Gastronom verlässt das Bootshaus: Welche Rolle Corona dabei spielt

Herford. Legendär sind die Osterfeuer am Bootshaus. "2019 hatten wir fast 2.500 Gäste", sagt Mark Weiß. "Die Leute haben sich darauf gefreut, sich nach dem langen Winter wiederzusehen. Viele haben vom ,kleinen Hoeker-Fest' gesprochen." Diese goldenen Zeiten sind für den 54-jährigen Wirt der Kanu-Klub-Gastronomie am Werreufer vorbei, seit Corona solche Events unmöglich gemacht hat und zu wenige Menschen die inzwischen wieder gewährten Freiheiten nutzen. "Ich höre zum Ende des Monats vorzeitig auf, weil ich das Bootshaus derzeit wirtschaftlich nicht betreiben kann", sagt Weiß mit Wehmut. Er selbst hat aber eine neue Perspektive in der Branche. "Die ersten fünf Jahre waren schwer" Vor Mark Weiß haben andere Wirte des Bootshauses schneller aufgegeben. "Ich habe es 2011 übernommen", berichtet er. "Die ersten fünf Jahre hatte ich es auch schwer, weil nur in den Sommermonaten im Biergarten Geld zu verdienen war, und man sich für den Winter Reserven schaffen muss. Dann habe ich Osterfeuer, Vatertagstreff und Oktoberfest mit vielen Besuchern organisiert und mit Familienfeiern Geld verdient." Im Bootshaus gab es unter seiner Regie auch Public-Viewing zu Fußball-Ereignissen, Auftritte bekannter Comedians und Konzerte. "Bis zur Pandemie hat das alles gut funktioniert", sagt Weiß. Dann ging es ans Ersparte. Weiß zieht nun die Reißleine, bevor rote Zahlen drohen. Im Juni hat er noch einmal den Comedian Markus Krebs engagiert. Von 700 Karten hat er nur 150 verkauft - sei es weil die Leute noch Angst vor Ansteckung haben, sei es weil sie sich ans Ausgehen noch nicht wieder gewöhnt haben. Auch viele Familienfeiern etwa zu runden Geburtstagen oder Hochzeiten wurden wieder abgesagt - auch weil die Gäste den Gastgebern einen Korb gaben. "Da wollte jemand 75. Geburtstag feiern und 67 Gäste haben trotz Impfung abgesagt", erinnert sich Weiß. Event-Manager in Bad Salzuflen "Ich will noch Herr meiner eigenen Entscheidungen bleiben", sagt er. Eine Entscheidung hat er getroffen, als er nun ein gutes Angebot für eine berufliche Zukunft bekam und der Kanu-Klub ihn aus dem eigentlich erst 2023 endenden Vertrag entlassen hat. Mark Weiß beginnt in Festanstellung als Event-Manager beim Partyservice Thomas Daubel in Bad Salzuflen, der mit dem dortigen Bahnhof auch über einen eigenen Ort für Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen verfügt. Hier wird der Schwerpunkt von Mark Weiß' Arbeit sein: "Im Bahnhof sind bis zu 250 Veranstaltungen im Jahr." Mit Daubel hat Weiß schon beim Oktoberfest am Bootshaus zusammengearbeitet. Er betreibt auch die Golf-Club-Gastronomie im Kurort. Seinen Abschied vom Bootshaus wird Mark Weiß erst am Sonntag, 3. Oktober, feiern. Es ist der Tag des Revival-Treffens ehemaliger Zivilangestellter des britischen Militärs. An diesem Tag der Deutschen Einheit werden ab 15 Uhr aber auch alle anderen Gäste zur Party mit Live-Musik willkommen sein. Nebentätigkeit als Schausteller bleibt Fortführen wird Mark Weiß sein Nebengewerbe als gastronomischer Schausteller. So hat er schon zum Weihnachtslicht auf dem Münsterkirchplatz den Stand "Herforder Weihnachtsbraten" und auf dem Hoeker-Fest einen Getränke-Pavillon auf dem Alten Markt betrieben. Auch auf dem Bierbrauerfest in Bad Salzuflen war er schon aktiv. Viel Salzuflener werden Mark Weiß auch aus dem Bootshaus-Biergarten kennen. Sie und die Bielefelder bildeten hier mit ihren Fahrrädern die treueste Laufkundschaft. Mit dem Wirt verliert der Kanu-Klub auch seinen Bootshaus-Wart - beides erledigte Weiß gleichzeitig. Dazu gehört auch die Betreuung des kleinen Campingplatzes, mit sanitären Anlagen und 50 Stellplätzen. Den nutzen überwiegend Wohnmobilisten, um Herford und Umgebung zu besuchen.

Meistgelesen