Erreger? Die NW gibt auf die wichtigsten Fragen Antworten. Was ist das RS-Virus? Das Respiratorische Syncytial-Virus (RS-Virus) ist eine Atemwegsinfektion. Der Erreger kommt weltweit vor und kann grundsätzlich jeden treffen. Saisonalität und Symptomatik des Virus sind ähnlich wie bei der Influenza. Wie gefährlich ist das RS-Virus? Während ältere Kinder und Erwachsene in der Regel nur leichte erkältungsähnliche Symptome zeigen, kann eine Infektion mit dem RS-Virus bei Säuglingen und Kleinkindern bis drei Jahren oder bei Kindern mit Vorerkrankungen zu einer Einweisung ins Krankenhaus führen. Die Klinik der Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Herford verzeichnet bereits seit Ende August einen leichten Anstieg der Patienten. Atemwegsinfektionen stehen laut dem leitenden Oberarzt Uwe Spille insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern derzeit im Vordergrund. "Die RSV-Saison hat zu reichlich Einweisungen und direkten Aufnahmen aus der Notaufnahme geführt", so Spille. Die ambulanten Aufnahmen haben im Klinikum etwa um ein Drittel zugenommen, "woraus aber nur zehn Prozent mehr stationäre Aufnahmen resultierten". Warum kommt die Krankheitswelle gerade jetzt? Kinderärzte bemerken seit Sommer, dass sie mehr junge Patienten als sonst haben. Hintergrund ist auch der Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie. Viele Kinder waren isoliert, Kitas nur eingeschränkt geöffnet. Da viele Kontakte jetzt wieder möglich sind, holen Kinder Infekte quasi nach. Ungewöhnlich ist solch eine Erkältungswelle nicht, doch in diesem Jahr ist sie deutlich früher gestartet. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) liegt der Gipfel der RSV-Infektionen meist im Januar und Februar. Ist das RS-Virus neu? Nein. Doch laut dem RKI wurde die Verbreitung lange Zeit unterbewertet. Nach neueren Schätzungen kommen RSV-Atemwegserkrankungen jedoch weltweit mit einer Inzidenz von 48,5 Fällen und 5,6 schweren Fällen pro 1.000 Kindern im ersten Lebensjahr vor. Frühgeborene und Kinder mit angeborenen Herzfehlern sind besonders anfällig. Wie unterscheidet sich das RS-Virus vom Coronavirus oder der Influenza? Müdigkeit, Schnupfen, Husten, Fieber und Halsschmerzen: Die Symptome sind ähnlich. Genaue Gewissheit bringt nur ein Erregernachweis, mittels PCR- oder einem Antigentest. Die Schnelltests sollen laut RKI innerhalb von 20 bis 75 Minuten ein Ergebnis liefern. Wie wird das Virus weitergegeben? Eine Tröpfcheninfektion ist in erster Linie der Übertragungsweg. Laut dem RKI wird angenommen, dass eine Übertragung auch indirekt über kontaminierte Hände, Gegenstände und Oberflächen möglich ist. Der Erreger kann 20 Minuten auf Händen überleben, 45 Minuten auf Papierhandtüchern und Baumwollkitteln und bis zu mehreren Stunden auf Einmalhandschuhen. Gibt es eine Meldepflicht? In Deutschland gibt es keine Meldepflicht. Gibt es eine Impfung? Eine Impfung existiert (noch) nicht, daran wird aber geforscht. Für Hochrisiko-Babys gibt es eine Prophylaxe, die kurzfristig Schutz bietet, aber keine aktive Impfung im eigentlichen Sinne ist. Was können Erkrankte und betroffene Eltern zur Linderung tun? Als Therapie können lediglich die Symptome wie Husten, Schnupfen oder Fieber behandelt werden. Bei schweren Verläufen werden die Patienten im Krankenhaus überwacht. Welche Präventionsmaßnahmen gibt es? Wie beim Coronavirus gelten die Hygienemaßnahmen. Also regelmäßiges Händewaschen, Husten und Niesen in die Armbeuge und Abstand halten. Zudem am besten nicht mit den Händen ins Gesicht fassen. Bei Kinder sei dies wohl kaum zu vermeiden, aber Jugendliche und Erwachsene sollten die Regel beherzigen. Denn falls an den Händen Erreger haften, können sie so schnell zu den Schleimhäuten gelangen und dann in den Körper eindringen.

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