2.750 Fälle von Drogenhandel: Wie lange die Herforder Dealer sitzen sollen

Herford/Bielefeld. &bdquo;Es wäre eigentlich einfacher, wenn ich aufzählen würde, welche Drogen die Angeklagten nicht im Angebot hatten", sagte Staatsanwältin Valeria Brosowski in ihrem Schlussvortrag: Nach zweieinhalbmonatiger Verhandlung befindet sich vor dem Bielefelder Landgericht ein Prozess gegen drei Männer aus Herford auf der Zielgeraden. Sie hatten vor Gericht eingeräumt, über das Darknet Drogen beinahe jeglicher Couleur gehandelt zu haben. Zwei der Angeklagten drohen nun wegen des bewaffneten bandenmäßigen Handelns mit Betäubungsmitteln langjährige Haftstrafen. Die Männer sind derzeit alle auf freiem Fuß – sie hatten die Taten eingeräumt, der Haupttäter Drogengeld an die Staatskasse abgeführt. Drogen aus den Niederlanden Kopf der Bande war der heute 31 Jahre alte Tigin Z. (Namen aller Betroffenen geändert). Der aus Herford stammende Mann ist seit vielen Jahren selber drogenabhängig. Im Darknet schlug ihm schließlich ein niederländischer Dealer vor, dass Z. doch einen Online-Shop einrichten solle, um über den dortigen Drogenverkauf seine eigene Sucht zu finanzieren. Und so baute der bislang nicht vorbestrafte Z. einen Internet-Versandhandel auf, in dem er ab Anfang 2019 allerlei Drogen, Arzneimittel und psychoaktive Stoffe vertrieb. Die illegale Ware erhielt er aus den Niederlanden – die Übergabe erfolgte stets auf einem Rastplatz in der Nähe von Herford – , seine Kunden zahlten mit der Kryptowährung Bitcoin. War der Verkauf der illegalen Ware zunächst noch aus der Wohnung von Z. erfolgt, so wurde das Unternehmen hierfür bald zu groß: Fortan vertrieb der 31-Jährige die Drogen aus einer Lagerhalle heraus. Als sich ein bis dahin ebenfalls beteiligter Komplize als zu unzuverlässig erwiesen hatte, holte Z. im September 2019 den nun ebenfalls angeklagten Colias O. (30) mit ins Boot. Tigin Z. mietete für seinen neuen Mitstreiter eine Wohnung in der Herforder Innenstadt an, die sodann nicht nur das Zuhause von O. darstellte, sondern auch als Bunkerwohnung Verwendung fand. Um sich vor etwaigen Diebstählen zu schützen, deponierten die Männer einen von Z. beschafften Revolver nebst Munition im Kleiderschrank. Arbeitsteilung beim Drogenhandel Colias O. war nun vor allem für das Verpacken und Versenden der bestellten Drogen verantwortlich. Als ihm der neue Job zu zeitintensiv wurde, sprach er seinen langjährigen Freund Samad E. an, ob dieser ihm nicht zur Hand gehen könne. Der 28-Jährige willigte ein und war fortan dafür zuständig, die Kundenanfragen zu beantworten. Im Gegensatz zu seinem Kumpel erhielt er kein Geld für seine Arbeit, sondern bekam lediglich Drogen für den eigenen Bedarf umsonst überlassen. Bundeskriminalamt wird aufmerksam Schließlich wurde das Bundeskriminalamt im Darknet auf die Machenschaften des Trios aufmerksam: Nach Testkäufen und weiteren Ermittlungen erfolgten schließlich im Mai des vergangenen Jahrs die Durchsuchungen, die zu den Festnahmen der nun angeklagten Männer führten. Bis dahin hatten diese Drogen im sechsstelligen Bereich veräußert: Staatsanwalt Daniel Jobes beantragte nun, rund 430.000 Euro als Wertersatz einzuziehen. Darüber hinaus hatten die Ermittler zuvor bei Tigin Z. einen Stick mit 6,3 Bitcoins im damaligen Wert von rund 51.000 Euro sichergestellt. Jobes und Staatsanwältin Brosowski beantragten, Tigin Z. zu sieben, Colias O. zu sechs Jahren Haft zu verurteilen. Darüber hinaus solle für beide die Unterbringung im Entzug angeordnet werden. Für den bislang nicht vorbestraften und aus Sicht der Staatsanwaltschaft im Gegensatz zu seinen Mitangeklagten glaubhaft reumütigen Samad E. beantragten sie, diesen aufgrund seiner deutlich untergeordneten Rolle in dem Komplex zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren zu verurteilen. Strafverteidiger Jerrit Schöll erinnerte daran, dass die Aktivitäten der Männer über lange Zeit vom Bundeskriminalamt überwacht worden waren – die Beamten schlugen aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu. Das Urteil wird für den 10. Mai erwartet.

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