Klinikums-Chef: Alter der Corona-Patienten sinkt

Kreis Herford. Entspannt blickt Peter Hutmacher auf die Lockdown-Lockerungen in dieser und den nächsten Wochen. Mit 17 stationären Covid-19-Patienten am Freitag vergangener Woche, davon sechs, die Intensivmedizinisch versorgt wurden, hätten sie eine deutlich andere Lage als noch Anfang Januar. Damals hatte das Klinikum mehr als 50 Patienten in der stationären Behandlung. Sorgen macht dem Klinikum-Vorstand nun aber etwas Anderes. In dem Krankenhaus an der Schwarzenmoorstraße steigt der Anteil der Patienten mit der britischen Virus-Variante. Andere Krankheitsverläufe als bei herkömmlichen Covid-19-Infektionen haben die Ärzte Hutmacher zufolge aber nicht feststellen können, insbesondere auch keine schwereren Krankheitsverläufe. Die britische Variante sei aber deutlich infektiöser. Im Klinikum sind allerdings auch schon mehr als 1.100 Mitarbeiter von mehr als 2.000 geimpft. &bdquo;Das schützt und sorgt für ein hohes Sicherheitsgefühl.“ Viele weitere Mitarbeiter wollten sich noch impfen lassen, seien aber derzeit noch nicht berechtigt. Zu Letzteren gehört auch Hutmacher selbst, der nicht am Patienten arbeitet und darum noch nicht dran ist. Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten liegt bei 43/44 Jahren Das sinkende Alter der Patienten, die stationär mit Covid-19 behandelt werden müssen, zeige aber, dass die Impfungen greifen: Anfang des Jahres lag es bei durchschnittlich 50 Jahren, inzwischen seien sie bei 43/44 Jahren. &bdquo;Die Seniorenheime sind durchgeimpft“, sagt Hutmacher. &bdquo;Der Anteil der Versterbenden ist deutlich rückläufig.“ Für Hutmacher geht die Entwicklung damit in die richtige Richtung. Auch die Kopplung der Lockerungen an den Inzidenzwert hält er für richtig. Wichtig sei, dass jetzt noch mehr Abstriche vorgenommen werden, damit sie das Infektionsgeschehen im Blick hätten. Hutmacher geht zwar von steigenden Fallzahlen in den nächsten Wochen aus. Die Gegenspieler seien aber das Impfen und die FFP2-Masken, die einen hohen Schutz böten. &bdquo;Damit sollten wir gut durch die weitere Entwicklung kommen.“ Eine Situation wie im Dezember sieht der 55-Jährige daher nicht mehr auf das Klinikum zukommen. &bdquo;Ja, es könnte alles schneller gehen“, sagt er. Aber die Impfungen seien gut durchorganisiert. Und das Impfgeschehen werde einen weiteren Schub bekommen, wenn ab Ende März auch die Hausärzte Impfungen durchführen werden. Im Blick hat Hutmacher immer auch die Situation andernorts. Tschechien hatte am Freitag zum Beispiel einen Inzidenzwert von 800, Frankreich von 220, Italien von 210, Polen von 200, die Niederlande von 180, Belgien von 140. Mit einem Wert von ungefähr 65 lägen Deutschland und Dänemark deutlich im unteren Bereich, sagte der Klinikum-Vorstand am Freitag. Erste Bitten um die Übernahme von Patienten aus dem Ausland lägen in Deutschland bereits vor. &bdquo;Und wenn sie an das Klinikum Herford gerichtet werden, übernehmen wir natürlich auch Patienten“, sagt Hutmacher. Freie Station als Schlafstation für Mitarbeiter Sehr besorgt ihn, dass viele nicht zum Arzt gingen, wenn es eigentlich angezeigt sei. Dringend appelliert er an die Menschen, dass sie mit Symptomen zu Haus- und Fachärzten sowie in die Kliniken gehen. Trotz der stark rückläufigen Anzahl von Covid-19-Patienten, die mit schweren Krankheitsverläufen stationär behandelt werden müssen, sei im Januar der durchschnittliche Schweregrad der Krankheitsverläufe insgesamt im Klinikum noch einmal um fünf Prozent gestiegen, sagt Hutmacher. Er führt das darauf zurück, dass die Menschen aus Angst vor einer Infektion mit Covid-19 den Kontakt mit Ärzten und Kliniken meiden. &bdquo;Sie warten zu lange.“ Aber das sei der falsche Weg. Denn das habe Folgen für den weiteren Krankheitsverlauf, etwa bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs. &bdquo;Wir sehen da noch mehr auf uns zukommen, auch in den nächsten Monaten. Hutmacher betont, dass Krankenhäuser inzwischen die sichersten Orte in Deutschland seien – neben Senioreneinrichtungen. Das Personal mit Patientenkontakt sei fast komplett durchgeimpft, trotzdem trügen alle weiterhin FFP2-Masken. Trotz der vielen schweren Dinge, die den Krankenhausalltag belasten, hat es in den vergangenen Wochen Erfreuliches gegeben: Als beim Wintereinbruch nicht klar war, ob es die Mitarbeiter zur Frühschicht schaffen, in das Krankenhaus zu kommen, hätten rund 20 Kollegen im Klinikum übernachtet, um gegebenenfalls für sie einzuspringen. &bdquo;Wir hatten noch eine Station frei und haben sie zur Schlafstation gemacht“, sagt Hutmacher. Spaß gemacht habe zudem die Teilnahme des Klinikums an der Jerusalema-Challenge. Das Anliegen hätten die Mitarbeiter an ihn herangetragen, und es habe viel Spaß gemacht. Tanzend gefilmt zu werden, war allerdings wohl einigen aus dem Verwaltungsrat, dem auch Hutmacher angehört, unheimlich: Dreiviertel der Kollegen hätten vor der Tanzeinlage fluchtartig den Raum verlassen. &bdquo;Natürlich die Jungs“, sagt der Klinikum-Vorstand schmunzelnd. Augenzwinkernd räumt er ein, am Abend zuvor mit seiner Frau geübt zu haben. Trotzdem habe Manfred Pietra dabei die bessere Figur gemacht.

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