Gefälschte Impfausweise: Wie eine Apothekerin ein Betrügerpaar entlarvt

Herford/Enger. Sie wollten die Vorteile einer Impfung nutzen, sich aber nicht impfen lassen. Dafür muss sich nun ein Ehepaar aus Enger vor der Polizei verantworten. Die 58-jährige Frau und ihr 59-jähriger Lebensgefährte hatten in der vergangenen Woche versucht, sich einen gefälschten digitalen Impfpass ausstellen zu lassen. Nur durch eine aufmerksame Apothekerin ist ihnen dieser Betrug nicht gelungen. Beide sahen unscheinbar aus, als sie in die Apotheke eintraten, erinnert sich Annett Kallweit. Die Inhaberin der Mönch Apotheke an der Bäckerstraße in Herford wollte die beiden bedienen und nahm die Impfausweise und deren Personalausweise entgegen. Da fiel ihr auf, dass der entsprechende Aufkleber mit der Chargennummer ihrer Covid-Impfung fehlte. Stattdessen war eine Nummer in das für den Aufkleber vorgesehen Feld gestempelt worden. Als Kallweit das Paar darauf ansprach, sagte es, dass die Impfungen von einem Arzt aus Bielefeld gemacht worden seien. Der mache das wohl so. Aber dann fehlte auch die Unterschrift des Arztes, sodass Kallweit zunächst mit der besagten Arztpraxis aus Bielefeld hätte telefonieren müssen. Nein, das wollten sie dann doch nicht, so das Ehepaar. Sie nahmen ihre Impfausweise wieder an sich und verließen die Apotheke. Bisher einziger Fall im Kreis Herford "Ich bin schon gleich stutzig geworden, als sie mir gesagt haben, dass sie in Enger wohnen", so Kallweit. "Schließlich gibt es dort genug Apotheken, die ebenso QR-Codes generieren." Als dann noch der Arzt aus Bielefeld hinzu kam, sei ihr klar gewesen, dass sie den Impfpass nicht digitalisieren werde. Dennoch: sie hatte eine Kopie der gefälschten Impfausweise gehabt und wollte sich vergewissern. So rief Kallweit, nachdem beide aus der Tür raus waren, bei der Bielefelder Arztpraxis an - und wie erwartet, hatte dort niemand von dem besagten Ehepaar gehört. Danach verständigte die Apothekerin die Polizei. "So etwas ist hier bei uns noch nicht passiert", resümiert Kallweit. "Zumindest nicht, dass wir es mitgekriegt hätten." Im Nachhinein hatte ihr die Polizei erzählt, dass sie die Impfausweise auch hätte einziehen können, aber das sei ihr zu dem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen, so Kallweit. "Hätte ja auch sein können, dass ich mich irre und dann verpassen sie ihren Flug, weil ihnen keiner einen digitalen Impfpass ausstellt." Aufgrund der Personalien, die die Apothekerin aufgenommen hatte, war es für die Polzei ein leichtes, die Betrüger ausfindig zu machen. Die beiden Engeraner haben nun eine Anzeige wegen Urkundenfälschung erhalten, sagt Julia Dowe von der Polizei-Pressestelle auf Anfrage. Weitere Anzeigen zu gefälschten Impfausweisen seien bislang noch nicht eingegangen, so Dowe weiter. Mehr als 100 Fälle in NRW Im Nachbarkreis Minden-Lübbecke hatte die Polizei vor wenigen Tagen mehrere gefälschte Impfnachweise beschlagnahmt. Die Polizei gab bekannt, dass die Papiere bei Durchsuchungen im Drogenmilieu aufgetaucht wären. Wo die Dokumente erstellt wurden und bei welchen Personen sie aufgefallen waren, wurde bisher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitgeteilt. Landesweit ermitteln die Behörden in mehr als 100 Fällen wegen gefälschter Impfausweise. In der vergangenen Woche erwischten die Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) immer wieder Menschen, die derart betrügen wollten. Laut LKA wurde eine etwa zweistellige Anzahl davon bei einer Wohnungsdurchsuchung eines 26-Jährigen in Duisburg entdeckt. Der junge Mann habe auch die Chargenaufkleber eines Coronavirus-Impfstoffs selbst hergestellt. Und auch im Oberbergischen Kreis hatte ein Paar gefälschte gelbe Hefte bei sich in der Wohnung. Es sei schwierig, Impfpässe kriminaltechnisch zu überprüfen, da sie keine &bdquo;Echtheitsmerkmale" wie etwa hoheitliche Dokumente haben, so das LKA.

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