Coronare-Herzkrankheit: Was die Maßnahmen mit uns machen

Kreis Herford. Meine Mutter sagt: "Rinn inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln". Gestern früh kam die Allgemeinverfügung des Kreises Herford. Inhalt in etwa so: Nur mit Termin einkaufen im Baumarkt, beim Discounter wieder den Einkaufwagen in den Hacken spüren, ist ok. Im Bus mit 20 Leuten hecheln, im eigenen Auto Maske tragen. Äh, ja. Der Landrat des Kreises: "Das Virus ist hochansteckend", dann kam das Oberverwaltungsgericht Münster um die Ecke und kippte alles. Ansteckend - geschenkt. Der Kreis nimmt die Allgemeinverfügung postwendend zurück. Heute morgen dann das Ergebnis der Ministerpräsidentenkonferenz: Jetzt ist wieder alles ganz anders? Verständnis vs Bügelperlen Blicken Sie noch durch? Ich bemühe mich. Aber nach einem Jahr als harter Verfechter der notwendigen Corona-Maßnahmen stehe ich kurz vor der kognitiven Kapitulation. Auf deutsch: Ich versteh's nicht mehr. Müsste ich meiner kleinen Tochter in fünf Sätzen die Welt erklären, würde ich jetzt - im März 2021 - vermutlich schlimm scheitern. Und wir würden lieber Bügelperlen machen. Zusehen, wie sie miteinander verschmelzen, ganz eng, dicht an dicht. Impf-Flaute vs Testaktionismus Heute Morgen war ich mit meiner 86-jährigen Mutter zum Impftermin. Inklusive Anstehen hat das Unternehmen über eine Stunde gedauert. Der eigentliche Vorgang der Impfung: 10 Sekunden. Befremdlich waren zum Abschluss die Kopien der Impfunterlagen meiner Mutter, die die freundliche Mitarbeiterin für die Unterlagen der KVWL angefertigt hat. Formulare, von der Wiege bis zur Bahre. Zuhause las ich auf nw.de, "schon nach 60 Tagen, 40 Tage eher als von ihm (US-Präsident Biden) bei Amtsantritt versprochen, waren über 100 Millionen Impfdosen gegen das Virus in den Oberarmen von Amerikanern gelandet. Täglich werden im Schnitt rund 2,5 Millionen Menschen zwischen Los Angeles und New York gepiekst." Das funktioniert übrigens mit Drive-In-Impfzentren, wie beim Mäcces. Und bei uns? Ein Testzentrum reiht sich an Testzentrum, Tests im Discounter, Tests statt Bettlektüre. Und in den USA? Impfen, impfen, impfen. Und bei uns? Ostersamstag bleibt der Baumarkt zu. Kapitulation zwo. Sport f.a. - Motivation auch Für den 22. März war mal darüber nachgedacht worden, Sportschulen wieder zu öffnen. Nun ist kontaktloser Kampfsport tatsächlich wenig sinnvoll. Aber immer noch besser als gar keiner oder im verregneten Park nebenan zu trainieren, auf Hundekot auszurutschen und sich dabei ernsthaft zu verletzen. Nicht mal die Möglichkeit hat man mehr. Der Frust der Sportkameradinnen und -kameraden sitzt unfassbar tief. Die Kinder und Jugendlichen trainieren nur noch am Tablet. Wie traurig, oder? Was bleibt: Ein Jahr Homeoffice, ein Jahr mal trainieren, mal nicht, Sprüche wie: "Wenn du deinen Geburtstag feiern möchtest, lad' alle in die Straßenbahn ein!" Diskussionen mit der Mama, warum sie sich bitte doch "diese Impfsuppe da" verabreichen lassen sollte. Langzeitschäden vs Infektionsgeschehen Um zum Beispiel mit der Tochter und der Oma noch Zeit zu haben. Vielleicht noch ein paar gute, ein paar tolle Jahre. Denn neben diesem ganzen politischen Aktionismus, gesteuert durch unterschiedliche - sicherlich fundierte - Expertenmeinungen, bleibt eins: Wir müssen - wie bereits vor einem Jahr - vor allem die älteren Menschen in unserer Gesellschaft schützen. Aber dafür das komplette gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Leben einfrieren? Dennoch. Ich trage weiter Maske, halte Abstand und lege gefühlt pro Lockdown-Monat ein Kilo Körperfett zu. Welcher Experte hat eigentlich mal laut geschrien, wegen der Langzeitschäden durch Herzverfettung? Himmelspforte: "Na sie sind aber noch jung. Aber ganz schön fett und untrainiert. Corona?!" - "Nein. Herzverfettung, aber infektionsfrei!" Vorsicht schlechtes Wortspiel: Coronare Herzkrankheit. Kapitulation drei.

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