Bugatti-Chef sieht Politik und Unternehmens-Führungen in der Pflicht

Kreis Herford. Noch vor einem Jahr wäre die Situation, wie sie jetzt ist, noch nicht ansatzweise vorstellbar gewesen. Klaus Brinkmann, Chef des Herforder Bekleidungsherstellers Bugatti, redet nicht um den heißen Brei herum, wenn es um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Textilbranche geht. "Wir haben eine angestrengte Situation. Dennoch kämpfen und tun wir und verlieren unseren Optimismus nicht." Anzeichen dafür finden sich in der neuen Kollektion für den Winter 2021, die Bugatti gerade seinen Einkäufern präsentiert - vereinzelt persönlich im Showroom in Düsseldorf, zumeist aber online aufgrund der einzuhaltenden Corona-Hygieneauflagen. Mit vier Farbthemen kommt die Damen-Kollektion für den Winter 2021 daher. Per Video-Anruf zeigen Designerin Lena Brinkmann und Vertriebsleiter Thomas Bergs die Looks für Frauen und Männer. Feminine Linien, bequeme, lässige Materialien und neue Töne wie ein frisches Mintgrün, ein sattes Camel in Kombination mit Marine oder gebrannte Orange- und Rottöne und ein helles, sanftes Olive bieten die Bugatti-Looks aus der Womenswear. Flexible Stoffe und Schnitte machen viele Stücke zu gemütlichen Lieblingsteilen, die auch für die neuen Trends wie Homeoffice und lässige, casual Alltags-Outfits bestens geeignet sind. "Auch Muster sind wieder dabei", sagt Lena Brinkmann und zeigt angenehme Prints - von floralen, dezenten Mustern bis hin zu grafischen Styles in satteren Farben in die Kamera. Übergreifend bei den Herren und Damen hat Bugatti den ökologischen Fußabdruck im Blick Bei den Herren wird Bugatti an drei Lieferterminen drei Hauptthemen in den Handel bringen: "Flexcity" ist das Oberthema für die Männermode, die sich vor allem durch Bequemlichkeit, Tragekomfort und Modernität auszeichnet. Einmal mit goldenen Kleinigkeiten wie Reißverschlüssen oder Aufnähern, dann mit roten Details aufgewertet, kommen Sakkos, Jacken, Chinos, Denimware oder Hemden und Pullover daher. Übergreifend bei der Herren- und der Damenkollektion ist das Thema "Respect Nature", in dem unter anderem Gewebe aus recycelter Wolle oder recyceltem Polyester, das hauptsächlich aus PET-Flaschen gewonnen wird, zum Einsatz kommen. "Die Kollektionen sind kleiner als sonst", sagt Klaus Brinkmann. Auch hier wirke sich Corona aus. "Aber die Begeisterung für unsere Produkte ist ungebrochen da. Ich mache das jetzt seit über 40 Jahren, und es ist immer wieder toll, wie wir unser emotionales Produkt Mode weiterentwickeln", so der Bugatti-Chef. Bei kleineren Kollektionen sei es außerdem noch schwieriger, treffsicher zu sein bei dem, was die Menschen draußen wollen. "Das ist uns aber ganz hervorragend gelungen - die ersten Reaktionen in Düsseldorf sind sehr positiv." Warum Mode in gewisser Weise auch "verderbliche Ware" ist Jetzt hofft Brinkmann darauf, dass Engpässe mit finanziellen Hilfen aus der Politik zu überbrücken sind. "Man kann nur hoffen, dass unser Modehandel ebenso unterstützt wird wie die Gastronomie oder andere stark gebeutelte Branchen", so Klaus Brinkmann. Zwar habe man kein Produkt des täglichen Bedarfs, denn eigentlich hätte fast jeder zu Hause seinen Kleiderschrank voll - es müsse keiner frieren -, aber die Mode sei eben ein sehr emotionales Produkt, das Begeisterung dringend brauche. "Und in gewisser Weise haben wir auch eine Art von verderblicher Ware, da sich die Trends schnell ändern und wir es mit Neuem, Modernem immer wieder schaffen müssen, Begeisterung zu wecken." Und Klaus Brinkmann macht noch auf einen weiteren Umstand aufmerksam: "Es ist zu kurz gedacht, lediglich den Modehandel zu unterstützen", sagt er. Rund 50 Prozent der Ware Fashion, die im Handel hänge, sei noch im Besitz der Industrie. "Große Händler handeln das heutzutage nur noch durch - das Risiko trägt insgesamt zur Hälfte die Herstellerseite. Das ist eine schleichende Entwicklung der vergangenen zehn Jahre gewesen. Deshalb muss die Industrie nun auch ganz dringend an den Abschriften beteiligt werden. Das muss die Politik wissen", sagt Brinkmann. "Kommunikation ist in dieser Situation das A und O" Im Spätsommer hatte Bugatti - wie auch die anderen Modehersteller aus Herford - bekannt gegeben, dass es betriebsbedingte Kündigungen - auch aufgrund der Verluste durch die Corona-Krise - im Unternehmen gebe. Das sei keine einfache Situation, so Brinkmann. "Natürlich werden bei uns Arbeitsprozesse verändert, die Digitalisierung schreitet voran. Und Veränderungen rufen bei den Menschen oft auch Verunsicherung hervor", so der Bugatti-Chef. In solchen Situationen seien aber umso mehr die Unternehmensführungen gefragt. Das sei eigentlich zu Hundert Prozent vergleichbar mit den Anforderungen an die Politik in dieser Corona-Pandemie: "Hier ist Kommunikation das A und O, denn damit schafft man Transparenz und somit Vertrauen. Und den Glauben daran, dass man es gemeinsam schafft." Nicht umsonst werde derzeit jeder größere Auftrag, der aus Düsseldorf von der Ordermesse gemeldet werde, kommuniziert und gefeiert. "Es ist wichtig, dass wir uns in solchen Zeiten auf die Schultern klopfen für das, was wir geschafft haben."

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