Wie das Land Eigentümern von Innenstadt-Immobilien jetzt hilft

Herford. In früheren Jahrzehnten waren die Kunden zufrieden, wenn in den Bekleidungsgeschäften zweimal im Jahr neue Saisonware da war. Zum Shoppen gingen Alt und Jung ins Kaufhaus. Das hat sich grundlegend gewandelt. Und die Veränderungen haben auch die Innenstädte ergriffen. Die Bekleidungsindustrie folgt heute Trends, und zwar innerhalb weniger Wochen oft mehrmals anderen. Wer sich da nicht auf eine Zielgruppe fokussiert, bekommt leicht Probleme. Auch das Gesicht der Innenstädte wandelt sich in immer kürzeren Zyklen, etwa durch ständige Wechsel der Ladenlokale und durch Leerstände. Das Land hat deshalb Fördermittel bereit gestellt, von denen die Stadt kürzlich - in der zweiten Runde - den Zuschlag für 451.298 Euro erhalten hat. Aus dem "Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren" hat die Stadt Mittel für drei Handlungsfelder erhalten: die Anmietung von Leerständen, die Entwicklung von Nachnutzungsperspektiven für Großimmobilien und die Etablierung eines Zentrenmanagements. Nicht beantragt hatte sie Mittel für den Zwischenkauf einzelner Großimmobilien. In Frage gekommen war dafür das H&M-Gebäude am Gehrenberg. Die Herforder Politik hatte sich vor einigen Wochen jedoch dagegen entschieden, das sehr hohe Kaufangebot anzunehmen. Zunächst sollten die baulichen Mängel klar beziffert sein und mit dem Eigentümer des Gebäudes, einem Fonds, verhandelt werden. Anmietung von Leerständen Die Stadt kann nun leer stehende Ladenlokale anmieten, etwa Räume für Gastronomie und Verpflegung in der Innenstadt oder Einzelhandelsstandorte, die sie dann billiger an Interessenten weiter gibt, zum Beispiel an Start-ups, denen die Miete bei der Firmengründung zu hoch ist, oder an Händler, die den Standort ausprobieren möchten. 305.000 Euro stehen dafür in Herford zur Verfügung. Förderfähig sind Flächen bis zu 300 Quadratmeter. Die Räume dürfen größer sein, werden aber nur bis zur Obergrenze gefördert. Der Förderzeitraum beträgt zwei Jahre. Im Einzelfall können noch belegte Ladenlokale einbezogen werden, wenn der Mietvertrag gekündigt und ein Nachmieter nicht in Sicht ist. Maßgebliche Bezugsgröße ist die Kaltmiete aus der jüngsten Vermietung. Förderfähig ist bei einer Anmietung nur ein Mietpreis von maximal 70 Prozent der Altmiete. Diese Miete muss sich auf die gesamte im vorhergegangenen Mietvertrag angegebene Fläche des Ladenlokals beziehen, auch wenn diese über 300 Quadratmeter hinaus geht. Bei der Weitervermietung darf die Altmiete um bis zu 80 Prozent reduziert werden. Im Fokus für künftige Nutzungen stehen vor allem Mieter, die Frequenz in die Stadt bringen. Dazu gehören Start-ups in Einzelhandel und Gastronomie, Dienstleister mit viel Publikumsverkehr, Direktvermarkter landwirtschaftlicher Produkte, Lieferservices und Verteilstationen, Showrooms des regionalen Online-Handels, kulturwirtschaftliche, bürgerschaftliche und nachbarschaftliche Nutzungen, Angebote im Bereich Bildung und Kinderbetreuung sowie die neuer Mobilitätslösungen. Entwicklung von Nachnutzungen Zudem fördert das Land in Herford Machbarkeitsstudien für die Entwicklung der Innenstadt. Die ist zum Beispiel für das Saturn-Gebäude eingangs der Lübberstraße geplant. Angedacht ist dabei auch, zu prüfen, ob sich der Standort für einen zentralen Logistik-Hub eignet, an dem Waren für die Innenstadt auf Lastenräder oder kleine E-Fahrzeuge umgeladen werden. Das Know-how einzuholen, fördert das Land in Herford mit 150.000 Euro. Damit können auch städtebauliche Planungen, die Standorte in umliegende Strukturen einbinden, bezahlt werden. Gefördert werden zudem Gutachten zu konkreten Fragen, Klärungsprozesse mit den Eigentümern von Immobilien oder Kooperationsprozesse mit Betroffenen und der Öffentlichkeit. Etablierung eines Zentrenmanagements Das Zentrenmanagement, ein weiterer Baustein der in Herford geförderten Maßnahmen, umfasst Netzwerkarbeit und Schulungen, etwa für die Immobilieneigentümer in der Stadt. Auch das ist angelegt auf zwei Jahre und wird von Zentrenmanagerin Ricarda Mohr organisiert. Das große Ziel hinter allen drei Förderungen ist, dass am Ende nicht einzelne Gewinner und andere Verlierer sind, sondern sich ein Mehrwert für alle entwickelt. Den Auftakt hat die Stadt mit dem Immobilien-Dialog gemacht. Die Veranstaltung am Donnerstag, 8. Juli, hat Makler und und Immobilienbesitzern die Möglichkeit gegeben, sich über das Förderprogramm und Perspektiven für Herford zu informieren.

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