Busse, Bahnen und Lastwagen sollen künftig mit Wasserstoff fahren

Kreis Herford. Der Kreis arbeitet derzeit an einem Konzept, das die Erzeugung von Wasserstoff, zum Beispiel mit Hilfe von Strom aus Windenergie, die Nutzung des Wasserstoffs durch Speditionen und Busunternehmen und die Verteilung an Tankstellen umfasst. Damit bemüht er sich um die Aufnahme als Partner in einem OWL-weiten Projekt, das Wasserstofftechnik für den Verkehr nutzbar machen will. Das Projekt nennt sich HyDrive OWL und ist derzeit mit 300.000 Euro aus Bundesmitteln ausgestattet. Gründungsmitglieder sind die Kreise Lippe, Minden-Lübbecke und die Stadt Bielefeld. Die übrigen Kreise in OWL, auch der Kreis Herford, kooperieren bereits mit den Projektpartnern. Sollte das Projekt HyDrive OWL eine Förderung zur Umsetzung erhalten, geht es um Millionen. Und es hat bessere Aussichten, wenn es groß gedacht wird und sich viele Kreise beteiligen, sagt Umwelt-Dezernentin Beatrix Wallberg. Hintergrund: Der Bund setzt mit dem Bundeswettbewerb "HyLand - Wasserstoffregionen in Deutschland" auf einen Innovationsschub in der Wasserstofftechnik. Mehr als 230 Projekte hatten sich um Fördermittel beworben, 62 erhielten den Zuschlag. Darunter sind auch zehn in NRW, die insgesamt 1,7 Milliarden Euro erhalten und zum Beispiel die CO2-freie Stahlproduktion bei Thyssenkrupp und eine Wasserstoff-Pipeline vom Emsland ins Ruhrgebiet erwirken wollen. In Bielefeld geht in Kürze eine erste wasserstoffbetriebene Buslinie in Betrieb Im Projekt HyDrive OWL wollen die beteiligten Kommunen eine lokale Wasserstoff-Infrastruktur zunächst für den Schwerlastverkehr aufbauen. Erste Erfolge gibt es bereits: in Bielefeld wird in Kürze eine wasserstoffbetriebene Buslinie in Betrieb gehen. Das erste Müllfahrzeug mit Brennstoffzelle wird im Juli geliefert. Der Haken an der Sache: Die Herstellung von Wasserstoff verbraucht viel Strom. Grün sind in Deutschland bisher aber nur gut 40 Prozent der hier verbrauchten Energie. Und mit dem Ausstieg aus der Kohle und der Umstellung von immer mehr Fahrzeugen auf Wasserstoff steigt der Bedarf an Regenerativer Energie. Interessenten scheint es im Kreis Herford dennoch viele zu geben. Wallberg hat einige Spediteure, Busunternehmen, Energieerzeuger und Tankstellenbetreiber angerufen - und, ohne dass dies viel Überzeugungsarbeit erfordert hätte, 13 Interessenten gefunden, die kooperieren wollen. Und das war vor einer Online-Veranstaltung, in der das Projekt einem größeren Kreis von Unternehmen vorgestellt wurde, sagt sie. &bdquo;Wir arbeiten derzeit die Möglichkeiten, Chancen und Risiken für uns und die beteiligten Unternehmen heraus." Wenn es um Wasserstofftechnik geht, ist Wallberg ein Glücksfall für den Kreis Herford: Bevor sie Anfang Februar Umwelt-Dezernentin wurde, hat sie schon für den Kreis Minden-Lübbecke an dem Projekt gearbeitet. Von dort bringt sie Erfahrungen mit. Etwa die, dass es ein Umdenken bei den Herstellern der Fahrzeuge gibt, die anfangs eher unwillig gewesen seien. Beim Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur sei es sinnvoll und wichtig, mit allen drei Standbeinen - Produktion, Vertrieb und Nutzung - zugleich zu starten, erklärt sie. Das funktioniere nur so und biete auch der lokalen Wirtschaft neue Perspektiven: Perspektiven bietet eine neue Wasserstoff-Infratruktur auch der lokalen Wirtschaft Landrat Jürgen Müller zufolge, bündelt der Kreis derzeit die Partner in einer Akteursgemeinschaft, tauscht sich aber auch mit anderen Kreisen und Städten über deren Erfahrungen aus. "Ziel ist ein flächendeckender Effekt für die ganze Region." Bundestagsabgeordneter Stefan Schwartze sieht Ostwestfalen-Lippe beim Verkehr schon bundesweit bis zur Spitze schreiten. Er wirbt gleichzeitig für mehr Tempo bei der Nutzung von Wasserstoff im Bereich der Wärmegewinnung. "Die bestehenden Gasnetze, die bis in viele Wohngebäude und Unternehmen reichen, können für Wasserstoff-Technologie genutzt werden", sagt er. Schwartze denkt dabei vor allem an Mieter, die sich keine Solarzellen aufs Dach legen und kein teures Hybrid- oder Elektrofahrzeug leisten können. "Die Bekämpfung des Klimawandels ist auch eine Gerechtigkeitsfrage, die wir so beantworten müssen, dass die Akzeptanz für die unterschiedlichen Maßnahmen hoch bleibt. Innovativ, sicher, sauber und sozial gerecht – das ist unser Weg für eine gelingende Energiewende." Wie viel CO2 letztendlich mit der Umstellung auf Wasserstoff im Kreis Herford eingespart werden kann, ist noch nicht abzuschätzen: &bdquo;Das hängt davon ab, wie schnell und wie viele Partner sich an unseren Projekten beteiligen werden", sagt Müller. &bdquo;Aber: Wasserstoff ist die Zukunft, wenn es darum geht, den Schwerlast- und den Zugverkehr klimaneutral zu machen."

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