Gottesdienst-Eklat: So verteidigt sich die Herforder Freikirche nun

Herford. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen der &bdquo;Gemeinde Jesu Christie" und ihren Mitgliedern Bußgeldforderungen von insgesamt mehr als 30.000 Euro. Die Herforder Polizei hatte am Samstagabend wegen Nicht-Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen einen Gottesdienst mit 111 erwachsenen und 44 minderjährigen Teilnehmern auf dem Homberghof in Falkendiek aufgelöst. Der Bielefelder Anwalt Lutz Klose hat jetzt die Vertretung der deutsch-russischen Freikirche übernommen. Termin am Mittwoch Am Mittwoch will er sich das Areal auf dem Homberghof anschauen, weitere Informationen sammeln. Am Donnerstag soll es dann eine detaillierte Stellungnahme geben. &bdquo;Die Gemeindeglieder sind davon ausgegangen, dass sie nicht gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen und es hat auch ein Schutzkonzept gegeben", so der Bielefelder Strafverteidiger in seinem Statement. Nach den Vorgaben des Landes NRW sind rein theoretisch Gottesdienste mit bis zu 175 Personen erlaubt. Auch sei der Bereich, in dem die Zusammenkunft stattgefunden habe, rund 700 Quadratmeter groß. Darüber hinaus seien ihm Fotos vorgelegt worden, die &bdquo;unmittelbar nach dem Einsatz der Polizei gemacht worden sind". Sie zeigten etwa die Beschilderung mit der Aufforderung, Abstand zu halten, Flaschen mit Desinfektionsmitteln und eine große Zahl Stuhlreihen, die es nach seiner Einschätzung den Besuchern sehr wohl erlaubte, Abstand zu halten. Auch sei bei der Zusammenkunft nicht gesungen worden, der Gesang sei eine Aufnahme gewesen, erklärt der promovierte Jurist. Die Mitglieder der Gemeinde, die den Raum in Zweiergruppen verlassen hätten, hätten auch druchweg Masken getragen. Für viele Gemeindeglieder habe der Polizeieinsatz auch im privaten Bereich gravierende Konsequenzen gehabt. Sie seien am Montag an ihren Arbeitsplätzen teils beschimpft und aufgefordert worden, Corona-Tests zu machen. Hinweis im August Bereits im Sommer vergangenen Jahres, als Gottesdienste problemloser zu organisieren waren und es noch keinen weiteren Lockdown gab, hatte es einen Hinweis von einem Anwohner gegeben, dass Corona-Regeln durch die Gemeindemitglieder nicht eingehalten würden. Eine Überprüfung durch das Ordnungsamt der Stadt Herford konnte die Angaben des Hinweisgebers aber nicht erhärten. Der CDU Stadtverband übt unter anderem wegen dieses Hinweises Kritik an Bürgermeister Tim Kähler: &bdquo;Lagen wie in diesem Fall offenkundig Hinweise auf ein Fehlverhalten vor, muss sich der Verwaltungschef schon fragen lassen, warum hier nicht engmaschig und scharf kontrolliert wurde, um ähnliche Verstöße zu verhindern", heißt es in einer Pressemitteilung des CDU-Stadtverbands. In einer Stellungnahme weist Kähler – neben dem Verweis, dass es zum damaligen Zeitpunkt keinen Lockdown gab – auch darauf hin, dass es nach wie vor nicht verboten ist, Gottesdienste durchzuführen, Kontrollen also durchaus aufwendiger sind, als einfach mit dem Auto vorbeizufahren und zu schauen, ob Licht brennt. &bdquo;Wir arbeiten in enger Abstimmung mit der Polizei zusammen und gehen jedem Hinweis nach", sagt Kähler. Zudem würden stichprobenartige Kontrollen durchgeführt, im Rahmen der vorhandenen Ressourcen. Areal 2013 gekauft Darüber hinaus liegt der Standort alles andere als zentral und ist nicht gerade gut einsehbar. Über Jahre hatte die Stadt Herford versucht, Käufer für das teils stark renovierungsbedürftige Areal des Homberghofs zu finden. Dann hatte sie Glück. 2013 wurde der linke Teil der Gebäude an die ursprünglich aus Kirgisien stammende &bdquo;Gemeinde Jesu Christie" veräußert. Der Freikirche mit ihren damals 80 Gemeindegliedern waren ihre Räume am Otternbuschweg zu klein geworden. 2018 wurde ein weiteres Gebäude des Homberghofs erworben. Die Gemeindemitglieder waren dann vorwiegend in Eigenleistung daran gegangen, die Häuser umzubauen. Es entstanden ein Gemeindesaal sowie Räume für die Jugendarbeit. Zwei Mehrfamilienhäuser wurden von den Gemeindegliedern ebenfalls saniert – sie werden jetzt von Angehörigen der Freikirche bewohnt.

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