Aufgelöster Gottesdienst in Herforder Freikirche: Gemeinde will sich äußern

Herford. Es ist ein Fall, der deutschlandweit für Aufsehen und Unverständnis sorgt. 111 Erwachsene und 44 Kinder der freikirchlichen &bdquo;Gemeinde Jesu Christie" feiern am Samstag auf dem Homberghof im Herforder Ortsteil Falkendiek einen Gottesdienst offenbar ganz ohne ein vorgeschriebenes Sicherheits- und Hygienekonzept. Die Polizei hatte die Veranstaltung nach einem Hinweis aus der Bevölkerung beendet. Polizei und Stadt gehen jetzt ordnungsrechtlich gegen die Beteiligten vor. Das kann, wenn sich die Corona-Verstöße bestätigen sollten, extrem teuer werden. Was die Bußgelder kosten können Die 111 erwachsenen Teilnehmer erwartet ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren wegen Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz. Ein einziges Knöllchen liegt bei 250 Euro pro Person, insgesamt geht es also um 27.750 Euro. Dazu kommt ein Bußgeld von 5.000 Euro, das die Stadt jetzt von der Gemeinde als Veranstalter fordert. Pikant: Ein für Gottesdienste nötiges Sicherheits- und Hygienekonzept hätte dem Gesundheitsamt des Kreises Herford von der Glaubensgemeinschaft vorgelegt werden müssen – doch ein solches Konzept gibt es nicht. Die Gemeinschaft hatte aber in einem eigenen Schreiben – allerdings ohne Unterschrift – an die Herforder Verwaltung unmittelbar vor Weihnachten versichert, bis zum Ende des Lockdowns am 10. Januar keine Präsenzgottesdienste veranstalten zu wollen. Statt dessen wolle man alle Veranstaltungen online anbieten. &bdquo;Der Stadt so etwas zu schreiben und dann so zu agieren, zeugt nicht davon, dass man gegenseitig Vertrauen aufbauen möchte", folgert Bürgermeister Tim Kähler. Angesichts der Menschen, die in Herford gesundheitlich durch die Pandemie und ihre Einschränkungen betroffen sind, um Angehörige, ihre Gesundheit oder um ihre Existenz bangen, sei es angebracht, &bdquo;dass sich die Gemeinde bei den Bürgern entschuldigt". Nachdem am Wochenende bei den Mitgliedern der Homberghof-Gemeinde offenbar noch die Nerven blank lagen und Journalisten abgewiesen wurden, zeigt sich ein junger Mann am Montagmorgen freundlich am Fenster. &bdquo;Da ist sehr viel falsch berichtet worden", entgegnet der Mann im grünen Sweatshirt mit Kapuze, der nach eigenen Angaben für den Pastor der Gemeinde spricht, auf die Frage nach dem von der Polizei aufgelösten Gottesdienst. Auf Details wolle er derzeit nicht eingehen. Man habe sich einen Anwalt genommen und man wolle auch eine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben. Doch das gehe nicht von heute auf morgen. Auswirkungen auf alle Kirchen Kontakte zwischen der bis zum Wochenende unbekannten Gemeinschaft auf dem Homberghof, deren Mitglieder sich nicht nur in dem Gemeindehaus treffen, sondern teils dort auch leben, und den großen Herforder Kirchengemeinden gibt es nicht. Der Evangelische Kirchenkreis Herford, die katholischen Gemeinden aber auch die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Herford hatten bereits unmittelbar nach dem Corona-Lockdown alle Gottesdienste vom Advent zunächst bis in den Januar abgesagt. Superintendent Olaf Reinmuth vom Kirchenkreis befürchtet durch die Verstöße auf dem Homberghof aber einen Schaden für die Kirchen insgesamt – und ganz besonders für die Freikirchen. Dass hier offenbar nicht zwischen den einzelnen Freikirchen unterschieden wird, zeigen die Erfahrungen von Pastor Lars Schwesinger von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Herford. &bdquo;Unser Systemadministrator, der nichts von der Meldung mit dem Gottesdienst am Homberg wusste, wunderte sich, warum er plötzlich 5.000 Seitenaufrufe am Sonntag hatte." Falsche Gemeinde wird verdächtigt Offenbar gingen viele der Nutzer fälschlicherweise davon aus, dass es sich bei der erwähnten Freikirche um die Gemeinde Schwesingers handelt. Er habe den Nutzern geschrieben und erklärt, dass seine Gemeinde nichts mit der auf dem Homberghof zu tun habe. Einige der Schreiber hätten sich danach bei ihm entschuldigt. Und auch die Kirchengemeinde Herford Mitte wurde in Mitleidenschaft gezogen. Eine Online-Nachrichtenseite aus Berlin griff die Meldung aus Herford auf und zeigte in Zusammenhang mit der Auflösung des Gottesdienstes das Foto der Herforder Münsterkirche. Es habe ihn mehrere Mails gekostet, bis das Bild ausgetauscht worden sei, so Pastor Johannes Beer.

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