Schwangerschaft in der Corona-Pandemie ist besonders herausfordernd

Herford. Eine Schwangerschaft ist im Leben vieler Menschen ein schönes und einschneidendes Erlebnis. In der Corona-Pandemie ist manches jedoch anders. Zwar ist die Freude weiterhin groß, doch die Umstände haben sich verändert. Viele Frauen nähmen diese Zeit als sehr isoliert wahr. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen nehme der persönliche Kontakt ab. Das beobachten Friederike Pilarski, Leitende Hebamme am Klinikum Herford, und Helga Barkey, gelernte Kinderkrankenschwester und Babylotsin der Stadt Herford. Die beiden Expertinnen erläutern im Gespräch mit der NW, wie es den werdenden Eltern in Herford derzeit geht. Die Geburtsvorbereitung läuft nun digitaler Um Schwangere und ihre Partner schon vor der Geburt des Kindes zu unterstützen (auch abseits der Pandemie), hat das Klinikum Herford in Kooperation mit dem Jugendamt im Januar 2021 das Projekt "Babylotsin" gestartet. "Die Beratung ist vielschichtig. Im Gespräch beantworte ich individuelle Fragen und stelle wichtige Kontakte her", beschreibt Barkey ihre Aufgaben. Eine Schwangerschaft in der Corona-Zeit stellt Familien vor ganz neue Herausforderungen: Manche Schwangere haben ein Beschäftigungsverbot. Auch die Geburtsklinik könne im Vorfeld nicht besucht werden. Ein persönliches Kennenlernen des Teams sei schwerer möglich. Geburtsvorbereitungskurse finden virtuell statt. Das sei nicht für jede Frau ideal. Auffällig sei, dass während der Pandemie die Anmeldungen für Schulungen deutlich zurückgegangen seien. Barkey: "Gerade in der ersten Zeit vor der Geburt sind aber viele Unsicherheiten da. Das fängt bei Themen wie dem Stillen an, beim Handling des Kindes bin hin zu finanziellen Aspekten. Der Bedarf ist ganz individuell." Die 57-Jährige hat Gesundheitskommunikation studiert und arbeitet seit über 30 Jahren am Herforder Klinikum. Sie kann also auf jahrelange Erfahrungen zurückgreifen. "Der Vorteil an einer frühzeitigen Beratung ist natürlich, dass die werdenden Eltern noch mehr Zeit haben, sich vorzubereiten." Wenn das Baby erst einmal da sei, würden ganz andere Aufgaben anfallen. Werdende Väter dürfen mit in den Kreißsaal Eine der größten Befürchtungen der Schwangeren sei, dass ihre Partner nicht bei der Geburt dabei sein dürfen. Pilarski kann in diesem Punkt beruhigen: "Die Männer durften und dürfen bei der Geburt dabei sein", betont die 43-Jährige. "Allerdings können die Partner nicht die ganze Geburt begleiten." Das bedeutet, dass die werdenden Väter mit in den Kreißsaal dürfen, wenn die Geburt losgeht. Sollte die Frau aber frühzeitig mit den Wehen ins Krankenhaus kommen oder die Geburt noch nicht weit vorangeschritten sein, sodass es in den Kreißsaal geht, müssten die Partner schon mal zuhause ausharren. Und was passiert, wenn sich eine Schwangere mit dem Coronavirus infiziert? Laut Angaben des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben gebe es bislang keine Erkenntnisse darüber, dass Frauen, wenn sie sich im letzten Drittel der Schwangerschaft infizierten, das Virus im Mutterleib an ihre Babys weitergegeben haben. Bisher seien die möglichen Risiken jedoch noch wenig erforscht. In solchen Fällen sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Sollte eine Frau schon mit einem positiven Corona-Test zur Geburt in die Klinik kommen, könne sie direkt von anderen Patientinnen isoliert werden. Die Geburtsbegleitung könne weniger intensiv stattfinden als bei negativ Getesteten. Natürlich werde sie aber betreut: "Es müssen ein paar Abstriche gemacht werden, denn das Personal muss auch geschützt werden", sagt Pilarski. Schwangerschaft sei während Pandemie besonders belastend Von einigen werde die Schwangerschaft zurzeit mehr als Belastung empfunden. Die Freude könne weniger mit anderen geteilt werden, da Schwangeren empfohlen wird, auch innerhalb der Familie die Kontakte einzuschränken. "Es ist ein großer Einschnitt im Leben vieler Paare. Durch die Pandemie können sich Schwangere weniger mit anderen austauschen. Das kann zu depressiven Stimmungen führen. Und manche gehen angstbehafteter in die Geburt", stellt Pilarski fest. Ein weiteres Problem: Durch den Lockdown bewegen sich die schwangeren Frauen weniger. Mehr als sonst hätten im vergangenen Jahr eine Schwangerschaftsdiabetes entwickelt. Sportkurse für Schwangere finden nicht statt. Barkey: "Auch in der Schwangerschaft gilt es, 10.000 Schritte pro Tag zu schaffen." Ein täglicher Spaziergang zwischen 30 und 60 Minuten kann bereits hilfreich sein, um diese Nachteile zu kompensieren. Den Mythos, dank der Pandemie würden mehr Kinder geboren, können die Hebamme und die Babylotsin übrigens nicht bestätigen. Die Zahlen seien eher zurückgegangen.

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