Kreis Herford

Silvester läuft nicht immer nach Plan

Zurückgedacht: Die Böllerei ist nicht jedermanns Sache. Mancher erinnert sich aber gern an die Party und die Knallerei aus Kindertagen. Dieses Jahr wird alles anders.

01.01.2021 | 01.01.2021, 05:00
1975 – in Schweicheln wurde Silvester fast wie Karneval gefeiert. - © privat
1975 – in Schweicheln wurde Silvester fast wie Karneval gefeiert. | © privat

Kreis Herford. Schöne und kuriose Silvestererinnerungen und Pläne für den Ausklang des Corona-Jahres hat Monika Guist vom Kreisheimatverein zusammengetragen.

Ordentliches Peng

Heute feiere ich Silvester sehr ruhig. In meinen Kindertagen war es durchaus abenteuerlicher. Zu Silvester habe ich mit Böllern experimentiert. Auf einen gefrorenen See gelegt, gibt es ein ganz ordentliches „Peng“ und das Eis fängt an zu knacken. Das Eisknacken sieht man natürlich mehr als man es hört. Christian E., Bünde

Verkleidung

Eine der Schwestern meiner Oma hatte einen Engländer geheiratet. Die „Engländer“ kamen immer zu Weihnachten und Silvester zu Besuch nach Schweicheln und brachten – sehr zu unserer Freude – jede Menge Weißbrot, Cheddar und die süßen Quality-Street-Bonbons mit. Besonders gerne erinnere ich mich an eine Silvesterfeier um 1974 mit viel Girlanden- und Luftschlangenschmuck. Ich weiß noch, dass wir Mädchen uns immer verkleidet haben. Aussortierte schicke Kleider mit langen Ketten wurden stolz getragen. Die Erwachsenen feierten und wir Kinder durften herumtoben. Wir waren eine große Familie, aber leider sind inzwischen viele verstorben. Die Silvesterfeiern bleiben unvergessen. Schade, dass ich die Tradition des Verkleidens nicht an meine Kinder weitergegeben habe. Regina Zurich, Hüllhorst

Löcher gebohrt

Meine kurioseste Silvesterfeier spielt 1997. Unser Sohn war gerade ein dreiviertel Jahr alt und es begab sich, dass wir uns mit unseren wunderbaren Freunden verabredet hatten. Die beiden kinderlosen Pärchen hatten nicht nur ein Kinderbett bereit gehalten, sondern auch alles für uns vorbereitet. Wir mussten weder zu Essen noch zu Trinken mitbringen. Natürlich hatten wir uns kräftig gefreut. Im Laufe des Silvestertages entwickelte unser Sohn auf einmal Fieber, das immer höher wurde. Gegen Abend fing bei ihm das wilde Brechen an. Selbstverständlich sagten wir bei unseren Freunden ab. Das Problem war nur, wir hatten weder etwas zum Essen, noch zum Anstoßen im Haus. Dann haben wir überlegt, was machen wir aus der Silvestersache um Mitternacht? Wir hatten damals gerade unser Eigenheim erworben und einiges Handwerkliches zu tun. Als alle anderen draußen lärmend geböllert haben, haben wir Wandlöcher gebohrt, Bilder aufgehängt, Lampen angebracht. Es war eine ganz kuriose Situation. Und während andere gefeiert und auf das neue Jahr angestoßen hatten, konnten wir viel erledigen. Bilder, Lampen, Regale waren fest an der Wand und dem Kleinen ging es auch schnell besser. Burkhard Michler, Herford

Dem Sekt zugesprochen

Ich erinnere mich an eine Silvesternacht, als ich etwa zwölf Jahre alt war. Ich feierte mit Eltern und Großmutter. Irgendwann wurde natürlich die obligatorische Sektflasche aufgemacht. Dann gingen meine Eltern um Mitternacht raus, um sich das Feuerwerk anzuschauen. Da ich weder als Kind noch Erwachsene Feuerwerk mochte, blieb ich mit meiner Großmutter in der Wohnung. Meine Eltern verblieben in der Nachbarschaft und meine Oma ging irgendwann ins Bett. Und somit saß ich alleine mit der angebrochenen Sektflasche im Wohnzimmer. Der Sekt wurde nicht alt im neuen Jahr. Als ich ins Bett ging, war sie leer. Interessanterweise hatte ich am nächsten Tag keinen Kater. Ich hatte nämlich zu einer Musiksendung im Fernsehen so ausgiebig getanzt, dass wohl der Alkohol verflogen war. Grundsätzlich ist Silvester einfach nicht mein Fest. Ich feiere nicht gerne, wenn etwas zu Ende geht. Wir feiern eigentlich, dass wieder ein Teil unseres Lebens vorbei ist. Viele, vor allem ältere Menschen fühlen sich durch das Böllern an Krieg erinnert, Millionen Haustiere werden verschreckt. Barbara Hoffmann, Rheda-Wiedenbrück

Stille Nacht

Stille Nacht – Silvester in Coronazeiten. Eigentlich freuen wir uns in diesem Coronajahr darauf, einfach innerhalb unserer Kleinfamilie Silvester zu feiern. Wir müssen uns nicht fragen: Zu welcher Party gehen wir? Wem müssen wir gerecht werden? Dieses Jahr wird gemütlich zusammen gegessen, ein Spieleabend gemacht, DVDs geschaut. Wenn wir bis Mitternacht wachbleiben, ist es gut – sollten wir aber einschlafen, ist es auch in Ordnung. Wir können uns mal auf unsere kleine Familie besinnen. Wie schön. Früher verlief Silvester bei uns ganz klassisch mit „Dinner for one“ und Treffen mit der ganzen Familie und Freunden. Dieses Jahr wird der Kurze den Weg vorgeben und daher geht es sehr wahrscheinlich in Richtung Disneyfilm bei unserem Siebenjährigen. Inken Heinemann, Herford

TRUBEL WIRD FEHLEN

Normalerweise habe ich Silvester mit vielen Freunden in gemütlicher Runde gesessen. Wir haben gespielt oder einen Film geschaut, Blei- und Wachsgießen ausprobiert. Unser Filmfavorit war Mary Poppins, von dem es jetzt auch einen zweiten Teil gibt. Das wird in diesem Jahr aber alles anders. Sehr wahrscheinlich feiere ich lediglich mit zwei engsten Freunden. Wir haben uns entschlossen, auf das Böllern zu verzichten. Mit Corona kommt ein zusätzlicher guter Grund dazu. Allerdings haben wir noch keinen Aktionsersatz für das Böllern gefunden. Mal sehen, was uns da noch einfällt. Es wird mir aber sehr fehlen, Silvester viele Leute um mich herum zu haben. Maximilian Reeck, Hiddenhausen

Lästige Böllerei

Silvester ist alle Jahre wieder nicht wirklich etwas für mich. Jedes Jahr muss es etwas Besonderes sein. Jedes Jahr macht man sich enorm viel Stress, damit es auch etwas Besonderes wird. Und letztlich entscheidet sich ohnehin erst einen Tag vorher, wer sich mit wem und wo trifft, was es zu essen gibt und so weiter. Deshalb könnte ich auch gut auf Silvester verzichten. Insbesondere die Böllerei ist nichts für mich. Es fügt sich perfekt, dass die Corona-Maßnahmen das Böllern wahrscheinlich verbieten werden. Es ist einfach nur kurz und viel zu laut, alles fliegt einem um die Ohren. Man muss rausgehen, es ist immer kalt und um zwölf wird alles unterbrochen, was man vorher gemacht hat. Außerdem muss man dann meist um Mitternacht wildfremde Leute umarmen – das fällt ja in der Coronazeit auch weg. Daher freue ich mich, dass in diesem Jahr Silvester nicht so wie immer sein wird. Amelie Witte, Herford

FEIERN MIT DEN KINDERN

Corona verändert unser Silvesterfeiern kaum. Ich habe nämlich zwei kleine Kinder und wir sind in den letzten Jahren immer zuhause geblieben. Früher haben wir mit Freunden gerne Raclette gemacht. Seitdem die Kinder da sind, feiern wir eher alleine Silvester. Der Große ist fünf, der Kleine drei Jahre alt – wir sind gespannt, ob sie dieses Jahr zwölf Uhr miterleben werden. Wir bedauern keineswegs, dass nicht geböllert werden darf. Sollte es ein Feuerwerk geben, können wir das von unserem Haus aus gut sehen. Wir haben einen schönen Blick auf das ganze Dorf. Alexandra Berger, Hüllhorst

Der Beitrag erschien zuerst im HF-Magazin, Heimatkundliche Beiträge aus dem Kreis Herford