Corona-Defizite: So lernen Herforder Schüler in den Ferien

Herford. Bruchrechnen und Flächenberechnung sind Themen in einer vier Schülerinnen starken Lerngruppe der Herforder Sommerschule. &bdquo;Wir behandeln hier Themen, die ich fast schon wieder vergessen hatte, aber auch Neues, denn Flächenberechnung hatte ich noch nicht", sagt Alina (12). Sie ist eine von 105 Schülerinnen und Schülern, die einen Platz in der Herforder Sommerschule und somit die Chance bekommen haben, corona-bedingte Lerndefizite aufzuholen. Kleinstgruppen bieten bedarfsgerechte Förderung Alina ist während der Corona-Pandemie von der Grundschule auf das Königin-Mathilde-Gymnasium gewechselt. Nur drei bis vier Monate, so schätzt sie, sei sie im &bdquo;wirklichen Leben" auf der Schule gewesen. Der Rest sei Online- oder Wechselunterricht gewesen. Manches hatte sie im Unterricht nicht verstanden, anderes wieder vergessen, deshalb ist sie froh über das Lernangebot in den Ferien. Ähnlich geht es Joulina (11) vom Friedrichs-Gymnasium, die sich in der Vierergruppe gut zurechtfindet. Betreut wird das Quartett von Ralph Panienka, einem pensionierten Realschulleiter aus Detmold. In den beiden jeweils eineinhalb Stunden langen Lernblöcken am Vormittag werde auch viel geredet. &bdquo;So ergibt sich der Lernstoff aus der Situation der Gruppe", sagt er. Mathe ist neben Deutsch, Englisch und Deutsch als Fremdsprache eins von vier Fächern, das bei der Sommerschule angeboten wird. &bdquo;Jede Schülerin und jeder Schüler hat morgens zwei Blöcke von jeweils eineinhalb Stunden in ihrem Schulfach. Dann gibt es Mittagessen. Nachmittags stehen Sport-, Spiel- und Kreativangebote auf dem Plan", sagt Nicole Fiedler, Schulsozialarbeiterin an der Gesamtschule Friedenstal, in deren Räumen die Sommerschule stattfindet. Seit Februar war sie mit den Vorbereitungen – Auswahl der Schüler, Erfragen der Bedarfe und der Suche nach den passenden Dozenten - beschäftigt. &bdquo;Das Interesse war riesig, wir hätten wohl auch die doppelte oder dreifache Zahl an Plätzen besetzen können", sagt sie. Geld kommt vom Landesprogramm "Extra-Zeit zum Lernen" Finanziert wird die Sommerschule aus dem Landesprogramm &bdquo;Extra-Zeit zum Lernen", einem Eigenanteil der Stadt und einer Spende der Sparkasse über 2.500 Euro für die Mittagsverpflegung. Die kommt vom Lippischen Kombi-Service, der auch die Schulmensa betreut. Pro Woche werden 50 Kinder und Jugendliche der Klassen fünf bis zehn in Kleingruppen unterrichtet. Unter den Dozenten der VHS finden sich erfahrene Pädagogen wie Panienka, aber auch junge Menschen wie Siria Fiorentino, die gerade am Anna-Siemsen-Berufskolleg ihr Abitur gemacht hat. Die Dozenten am Nachmittag kommen vom Kreissportbund. &bdquo;Insgesamt ist das Team 17 Personen stark", sagt Fiedler. Wie Referendarin Nicola Pörschke unterrichtet Fiorentino Englisch. Obwohl in ihrer Gruppe Schülerinnen von Gymnasien und Realschulen sind, funktioniere das Miteinander bestens, sagt sie. Das gilt auch für Pörschkes Gruppe, ein Quartett vom Ravensberger Gymnasium (RGH). Die Zwillinge Janis und Phillip (12) sind mit Ryan Lennox in einer Klasse, Lean Alexander besucht eine Parallelklasse am RGH. Ryan Lennox hätte lieber Mathe als Englisch gemacht, findet den Kurs aber auch in Ordnung. Testlauf für weitere Angebote &bdquo;In der Sommerschule geht es nicht nur ums schulische Lernen", sagt Patrick Puls, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Soziales der Stadt, &bdquo;denn es wurde ja nicht nur Stoff versäumt, sondern auch soziale Interaktion und normales Miteinander konnten kaum stattfinden." Für Puls und Fiedler ist klar, dass sich mit zwei Wochen Sommerschule, die durch die Pandemie entstandenen Defizite nicht beheben lassen werden. &bdquo;Die Schüler wissen nach der Woche etwas besser, wo sie stehen und wie sie weiterarbeiten können", sagt Fiedler und arbeitet bereits an der Verstetigung des Angebotes. &bdquo;In den Schulen könnten zwei vielleicht dreistündige Blöcke pro Woche als Dauerangebot eingerichtet werden", sagt Fiedler, &bdquo;an der Gesamtschule bieten sich der Dienstag- oder Freitagnachmittag an. An anderen Schulen sind andere Formen denkbar." Auch Puls stellt klar, dass sowohl die Sommerschule als auch die Förderprogramme von Land und Bund nicht als einmalige Aktion gedacht sind, sondern langfristig angelegt seien. &bdquo;Die Sommerschule ist ein Testlauf", sagt Puls, &bdquo;die eigentliche Ausgestaltung weiterer Angebote hängt von den Bedarfen und Bedingungen an den jeweiligen Schulen ab."

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