Die Stimmung kippt bei Anwohnern rund um den Herforder Sender

Herford. Es wirkt ruhig, beschaulich, auf dem Balkon von Petra Baumhögger und Thomas Brandt. Üppig rosa blühen die Hortensien in ihren Kübeln, und der Ausblick auf den Rand des Ravensberger Hügellandes, das Naherholungsgebiet rund um den Herforder Sender, entspannt die Augen. Aber von Entspannung kann hier – vor allem seit der Corona-Pandemie mit mehreren Lockdowns – nicht mehr die Rede sein. &bdquo;Es war immer schon ab und zu was los hier. Gerade am Wochenende haben viele den Grillplatz oben am Sender genutzt und die wunderbare Aussicht genossen", sagt Petra Baumhögger. Das sei ja auch vollkommen okay. Rundkurs um den Sender: &bdquo;Ein endloses Geknatter" Gar nicht okay ist das, was Baumhögger und Brandt seit Beginn der Corona-Pandemie nahezu tagtäglich erleben: &bdquo;Das ist schon ein massives Fahrzeugaufkommen", sagt Brandt. Besonders störend dabei: Die lauten, oft aufheulenden Motoren von getunten Autos und Motorrädern. &bdquo;Da wackelt hier bei uns manchmal das Geschirr im Schrank", so Baumhögger. Außerdem fielen die Fahrer durch extreme Geschwindigkeit und riskante Fahrweise auf. &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fahrer dieser Autos mit ihren Fahrzeugen in diesem Zustand durch den TÜV kommen – da wird dran herumgebastelt", sagt Thomas Brandt, der früher selbst Motorradfahrer war. &bdquo;Hier wohnen Familien mit kleinen Kindern, mit Hunden und Katzen und auch Reiter sind hier unterwegs", sagt Baumhögger und meint mit &bdquo;hier" die Häuser, die an der Einmündung Alte Heerstraße stehen, die von der Mindener Straße (L860, früher B61) abzweigt, in denen gut zehn Haushalte leben. Auch ein Heim der Lebenshilfe ist hier. &bdquo;Da sind oft auch Rollstuhlfahrer auf der Alten Heerstraße unterwegs oder Radfahrer und Spaziergänger – das kann schnell sehr gefährlich werden." Die Alte Heerstraße gleicht eigentlich mehr einem asphaltierten Feldweg als einer Straße, ist ziemlich schmal und hat keinerlei Geh- oder Radwege. Außerdem ist die Strecke hügelig und kurvig. Oft ist erst im letzten Moment zu sehen, ob Gegenverkehr kommt. Einige Unfälle – auch tödliche – haben Baumhögger und Brandt nahe ihres Hauses bereits miterlebt. &bdquo;Letztes Jahr gab es hier einen Unfall mit einem Rollerfahrer. Und vor eineinhalb Jahren einen tödlichen Unfall beim Abbiegen von der Mindener in die Alte Heerstraße", erinnert sich Brandt. Er habe zwar Verständnis dafür, dass sich Gruppen und Jugendliche oben am Sender treffen wollen – auch in der Lockdown-Zeit, in der viele ja nicht gewusst hätten, wo sie sonst hin sollten. Aber es sei einfach ausgeartet, sagt der 58-Jährige. Viele der Fahrzeuge, die meist abends ab 22 Uhr kämen, seien ihnen schon bekannt. &bdquo;Erst kommen die Polos und Micras – da sitzen die Mädels drin", beschreibt Baumhögger. &bdquo;Danach folgen die Poser in ihren getunten Autos und auch die aufgemotzten Maschinen. Oben am Sender vermischt sich das Ganze dann." Viele führen dann dort oben bis ein, zwei Uhr morgens den Rundkurs um den Sender, um ihre Fahrzeuge zu präsentieren. &bdquo;Das ist ein endloses Geknatter." Alte Heerstraße sollte Fahrradstraße werden Die Polizei sei auch schonmal da gewesen, sagt Brandt. Aber meist kämen die Beamten zu Zeiten, wo sie gar nichts zu sehen bekämen. &bdquo;Samstagnachmittags macht das eben keinen Sinn." Was er nicht verstehe sei, dass nur ein kurzes Stück der Alten Heerstraße, die ersten rund 200 Meter, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h gesetzt sei. &bdquo;Danach folgt ein ebenso kurzes Stück mit 70 und dann ist die Begrenzung vollständig aufgehoben – und das auf so einer schmalen, unübersichtlichen Strecke." Auch die Müllproblematik habe während der Corona-Zeit stetig zugenommen (nw.de berichtete). Er habe sich einen Nachmittag mal lediglich den linken Seitenstreifen der Alten Heerstraße bis hoch zum Grillplatz vorgenommen, erzählt Brandt. &bdquo;Da hatte ich in Nullkommanichts zwei große blaue Müllsäcke voll." Auf das Parkproblem oben am Sender habe die Stadt ja bereits reagiert und dort Poller eingesetzt, die das Parken am Straßenrand verhinderten. Das reiche aber bei weitem nicht aus, um der generellen Problematik zu begegnen. Wünschenswert wäre aus Sicht der Anwohner zunächst mal eine durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung. &bdquo;Das ist dringend notwendig, auch um die Sicherheit hier bei uns vor der Tür zu gewährleisten", so Baumhögger. Und selbst wenn sich manche Fahrer nicht daran halten würden, so sei das auf jeden Fall eine Grundlage für ebenfalls wünschenswerte Kontrollen. Und eine weitere Idee haben Baumhögger und Brandt noch, um die Situation erheblich zu verbessern: &bdquo;Entlang der Mindener Straße verläuft der Radweg zwischen Herford und Bad Oeynhausen. Der ist auf Höhe der Alten Heerstraße unterbrochen", so der 58-Jährige. Viele Radler nutzten deshalb schon jetzt die Alte Heerstraße, um die Lücke zu überbrücken. &bdquo;Das wäre doch ein super Grund, um die Straße als Fahrradstraße auszuweisen, wie es jetzt bereits in der Vlothoer Straße getestet wird", sagt Petra Baumhögger. Die 57-Jährige hat sich eines vorgenommen: Sie will diesen Vorschlag für die nächste Sitzungsperiode nach den Sommerferien in der Stadtverwaltung als Bürgerantrag einreichen.

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