So läuft das Shoppen mit Termin in der Herforder Innenstadt

Herford. "Kommen Sie ruhig rein", ermutigt Christina Beckmann eine Kundin, die vorsichtig die Glastür am Eingang zum Textilkaufhaus Klingenthal öffnet und ihren Kopf herein streckt. "Ich habe aber keinen Termin", sagt sie entschuldigend. Kein Problem. Es sind nur 24 Kunden im Geschäft. 170 dürfen rein. "Ich nehme gerade ihre Kontaktdaten auf, und dann haben Sie zwei Stunden Zeit zum Stöbern", sagt Beckmann, die damit die Dame sehr glücklich macht: "Dann kann ich heute ja doch noch nach einer Winterjacke im Sale gucken." In der Herforder Innenstadt ist mäßig etwas los an diesem Donnerstagmittag. Wahrscheinlich ist es auch dem Wetter mit Regen, Wind und Sturmböen ist es geschuldet, dass viele Menschen noch nicht die Möglichkeit zum Terminshopping nutzen, das seit Montag möglich ist. "Aber die Nachfrage ist grundsätzlich da", sagt Marcel Rottmann, der bei Klingenthal Etagenleiter für die Damenoberbekleidung (DOB) ist. "Als es am Montag losging, hatte ich das Telefon. Und viele Kunden haben erst einmal angefragt, ob wir wirklich öffnen, und sich dann direkt einen Termin reserviert." Immerhin sei ja seit dem 16. Dezember zu gewesen. Da habe es viel Unsicherheit bei den Kunden gegeben, ob es denn jetzt wirklich wieder losgehe und wie das Terminshopping funktioniert. Auch während des Gespräches mit Rottmann klingelt fast pausenlos das Telefon in seiner Jackettasche. "Da kommen jetzt laufend Anfragen rein." Immer im Blick, wie viele Kunden tatsächlich gerade im Geschäft sind Auch im Internet werde jetzt fleißig gebucht. Das sieht Christina Beckmann auf ihrem kleinen Notebook, das sie auf dem Empfangstischchen stehen hat. Gleich neben der Liste, in die sie die Spontan-Einkäufer einträgt. Ein bisschen ist das wie ein Türsteher in der Disko oder eine Empfangsdame im Hotel. "Wichtig ist, dass die Gäste sich auch wieder bei mir abmelden, wenn sie das Geschäft verlassen", sagt Beckmann. Nicht jeder Kunde bleibe schließlich die vollen zwei Stunden, an denen bei Klingenthal mit Termin maximal gestöbert werden kann. "Wenn jemand früher geht, habe ich wieder die Möglichkeit, einen zusätzlichen Kunden hinein zu lassen. Und außerdem habe ich so immer im Blick, wie viele Menschen tatsächlich gerade im Geschäft sind." Vor allem zur vollen Stunde hätten sich auch schon mal kurze Warteschlangen vor dem Eingang am Gehrenberg gebildet, sagt Malte Rottmann. Die meisten Termine würden eben zur vollen Stunde vergeben. "Aber wir haben Glück, dass wir eine so große Fläche haben. Da können wir schon flexibel reagieren." In der unmittelbaren Nachbarschaft, bei H&M oder New Yorker sind auch am Donnerstag zeitweise kleine Warteschlangen. "Aber das nehme ich gerne in Kauf", sagt Sibille Klerk, die vor dem Eingang von New Yorker steht und geduldig auf Einlass wartet. "Ich bin so froh, dass ich endlich wieder Klamotten einkaufen kann. Da hat während der Schließungszeit doch einiges an Lebensqualität gefehlt", sagt sie. Es sei aber mit den Terminen natürlich nicht das Gleiche, schränkt Klerk ein. "So einfach herum bummeln und mal in den einen oder anderen Laden stolpern - das geht eben nicht - zumindest nicht hier in Herford." Eine Art Einkaufstourismus in die Nachbarstadt ist nicht auszuschließen Damit spielt Sibille Klerk darauf an, dass es in einigen Städten in der Nähe schon wieder erlaubt ist, ohne Termin in den Innenstädten zu shoppen. Seit Donnerstag geht das - nach Paderborn - auch schon wieder in der Fußgängerzone im benachbarten Bielefeld. "So richtig verstehen tue ich das nicht", sagt Malte Rottmann. "Schließlich fahren die Menschen ja von einer Stadt in die andere. Und die Befürchtung, dass eine Art Einkaufstourismus ensteht, habe ich schon." So hatten sich am ersten Tag "Shoppen ohne Termin" in Bielefeld auch bereits lange Schlangen vor den Geschäften gebildet. "Ist ja auch klar", meint Rottmann. "Der Nachholbedarf ist bei den Menschen schließlich da." Doch bei allem Verständnis hofft Rottmann, dass die Menschen vorsichtig bleiben. "Ob mit Termin oder ohne - wir wünschen uns, dass wir unsere Türen nicht erneut verschließen müssen."

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