Innovationen waren in Herford - auch abseits von Corona - längst überfällig

Herford. Wenn der Herforder Innenstadt-Händler mit dem Fahrrad bei seinen Kunden zu Hause vorbeikommt, um bestellte Bekleidung, Bücher oder Blumen zu bringen, dann ist Lockdown. Auch, wenn persönliche Kundenansprache - sei es über handgeschriebene Zettel in den Schaufenstern oder digital über Facebook - zur Selbstverständlichkeit wird und der Händler nahezu rund um die Uhr zum Beispiel über Whats App für seine Kunden ansprechbar ist, hat wohl ein gewisses Virus daran seinen Anteil. An der Corona-Pandemie ist grundsätzlich nichts Positives zu finden. Sorgt sie doch mit schweren Krankheitsverläufen, Todesfällen, Finanzkatastrophen und Einschränkungen des alltäglichen Lebens für dramatische Situationen. Doch manchmal entstehen aus Notsituationen Innovationen. So zu beobachten derzeit in der Herforder Innenstadt. Seit Jahren - lange vor Corona - lamentieren Händler, Politiker und Einwohner der Stadt darüber, dass die Innenstadt ausstirbt. Dass der Onlinehandel die Geschäfte vor Ort kaputt mache. Aber: In der Krise zeigt sich nun die wahre Stärke des stationären Handels. Die Händler hätten jetzt verstanden, dass Sichtbarkeit das Zauberwort sei, sagt Thomas Dickenbrok, Digital-Coach des Handelsverbandes Ostwestfalen-Lippe. Eine Trumpfkarte, die der stationäre Handel auch schon vor Corona hätte ausspielen können Sichtbarkeit ist eine Sache. Aber Persönlichkeit eine weitere. Und die Herforder Händler trauen sich nun das, wovor wohl viele jahrelang zurück schreckten: Sich zu zeigen - ob in den sozialen Medien und mit innovativen Ideen und Kreativität für ihre Kunden. Damit spielen sie endlich eine Trumpfkarte aus, die sie schon seit Jahren haben: Die Beziehung, die sie zu ihren Kunden pflegen. Das Persönliche, den eigenen Charakter, die menschliche Ebene, die in dieser Zeit des Abstands so sehr an Bedeutung gewonnen hat. Doch da ist Corona nur der Gipfel. Auch schon vor der Pandemie hätten die Geschäftsleute - gerade die Inhaber kleiner Geschäfte - diese Trumpfkarte ausspielen können, um damit dem unpersönlichen Onlinegeschäft etwas entgegen zu setzen. Schon längere Zeit hat es eben nicht mehr ausgereicht, morgens seinen Landen aufzuschließen, auf Kunden zu warten, und das Geschäft dann abends wieder zuzuschließen. Und neben dem Einbringen der eigenen Verkäufer-Persönlichkeit werden nun auch die digitalen Möglichkeiten endlich genutzt. Und wenn Corona irgendwann überstanden ist, heißt es dranbleiben Vielleicht hätte man dafür nicht unbedingt eine Pandemie gebraucht. Aber wenn man dieser ganzen Corona-Zeit etwas abgewinnen will, dann vielleicht, dass das Virus in der Innenstadt offenbar eine Initialzündung ausgelöst hat, die schon länger fällig war. Und jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass vor allem die Inhaber der kleinen und mittleren Geschäfte auch weitere Unterstützung erfahren, damit sie wirklich überleben können. Und zwar nicht nur von den Kunden, die ihnen die Treue halten. Auch Finanzielle Hilfen sind dringend weiterhin vonnöten - die sind nun einmal leider nicht vollständig durch Innovation und Kreativität zu ersetzen. Und wenn irgendwann Corona überstanden ist, heißt es dranbleiben an diesem Weg, den viele Innenstadt-Händler jetzt eingeschlagen haben. Dann haben wir auch eine Chance, dass die Innenstadt bald wieder voller Leben ist - und bleibt.

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