Dunkle Geschichten aus Herford erinnern an Mordfall Dano

Herford. Mathias Polster hat für seine Stadtführungen und seine stadtgeschichtlichen Buchveröffentlichungen immer wieder tief in der Herforder Historie gegraben. Jetzt hat er auf Einladung des Wartberg-Verlages für ein Bändchen aus der Reihe &bdquo;Dunkle Geschichten aus ...“ Begebenheit aus Herford erzählt, die er sich einerseits in Archivarbeit erschlossen, andererseits selbst erlebt hat. So spannt er einen Bogen von der Hexenverfolgung über einen mittelalterlichen Kunstraub bis zum Mord am kleinen Dano, dessen trauriges Schicksal 2014 die Stadt bewegte. &bdquo;Da bekomme ich noch immer ein beklemmendes Gefühl“ &bdquo;Ich habe lange überlegt, ob ich meine Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Dano aufschreiben sollte“, gibt Polster zu. Der Fünfjährige war von einem Nachbarn in der &bdquo;Lindwurm“ genannten Wohnanlage an der Berliner Straße aus &bdquo;niedrigen Beweggründen“ ermordet worden, wie das Bielefelder Landgericht später urteilte. Polster kommt ohne reisserische Darstellungen des Verbrechens aus, sondern schildert, wie er aus der Kenntnis unzugänglicher oder weitgehend vergessener Orte die Ermittler bei ihrer Arbeit unterstützen konnte. &bdquo;Wenn ich an die Ereignisse denke, bekomme ich sofort wieder ein beklemmendes Gefühl“, schreibt Polster. Der Junge war am 14. März spurlos verschwunden. Man suchte zunächst mit Tauchern in der Werre, weil er zuletzt auf dem Spielplatz am Bergertor gesehen worden war. Polsters Ortskenntnis kam ins Spiel, als ein Anrufer mutmaßte, der Junge könnte in eine unterirdische Wasserleitung gezogen worden sein, die dem Verlauf der Bowerre folgt. Der Anrufer hatte davon in einer der Stadtführungen gehört. So kontaktierte die Polizei Mathias Polster, der den Ermitteln den Abfluss zeigte. Der erwies sich aber als zu klein. Anrufer spekulierten über geheime Gänge und Luftschutzkeller, zu denen der Stadtführer abermals befragt wurde. Als Mathias Polster Fotos einer Führung am 27. März durch den verlassenen Kaufhof am Computer sichtete, entdeckte er in einem Kellerraum einen Plüschhund und in dessen Pfoten eine Ansichtskarte mit Worten von Kafka: &bdquo;Für Dich! Wer sucht findet nicht, aber wer nicht sucht wird gefunden.“ Die Befürchtung, der vermeintlich makabere Fund könne etwas mit Dano zu tun haben, bestätigte sich aber nicht. Dano wurde später am Werreufer in der Nähe des Kanuklubs gefunden. Überfall auf die reiche Stadt Aus alter Zeit weiß Polster von einem Überfall auf die reiche Stadt zu berichten, den die Bürger abwehren konnten. Vier Grafen hatten 1358 mit 3.000 Soldaten vergeblich einen Kriegszug gegen Osnabrück unternommen und wollten sich an der Herford schadlos halten. Sie versuchten heimlich, am Durchfluss der Aa durch die Stadtmauer zu gelangen, wurden aber entdeckt und &bdquo;Blut färbte Herfords Mauern“. An der Aa unterhalb des Radewiger Wehres liegt auch der Hexenkolk, in dem angeklagte Frauen des Wasserprobe unterzogen wurden. Wer sie überlebte galt als schuldig, wer ertrank war unschuldig. Im Spätsommer 1627 sollen allein 30 Herforderinnen, die nach der Probe unter der Folter gestanden, auf dem Lübberbruch verbrannt. Polster berichtet vom geheimnisvollen Loch in der Mauer des Frühherrenhauses, vom Zuchthaus im Bereich der heutigen Wilhelm-Oberhaus-Schule, vom letzten Scharfrichter, von den Zuständen im Arrest des Altstädter Rathauses, vom &bdquo;modernen Kunstraub“ des Dionysus-Schatzes, von der Stadtsanierung und vom Umgang mit einem besonders schwierigen Teilnehmer einer Stadtführung, für den Polster eine ganze Pflanzengattung neu erfand. &bdquo;Dunkle Geschichten aus Herford“ ist mit zahlreichen Abbildungen im Wartberg-Verlag erschienen. Es kostet 12 Euro und trägt die ISBN-Nummer 978-3-8313-3367-7. Das Buch ist im Buchhandel und bei der Neuen Westfälischen im Service Point Herford an der Lübberstraße 15 – 17 (Mo – Fr 10 – 13 Uhr und 14 – 17 Uhr) erhältlich, sowie telefonisch unter (0521) 555-448 und online auf nw.de/shopnw.de/shop zu bestellen. Lesung Am Mittwoch, 6. Oktober, um 19 Uhr wird Mathias Polster sein Buch in der Buchhandlung Otto an der Höckerstraße vorstellen. Teilnehmen darf, wer nach der 2G-Regel nachweislich geimpft oder genesen ist. Um Anmeldung wird gebeten.

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