Ein neues Quartier auf dem Stiftberg nimmt Gestalt an

Herford. Die Entwicklung der ehemaligen Hammersmith Kaserne zu einem gemischten Wohnquartier nimmt Gestalt an. Auf der rund 7,5 Hektar großen Fläche hinter den Studentenappartements ("Drei Geschwister") sollen 400 bis 450 Wohneinheiten entstehen. Der städtebauliche Entwurf für das Quartier auf dem Stiftberg wird am Donnerstag im Bau- und Umweltausschuss vorgestellt. Die Wohnqualitäten Der Rahmenplan zeigt das Hammersmith-Areal mit unterschiedlichen Bebauungstypen, vom freistehenden Einfamilienhaus über Doppel- und Reihenhäuser bis hin zum mehrgeschossigen Eigentums- und Mietwohnungsbau. Das Areal wird dabei in mehrere Gebiete aufgeteilt, die über einen durchgängigen Grünzug miteinander verbunden sind. Am Grünzugs, der sich in T-Form durch das Wohngebiet zieht, befinden sich, fußläufig erreichbar, ein Nahversorger, die Quartiersmitte mit Gastronomie, ein Spielplatz und eine Kita. Übergeordnet fügt sich der Grünzug in die Grünwegeverbindung zwischen Stuckenberg und Langenberg ein. Nach Norden hin markiert der Grünzug das an dieser Stelle abfallende Gelände. Der Spielplatz und das Quartierszentrum sollen über den neuen Stadtteil hinaus Wirkung entfalten. Das Planungsgebiet ist aufgeteilt in sechs Baufelder, die baulich aufeinander abgestimmt sind. Sie unterscheiden sich nach Art, Dichte und Höhe der Bebauung, bieten dadurch ein gemischtes Wohnangebot und sollen so für eine lebendige Vielfältigkeit im Quartier sorgen. Die Kita und möglicherweise eine Gastronomie an der Ecke Stiftskamp/Mozartstraße sind in den historischen Reitställen am nordöstlichen Eck des Areals angesiedelt. Sie sollen einen atmosphärischen Auftakt ins Quartier bilden. Die übrigen Reitställe im Westen würden Stadt und Stadtentwicklungsgesellschaft gerne zu außergewöhnlichken Reihenhaus-Wohnformen umnutzen, falls dies baulich möglich ist. Dabei sollen die architektonischen Details der Ställe nach Möglichkeit erhalten bleiben. Zwischen den Ställen auf beiden Seiten des Areals sieht der Plan frei stehende Einfamilien-, Reihen- oder Doppelhäuser vor. Südlich der Reitställe befinden sich zwei Wohnfelder, die mit zwei- und dreigeschossigen Gebäuden - die zweigeschossigen jeweils mit Staffelgeschoss - eine höhere bauliche Dichte haben. Dort sind überwiegend Mietwohnungen geplant, aber auch gewerbliche Nutzungen - Dienstleistung und Handel - denkbar: Friseure, Arztpraxen, Blumenhandel, Ärzte oder Cafés. Eines dieser beiden Baufelder wurde kürzlich als Wettbewerbs-Projekt in die &bdquo;Regionale 2022" aufgenommen. Teilweise erlauben sogenannte Stadtbausteine mit einer universalen Bauart eine flexible Nutzung als Büro oder Wohnung, falls sich im Laufe der Zeit die Bedarfe ändern. Ziel ist, weitere Planungsideen zu entwickeln, die zum Beispiel dem Bedürfnis nach altersgerechten Wohn- und neuen Mobilitätsformen entsprechen. Die Idee dahinter: Wer jung ins Quartier zieht, soll auch im Alter dort noch leben können. Die Gebäude - rund 40 insgesamt - sollen Niedrigenergiehäuser werden und mit Photovoltaik-Anlagen auf Flachdächern und Grün auf Satteldächern versehen sein. Die Infrastruktur Das Quartier ist über die Vlothoer Straße/Ecke Schumannstraße nur fußläufig zu erreichen. Autofahrer haben über diesen Quartierseingang, anders als bei früheren Planungen, keine Zufahrt. Fußgänger erreichen die autofreien Quartiersmitte, einen Platz mit großer Freitreppe. Sie führt hinauf in Richtung der drei Geschwister, die etwa zwei Meter höher auf einem Plateau stehen. Dort befindet sich auch eine Gruppe schützenswerter Bäume, die erhalten bleiben sollen. In den Eingangsbereich zum Quartier wird die markante Uhr versetzt werden - als Reminiszenz an die frühere Nutzung des Geländes durch die Briten. Unmittelbar nördlich des Quartiereingangs ist ein mit Ärztehaus betiteltes Gebäude in asymmetrischer Form geplant, für das sich Stadt und Stadtentwicklungsgesellschaft noch einen Architekten-Wettbewerb wünschen. Im Norden der Quartiersmitte sorgt Gastronomie für Aufenthaltsqualität. Östlich der Quartiersmitte liegt das Nahversorgungszentrum an. Dort ist ein Vollsortimenter im gehobenen Bereich geplant. Erschlossen wird er über eine Stichstraße von der Mozartstraße aus. Seine Parkplätze befinden sich ebenerdig in einer Garage, die mit drei dreigeschossigen, winkelförmigen Mietwohnungshäusern überbaut ist. Die Topografie am südöstlichen Rand des Quartiers ist dafür prädestiniert: Die ebenerdige Garage liegt tiefer als die Häuser südlich davon. Deren Bewohner blicken daher auf die Gärten, die auf dem Dach der Garage angelegt werden sollen. Unter der Garage ist eine weitere Garagenebene für die Anlieger darüber angedacht. Der ruhende Verkehr parkt damit an dieser stark frequentierten Stelle verborgen. Generell soll dies so auch im gesamten Quartier sein: Die einzelnen Bereiche des Areals sollen mit projektbezogenen Tiefgaragen unterkellert werden oder Einschubgaragen innerhalb der Grundfläche der Häuser erhalten. Auf Durchgangsstraßen, die das Areal durchschneiden, verzichtet der Plan vollständig. Alle Gebäude sind über Stichstraßen von der Schumannstraße, der Mozartstraße und dem Stiftkamp aus erreichbar. Das Quartier soll so die Qualität der Autofreiheit erhalten, ohne dass dies die Funktion und Vermarktbarkeit des Standortes eingeschränkt. Zweck des Rahmenplans Bereits 2014 waren bei einer Bürgerbeteiligung erste Ideen entwickelt worden. Der Rahmenplanung, die jetzt vorgestellt wird, ist aus einem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb hervorangegangen, den das Büro BBL 2018 für sich entschied. Die BBL-Planung wackelte im Laufe der Zeit jedoch: Die Unterbringung des Nahversorgers an der ursprünglich geplanten Stelle nahe dem Quartierseingang an der Vlothoer Straße/Ecke Schumannstraße brachte unlösbare Probleme Verkehrs- und Parksituationen mit sich. Auch die Erschließung des Quartiers war nicht zufriedenstellend. Zudem hat die Sanierung der drei Geschwister gezeigt, dass der geplante Erhalt der alten Stabsgebäude problematisch, weil zu teuer ist. Die grundsätzliche Gliederung des Areals schien jedoch sinnvoll und blieb Grundlage für die weitere Planung. Da das Büro BBL letztlich an seiner Ursprungsplanung festhielt, erhielt das Kölner Stadtplanungsbüro ASTOC das Projekt zur Überarbeitung, das auch die Hafencity Hamburg geplant hat. Federführend betreut wurde das von Professor Oliver Hall, der einen Lehrstuhl an der Hochschule Detmold hält. Der nun vorliegende Rahmenplan hat die Aufgabe, die Grundsätzlichkeiten des Quartiers wie die Erschließung, die Grünzüge, die bauliche Dichte sowie Standorte von Einrichtungen wie Kita und Nahversorger festzulegen. Er zeigt zum Teil schon detaillierte Elemente, gibt damit aber keine konkrete Architektur vor. Die nächsten Schritte Am Donnerstag, 18. März, ab 17 Uhr wird dem Bau- und Umweltausschuss die Rahmenplanung vorgestellt, danach wird sie auch in anderen Ausschüssen besprochen. Voraussichtlich am 22. April präsentiert die Stadt den Entwurf der Öffentlichkeit im Detail. Dabei sollen sich auch die Bürger dazu äußern und Fragen stellen können. Die Verwaltung plant das als Online-Veranstaltung, bei der es auch einen Diskurs zum Thema &bdquo;Die Zukunft des Wohnens" anhand von Fallbeispielen geben soll. Die Einwahldaten zu der Online-Veranstaltung gibt sie noch bekannt. Parallel werden die Planunterlagen im Internet einsehbar sein. Anregungen und Kommentare dazu können die Bürger über die Seite dann direkt an die zuständige Fachabteilung im Rathaus übermitteln. Auf der Grundlage der Rahmenplanung, gegebenenfalls mit Änderungswünschen der Politiker, will die Stadt einen Vorentwurf erstellen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben wird diesen Entwurf für die Verkehrswertermittlung nutzen: Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht an der 7,5 Hektar großen Fläche. Sie sucht in der Zwischenzeit zudem nach einem privaten Investor, der sicherlich auch noch Änderungswünsche für das Gebiet hat. Nach dem Ankauf und der vertraglichen Verpflichtung eines Investors soll das Areal mit Hilfe nach und nach bebaut werden. Die Bautätigkeit beginnt voraussichtlich erst in rund zwei Jahren. Möglicherweise werden vorher schon Gebäude abgerissen und Flächen schadstoffsaniert. Bis zur Fertigstellung des Quartiers ist dann noch mindestens mit weiteren drei bis vier Jahren zu rechnen.

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