Eltern-Taxis sorgen für Probleme bei neuer Fahrradstraße

Herford. Mittagszeit auf dem Stiftberg. Um kurz nach eins ist für viele Schülerinnen und Schüler des Königin-Mathilde-Gymnasiums Schulschluss und eine Welle von jungen Radfahren und Fußgängern schwappt auf die Wege rund um die Schule. Seit ein paar Tagen haben die Radler die Möglichkeit, neben den vorhandenen Radwegen in Richtung Stuckenberg auch die Fahrbahn der Vlothoer Straße zu nutzen. Sie ist nach einem Beschluss des Verkehrsausschusses nun versuchsweise Fahrradstraße und als solche mit Schildern und roten Bemalungen auf der Fahrbahn ausgewiesen. Für das Projekt Fahrradstraße ist es ein Start unter erschwerten Bedingungen. In Höhe Einmündung Kattenschling ist für kurze Zeit eine Baustelle zur Verlegung von Leitungen eingerichtet. Die Vlothoer Straße ist an diesem Engpass nur einseitig befahrbar. Gleichzeitig wird an der anliegenden alten Turnhalle die Drainage erneuert. Rechts vor links gilt für alle Verkehrsteilnehmer Weißes Fahrrad auf blauem Grund und der Schriftzug Fahrradstraße - so ist der Abschnitt der Vlothoer Straße zwischen den Einmündungen Stadtholzstraße und Stuckenbergstraße beschildert. Pkw und Motorräder sind durch ein Zusatzschild ebenfalls zugelassen. Radfahrer haben gegenüber den Kraftfahrzeugen Vorrang, das heißt, sie dürfen auf ihrer Straßenseite nebeneinander fahren. Sie dürfen weder behindert noch gefährdet werden. Fußgänger und Inline-Skater gehören auf den Gehweg. Autos, die überholen wollen, müssen sich gedulden, bis die Gegenfahrbahn frei ist und sie einen Abstand von 1,50 Meter zum ihnen am nächsten fahrenden Radler einhalten können. Es gilt Tempo 30. Im Bezug auf Vorfahrtsregeln sind Autos und Radler aber gleichberechtigt. Es gilt für beide rechts vor links. An Engstellen auf der eigenen Fahrbahnseite müssen auch Radler entgegenkommende Autos fahren lassen. Die großen, rot bemalten Flächen mit Fahrrad-Symbol und Fahrradstraßen-Schriftzug in Einmündungsbereichen sind ein weiteres Warnsignal für Autofahrer. Sie erfüllen nach Angaben des Dezernenten Peter Böhm aber nicht die Funktion eines Zebrastreifens. Radfahrer und Fußgänger, die hier vom Rad- oder Gehweg die Straßenseite wechseln wollen, müssen den Verkehr auf der Straße passieren lassen. Stiftskamp soll auch Fahrradstraße werden Nach Böhms Angaben meiden inzwischen viele Autofahrer die Fahrradstraße. Das schlage sich nieder in einem aktuellen Bürgerantrag aus der Ulmenstraße, der hier nun Tempo 30 fordert. Damit werde sich der Verkehrsausschuss nach der Sommerpause beschäftigen. Schon im nächsten Verkehrsausschuss am Dienstag, 15. Juni, wird ein Vorschlag der Verwaltung beraten, auch den parallel zur Vlothoer Straße verlaufenden Stiftskamp zur Fahrradstraße zu machen. Rund um das Hammersmith-Gelände soll es Veränderungen geben, so soll die Mozartstraße Fahrradstreifen in beide Richtungen bekommen. Zurück zum Geschehen zur Stoßzeit am KMG. Unmittelbar vor der Schule ist die Straße für Radler vorübergehend gar nicht zu nutzen, weil hier die Schulbusse ihre Passagiere aufnehmen. Auch auf dem sich an die Fahrradstraße anschließenden Radweg Richtung Stadt haben es die Radler schwer: Elterntaxis parken trotz absolutem Halteverbot eine Viertelstunde und länger mitten auf dem Radweg - bestenfalls mit eingeschalteter Warnblinkanlage. Radfahrer müssen einen Bogen über den Gehweg oder die Straße fahren. "Elterntaxis tauchen immer wieder auf" "Wir kontrollieren hier immer mal wieder, doch die Elterntaxis tauchen danach immer wieder auf", bedauert Böhm. "Das ist seit langer Zeit ein großes Problem", sagt auch Schulleiterin Nadine Höner. Böhm hofft, dass sich die Lage entschärft, wenn, wie langfristig geplant, der Einmündungsbereich Stadtholzstraße grundsätzlich umgestaltet wird. Auch, weil auf dem Bildungscampus im Laufe der Jahre immer mehr Menschen leben und lernen werden. Die meisten Autofahrer, die keinen Umweg um die Fahrradstraße fahren, scheinen sich am Mittag an das Tempolimit zu halten. Fälle von Rücksichtslosigkeit gibt es dennoch: Da wird einer auf der Straße radelnden Schülerin bis auf zwei Meter bedrohlich aufgefahren, da wird auch schon mal das Gaspedal tiefer durchgedrückt als erlaubt. Mehr junge Radfahrer auf den Radwegen Tatsächlich sind aber deutlich mehr junge Radfahrer auf den Radwegen als auf der Straße zu beobachten - durchaus auch auf der falschen Straßenseite. "Ich fühle mich auf dem Radweg sicherer, auch wenn er holperig ist. Ich meine nicht, dass die Fahrradstraße sinnvoll ist", sagt ein 14-jähriger Schüler auf Nachfrage. Eine 12-Jährige hat sich noch nicht getraut, auf der Straße zu fahren. D er Stiftberger Heinz-Dieter Joswig ist passionierter Radfahrer und radelt selbstbewusst auf der Straße. "Das funktioniert gut", meint er. "Wenn ich selber im Auto sitze, nehme ich auch Rücksicht. Es ist in Ordnung, wenn sich alle an die Regeln halten." - "Ich nutze auch die Straße", sagt eine 17-jährige Schülerin. "Im Sommer wird die Fahrradstraße sicher besser genutzt, wenn alle mit dem Rad fahren und man sich daran gewöhnt hat. Das wird sich einpendeln und unter dem Strich besser für uns werden."

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