Naturschutzgebiet gefordert: Aulandschaften an Werre und Else retten

Hiddenhausen. Noch schweift der Blick weit über die Felder Richtung des bestehenden Gewerbegebietes Oberbehme. Geht es nach dem derzeit in der Diskussion befindlichen &bdquo;Regionalplan OWL“ könnte das Interkommunale Gewerbegebiet (IKO) auf fast das Doppelte seiner heutigen Größe wachsen. Kritik kommt vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), der sich darum sorgt, dass die Erweiterung die Wanderwege von Tieren einschränken würde und die Werreaue ihre wichtigen Funktionen für Ökologie und Hochwasserschutz verlieren könnte. Gewerbegebiet will wachsen Geht es nach dem Entwurf könnte sich das IKO vom Südrand des bestehenden Gewerbegebietes zwischen B239 und der Bahnlinie bis zum Müllerweg in Schweicheln-Bermbeck erstrecken. Bisher befindet sich ein Großteil des IKO auf Kirchlengerner Gebiet. Bis zum 31. März können Kommunen, Interessenverbände und Bürger Einwände gegen den Regionalplan erheben oder Vorschläge machen. 2023 soll der Regionalplan in Kraft treten und bis 2040 die möglichen Flächennutzungen beschreiben. Auf der Grundlage des Plans würden die Kommunen dann ihre Flächennutzungs- und Bebauungspläne erarbeiten. Daher wolle der BUND mit den Bürgermeistern der Kommunen Hiddenhausen und Kirchlengern ins Gespräch kommen, um Ideen zu entwickeln, wie der Flächenfraß eingedämmt, Gewerbegebiete ökologisch aufgewertet und natürliche Korridore erhalten werden könnten. Selbst die Industrie- und Handelskammern haben das Thema inzwischen erkannt: Die IHK Bielefeld hat sogar eine Broschüre zum Thema &bdquo;Ökologische Gestaltung von Unternehmensstandorten“ vorgelegt. Naturschützer kritisieren Flächenverbrauch Bernd Meier-Lammering und Karsten Otte von der BUND-Kreisgruppe kritisieren auch den drohenden Flächenverbrauch und die Tatsache, dass sich die Erweiterung &bdquo;wie ein Riegel“ zwischen Werre und Reesberg schieben und damit einen der letzten Wege für Tierwanderungen zwischen Fluss und Hügel zerschneiden würde. Hauptthema ist am Welttag der Feuchtgebiete aber die Aulandschaft mit ihren Feuchtgebieten und Totarmen an der Werre. &bdquo;Es ist problematisch, wenn Gewerbe- oder Wohngebiete wie an Werre oder Aa immer näher an die Flüsse heranrücken“, sagt Meier-Lammering, &bdquo;denn Feuchtgebiete spielen eine bedeutende Rolle für den Klima- und Hochwasserschutz sowie für das ökologische Gleichgewicht der Regionen. Entlang der beiden Flüsse sind nur noch Reste der ehemaligen Auen vorhanden, die bei Hochwasser überflutet werden können.“ Natürliche Auen können große Wassermengen aufnehmen, wie ein Schwamm zurückhalten und bei Trockenheit wieder an die Umgebung abgeben. &bdquo;Gerade die letzten Dürresommer haben gezeigt, wie wichtig diese Landschaften für den Wasserhaushalt sind. Außerdem filtern sie Schadstoffe aus dem Wasser und verbessern die Gewässerqualität, speichern Kohlenstoff und zählen zudem zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas“, ergänzt Otte. Die Auen an Werre und Else sollten Naturschutzgebiete werden Ein Großteil der Auen sei schon heute Siedlungen, Landwirtschaft und dem Straßenbau zum Opfer gefallen. Nur etwa acht Prozent der Flussbereiche in ganz Deutschlandverfügen noch über derartige Bereiche in natürlichem oder naturnahen Zustand. Angesichts der Bedeutung der Aulandschaften wünschen sich die Naturschützer, dass die Werre- und Elseauen mit den Flüssen zum Naturschutzgebiet erklärt werden, zumal es Biber und Fischotter als Neuzugänge in der dort heimischen Tierwelt zu geben scheint. Anzutreffen seien auch Fledermäuse, Regenpfeifer oder Eisvögel, verschiedene Amphibien und natürlich eine Vielzahl von Insekten. &bdquo;Auland ist kein Bauland“, sagt Otte, und das habe auch schon bei der Anlage des ursprünglichen Interkommunale Gewerbegebiets gegolten. &bdquo;Das hätte gar nicht gebaut werden dürfen, denn seine Fläche liegt in dem kartierten Bereich des 100-jährigen Hochwassers und musste damals künstlich um einen Meter erhöht werden, damit dort überhaupt gebaut werden konnte.“ Angesichts der klimatischen Veränderungen zwischen Trockenheit und Starkregen bleibe die Hochwassergefahr virulent. Dass der Bahndamm wie im Plan ausgewiesen einen wirksamen Hochwasserschutz bieten könnte, glaubt Meier-Lammering nicht: &bdquo;Der Damm ist aus Schotter und wasserdurchlässig.“ Es gebe also nicht nur ökologische Gründe, eine Erweiterung gründlich zu prüfen.

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