Wie zwei Schwestern in der Werkzeugbranche für den passenden Schliff sorgen

Herford. Die Geschichte des Herforder Unternehmens "Schäffer Präzisionswerkzeuge" ist gleichzeitig auch die Familiengeschichte von Heike Rieso und Britta Aleth. Die beiden Schwestern, 61 und 53 Jahre, leiten den Betrieb, in dem sich alles um das Schleifen und die Herstellung von Sägeblättern und Bohrern dreht. Einen großen Anteil ihrer Kunden finden sie in der heimischen Möbelindustrie der Region OWL. Doch auch deutschlandweit und zunehmend auch international sind die Kreissägen und Präzisionswerkzeuge aus Herford begehrt. Am 2. Mai besteht das Familienunternehmen seit genau 50 Jahren. Angefangen hat alles als klassische Werkzeugschleiferei im Jahr 1971. Gegründet von den Eltern der beiden heutigen Geschäftsführerinnen, Margarita und Egon Schäffer, lagen die Geschicke der Firma schon von Beginn an in weiblicher Hand. "Unsere Mutter hat federführend das Unternehmen gemanagt und aufgebaut", erinnern sich Rieso und Aleth gut. "Unser Vater hatte noch einen anderen Job im Schuldienst bei der evangelischen Jugendhilfe in Schweicheln", erzählt Heike Rieso. "Er hat sozusagen durch seine Tätigkeit in den Anfangsjahren für ein sicheres Einkommen in der Familie gesorgt." Nolte Küchen in Löhne gehörte zu den ersten Kunden Eine derartige Rollenverteilung sei zur damaligen Zeit alles andere als gewöhnlich gewesen. "Wir reden hier von Anfang der 70er Jahre - da hatten die meisten Frauen noch nicht einmal einen Führerschein", verdeutlicht Britta Aleth. Ihr Vater Egon Schäffer, der in Hiddenhausen lange in der Kommunalpolitik und bei der AWO aktiv war und auch im Sport auf Kreisebene eine große Rolle spielte, habe seiner Frau aber immer beratend zur Seite gestanden. "Schließlich war er auch gelernter Dreher", fügt Heike Rieso hinzu. In den ersten Unternehmensjahren fasste Margarita mit ihrer Schärferei in der männerdominierten Branche allen Widrigkeiten zum Trotz schnell Fuß. "Damals wurden in der ersten Werkstatt an der Werrestraße in erster Linie Sägeblätter oder Bandsägen nach Abnutzung nachgeschleift oder instand gesetzt", so Rieso. Nolte Küchen in Löhne habe zu den ersten Kunden gehört. Zehn bis fünfzehn Mal kann eine Säge nachgeschärft werden. Dann ist das Material soweit abgenutzt, dass das nicht mehr funktioniert. "Von den Kunden kam damals dann schnell der Wunsch auf, direkt auch eine neue Säge bei uns bekommen zu können." Margarita Schäffer hat daraufhin versucht, in den Handel mit Sägen einzusteigen. "Die Lieferanten wollten aber nicht. Sie wollten das Geschäft lieber selbst machen. Deshalb hat unsere Mutter Mitte der 70er Jahre bereits begonnen, selbst Sägen in kleinen Mengen zu produzieren." Als Heike Rieso ins Unternehmen eintrat, führte sie den ersten PC ein Dass dieser Schritt genau richtig war, zeigt sich auch heute noch. "Natürlich reden wir heute von ganz anderen Mengen und von einer automatisierten Fertigung", so Rieso, die 1988, als damals 28-Jährige ins Unternehmen einstieg. "Ich habe dort den ersten PC eingeführt", erinnert sie sich. Zwei Jahre später, 1990, kam auch ihre Schwester Britta Aleth mit damals 23 Jahren dazu. "Mitte der 90er Jahre sind wir dann in die Automation gegangen, der erste Schärfautomat, den man programmieren konnte, wurde angeschafft", berichtet Aleth, die wie ihre Schwester eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert hat. Dass die beiden Frauen das Unternehmen weiterführen wollten, war ihnen schon früh klar. "Wir sind ja sozusagen damit aufgewachsen, haben schon von klein auf hier mitgeholfen, zum Beispiel haben wir früher am Wochenende oder abends in der Firma sauber gemacht", sagen sie. Für sie sei es normal gewesen, sie hätten eben ihren Eltern geholfen. Und das Unternehmen weiterzuführen sei keine Frage gewesen. "Obwohl unsere Eltern uns nicht unter Druck gesetzt haben", sagen die Schwestern. Die Tatsache, dass sie das Unternehmen wie ihre Westentasche kennen und von der Pike auf mitgewirkt haben, bringt ihnen heute noch den Respekt von Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden in einer noch immer von Männern dominierten Branche ein. "Als in den 90er Jahren Hartmetallsägen dazu kamen, die mit polykristallinem Diamant bestückt wurden, hat sich meine Schwester sogar das Erodieren angeeignet", berichtet Britta Aleth. Sie habe auch heute noch kein Problem damit, an verschiedenen Stellen im Unternehmen einzuspringen, wenn Not am Mann sei, so Rieso. Wenn es möglich ist, gibt es im Sommer ein Grillfest für die Mitarbeiter Doch eines ist für die beiden Geschäftsführerinnen ganz klar: "Ohne unsere tollen Mitarbeiter wären wir niemals da, wo wir heute sind." Nicht ohne Grund gingen zwei langjährige Kollegen jetzt nach 38 und 39 Jahren bei Schäffer Präzisionswerkzeuge in den Ruhestand. 29 Mitarbeiter zählt das Unternehmen aktuell - viele davon sind direkt nach der Ausbildung geblieben. Pro Jahr werden hier zwei Maschinen- und Anlagentechniker ausgebildet, die später die Möglichkeit bekommen, noch als Zerspanungsmechaniker aufzustocken. Eine große Feier wie sie noch zum 25-jährigen Firmenjubiläum gegeben hatte, kann zum 50-Jährigen aufgrund von Corona leider nicht stattfinden. "Aber wenn es möglich ist, holen wir das im Sommer mit einem Mitarbeiter-Grillen draußen nach."

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