Wie Corona die Krankenhäuser im Kreis Herford belastet

Kreis Herford. Die Zahl der an Covid-19 erkrankten und deshalb stationär behandelten Patienten ist in den Krankenhäusern im Kreis Herford so hoch wie noch nie. Entsprechend hoch ist auch die Belastung der Mitarbeiter. Trotzdem hat bislang keines der Häuser einen Notstand vermeldet. Es gibt aber auch Gründe für Zuversicht. "Für sie ist dies ein Marathon" Am Mittwoch waren im Klinikum Herford 46 Patienten mit einer Covid-19-Infektion in stationärer Behandlung, davon neun auf der Intensivstation. In den vergangenen drei Wochen waren es täglich zwischen 44 und 52 Corona-Patienten. Ihre Versorgung sei &bdquo;sehr herausfordernd", teilt das Klinikum auf Anfrage von nw.de mit. Sowohl die Behandlung als auch die damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen seien belastend, insbesondere für diejenigen, die in den Schwerpunktbereichen wie den Intensiv- und Infektionsstationen arbeiten würden. &bdquo;Für sie ist dies ein Marathon, sowohl physisch als auch psychisch", heißt es. Trotz der Belastungen sei der Krankenstand unter den Mitarbeitern derzeit aber nicht erhöht. Auch die Zahl der an Covid-19 erkrankten Mitarbeiter halte sich im Rahmen. Derzeit gebe es acht Fälle. Einer davon habe sich bei einem Patienten infiziert, alle anderen ließen sich nicht auf einen Kontakt im Klinikum zurückführen. Hinweise darauf, dass die Virus-Mutation aus Großbritannien bereits angekommen sein könnte, gebe es noch nicht. &bdquo;Aber wir haben den Blick darauf und sind hier in engem Austausch mit den Laboren, mit denen wir zusammenarbeiten", teilt das Klinikum mit. Perspektive für die Zukunft Trotz der schweren Lage blieben die Mitarbeiter zuversichtlich: &bdquo;Bedingt durch die Impfentwicklung ist zumindest eine Perspektive für die Zukunft gegeben, und das macht Mut." Schon vor Wochen hatte das Klinikum Herford einen Operationssaal außer Betrieb genommen, um Kapazitäten für Intensivstationen für Corona-Erkrankte zu schaffen. Der Platz wurde bislang jedoch noch nicht benötigt. Von neun OP-Sälen würden derzeit täglich fünf bis sechs betrieben. Der Grund dafür sei, dass Ärzte und Pfleger aus dem OP-Bereich die Kollegen auf der Intensivstation unterstützen. &bdquo;Alle nötigen Operationen können aber weiterhin stattfinden", betont das Klinikum auf Anfrage. Reduziert worden seien nur planbare Operationen, nach denen zur Zeit ohnehin nur eine geringe Nachfrage bestehe: &bdquo;Natürlich gibt es bei den betreffenden Personen auch Ängste im Zuge der Pandemie." Patienten, die für Operationen angemeldet waren, würden daher auch von sich aus die Termine verschieben. "Bislang vor Infektionen bewahrt geblieben" Im Mathilden-Hospitalwerden – Stand 6. Januar – 18 Corona-Patienten behandelt. &bdquo;Wir müssen alle dauerhaft aufpassen, Abstand halten und ganztägig eine FFP2-Maske tragen", schildert Klinik-Chef Georg Rüter den derzeitigen Alltag. &bdquo;Das ist anstrengend." Die Anspannung der vielen Wochen und Monate sei auch beim Personal spürbar – allerdings nicht wegen Corona. &bdquo;Unsere strenge Hygienepolitik hat uns bislang vor Infektionen bewahrt", so Rüter. Entscheidend seien aber die Kollegen selbst, die sich sehr diszipliniert verhielten. Beim insgesamt &bdquo;unauffälligen Krankenstand" in den auch in anderen Jahren recht arbeitsintensiven Monaten Januar bis März helfe zudem, dass derzeit niemand in den Urlaub fahre. Dies erlaubt dem Mathilden-Hospital, alle drei OP-Säle weiterhin zu betreiben. &bdquo;Die operativen Disziplinen sind nicht von der Behandlung von Corona-Patienten betroffen", so der Klink-Chef. Glücklicherweise sei bislang noch kein Patient mit der britischen Virus-Mutation eingeliefert worden, auch die beginnenden Impfungen stimmen vorsichtig zuversichtlich. &bdquo;Wichtig ist auch zu betonen, dass in Deutschland jeder Patient versorgt wird", stellt Rüter heraus. &bdquo;Das dürfte in keinem Land so sichergestellt sein wie bei uns." Kaum noch Luft Die Zahl der Corona-Patienten hat im Lukas-Krankenhausin Bünde in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. &bdquo;Die Entwicklung ist dynamisch", sagte Chefarzt Tim Christopher Lendzian. Man sei auch schon am Limit gewesen. &bdquo;Nach oben gibt es bei den Kapazitäten aktuell eigentlich kaum noch Luft", bestätigt auch Lendzians Stellvertreter Matthias Brand. &bdquo;Es ist jetzt zwar keine große Covid-Welle über uns hereingebrochen, aber es entspannt sich im Moment auch nicht." Die Belastung bleibe konstant hoch. Wenn ein Patient gehe, komme ein neuer hinzu. Dennoch sei für jeden Patienten – egal ob auf Intensiv- oder Normalstation – eine &bdquo;adäquate Behandlung und Betreuung sichergestellt", versichert Brand. Denn während viele Krankenhäuser ihre Intensiv-Kapazitäten anhand der Bettenzahl anzeigen würden und damit laut Lendzian &bdquo;Luftschlösser" gebaut" hätten, habe man in Bünde nur die Betten gemeldet, die mit Personal hinterlegt werden konnten. Diese Rechnung sei gut aufgegangen. Problem bei "Freihaltepauschale" Nicht gut gehe hingegen momentan die Rechnung für geplante Eingriffe auf. Denn die finden aktuell nicht statt, weil sich viele aus Angst vor einer Infektion nicht ins Krankenhaus trauen würden. In dem Zusammenhang sei es für Krankenhäuser, die auch noch Kapazitäten für die Behandlung von Covid-19-Patienten frei hielten, ein Problem, dass nur bis Ende September eine &bdquo;Freihaltepauschale" für jedes Bett gezahlt wurde. Das Lukas-Krankenhaus bekam bis dahin 460 Euro pro frei gehaltenem Bett. Das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen erhielt zum Vergleich 760 Euro. Die Unterscheidung resultierte aus der Versorgungsleistung der einzelnen Häuser im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Der Wegfall dieser Pauschale mache vielen Krankenhäusern finanziell zu schaffen. Bereits im Sommer betonten die Ärzte und die Geschäftsführung des Lukas-Krankenhauses aber, dass ein Krankenhaus derzeit einer der wohl sichersten Orte gegen eine Infektion mit dem Coronavirus sei. Im Gegenzug sei es je nach Krankheit mitunter gefährlich, geplante Eingriffe oder auch Vorsorgeuntersuchungen auf die lange Bank zu schieben oder gar ausfallen zu lassen.

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