Kunst auf Klopapier gegen den Corona-Frust

Herford. Das erste Motiv war ein Sch...haufen gemalt auf einem Blatt Klopapier. &bdquo;Das war im März des vergangenen Jahres“, sagt Draffoh Rheinmann. Inzwischen sind rund 125 weitere Motive dazu gekommen, die allerdings andere, meist farbenfrohe Motive zeigen. Kreativ war der 67 Jahre alte Rheinmann schon immer, und auch der Corona-Krise begegnet er mit Kreativität. Anstoß zur Auseinandersetzung mit dem Toilettenpapier war dessen Knappheit zu Beginn der Pandemie. &bdquo;Ich musste damals bis nach Hiddenhausen fahren, um eines der heiß ersehnten Zehnerpakete zu ergattern“, erinnert er sich: &bdquo;Das war wie früher bei Oma in der DDR.“ Aus Frust entstand der &bdquo;Schitthaufen“ in braun auf Klopapier, danach etwa alle zwei oder drei Tage ein weiteres Bild. Anfangs malte er mit verdünnter Acrylfarbe, später mit Filzstiften. &bdquo;Das mehrlagige Klopapier ist empfindlich, und wenn es zu nass wird, reißt es“, sagt er. Für seine Kunst habe sich vierlagiges Papier vom Discounter als am geeignetsten erwiesen. &bdquo;Um darauf zu arbeiten ist echte Sensibilität gefragt“, sagt er, und &bdquo;jedes Blatt hat Charakter.“ Kreativität hilft in der Corona-Krise &bdquo;Angefangen habe ich mit gegenständlichen Sachen“, sagt Rheinmann: &bdquo;Landschaften, Tiere, Herforder Motive wie den Gänsebrunnen oder was Spirituelles.“ Später sei er abstrakter geworden. Für ihn sei die Kreativität ein Weg, der Isolation zu begegnen, dem Alltag zu entfliehen. Er rät allen, sich eine kreative Beschäftigung zu suchen: &bdquo;Es muss ja nicht gleich schön sein, einfach mal versuchen.“ Zu kaufen gibt es die Bilder übrigens nicht, denn Kunst solle nicht käuflich sein, sagt Rheinmann. Außerdem sei er als Ruheständler auf Verkaufserlöse nicht angewiesen. Manchmal mischt sich unter die farbenfrohen Bildern doch eins mit ernstem Hintergrund. Eins zeigt die Dresdner Frauenkirche und eine Bombe. &bdquo;Meine Mutter hat die Bombardierung am 13. Februar 1945 miterlebt und ein Trauma davongetragen“, sagt er: &bdquo;Bei jedem Gewitter hat sie ihre Tasche gepackt und ist in den Keller geflohen bis der letzte Donner verhallt war.“ Das hat Spuren hinterlassen: wenn Draffoh Rheinmann, der bürgerlich Reinhard Hoffmann heißt, nicht gerade Klopapier bemalt, schickt er &bdquo;Peacestones“ um die Welt, pflanzt einen &bdquo;Peace-Tower“ auf den Werrewiesen im Lübberbruch oder macht sich auf andere Weise für Frieden und Gerechtigkeit stark. Künstler und Kanzler-Kandidat der DADA-Partei Er schreibt auch Gedichte, inspiriert vom Dadaismus eines Hans Arp. Dada lehnte konventionelle Kunst und Kunstformen und die dahinter liegenden bürgerlichen Ideale ab, war eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten. &bdquo;Dada ist Provokation“, sagt Hoffmann, der sich anschickt seinen Draffoh Rheinmann für die DADA-Partei (Deutsche Analoge Digitale Anwärterpartei) mit Brille, roter Nase und einem hinter silbernen Haaren verborgenen Gesicht in den Bundestagswahlkampf und ins Rennen um die Kanzlerschaft zu schicken. Das erste Video, in dem er unter anderem die Wiederherstellung eines stabilen Kartenhauses anmahnt, ist bereits fertig und harrt seiner Veröffentlichung. &bdquo;Die Kandidatur als Bundeskanzler ist bisher ein Videoprojekt“, sagt Rheinmann, &bdquo;mal sehen, ob und was ich damit mache.“ Zu sehen sein würde es aus seiner Facebookseite www\.facebook\.com\/draffoh\.rheinmann, die Gedichte finden sich unter www\.gedichte-oase\.de\/autor\/draffoh-rheinmann im Internet.

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