Herford, eine Innenstadt vor dem Lockdown

Herford. Die Herforder Fußgängerzone am frühen Dienstagnachmittag: Vor dem Bekleidungsgeschäft New Yorker warten fünf Kunden auf Einlass, bei der Parfümerie Douglas nebenan sind es zwei. Die Mini-Wartegemeinschaften sind die einzigen, die in der Innenstadt zu sehen sind. &bdquo;Ich muss heute noch alle Weihnachtsgeschenke kaufen, ich bin vorher nicht dazu gekommen", sagt Natalia Sheperliak, die mit einer Freundin ansteht. Andere Kunden haben bereits lange vorgeplant. &bdquo;Ich habe mit so einem Corona-Lockdown gerechnet und die Geschenke schon vor Wochen gekauft", erzählt eine Vlothoerin, die mit Tochter und Enkelin auf der Bäckerstraße steht. Bei anderen Kunden, wie bei Fabian Schlechter und Freundin Lea Schwarz, geht es kurz vor dem Herunterfahren ebenfalls um kleinere Geschenke. &bdquo;Aktuell haben wir die meisten Sachen über das Internet bestellt", sagt die 21-jährige Studentin. Jetzt habe man noch ein Geschenk für die Großmutter gekauft. Ähnlich hat es Helene Vogt (33) gemacht, die mit Sohn Matheo und ihrer Mutter Irina Wildemann auf der Höckerstraße unterwegs ist. &bdquo;Wir haben viele Geschenke bereits bestellt, gerade für Matheo", so die 33-Jährige. Das Bestellen sei zwar stressfreier, doch es gebe gegenüber den heimischen Geschäften ein Manko: &bdquo;Es gibt keinerlei Beratung", stellt die junge Mutter fest. Und das sei gerade bei höherwertigen Waren ein Problem. Kombination aus Internet und Abholung Die meisten Geschäfte in der Herforder Innenstadt sind längst über ihre Seiten im Internet erreichbar. Der direkte Kontakt mit ihren Kunden ist für sie aber weit entscheidender. &bdquo;Die Zeit um Weihnachten ist für uns die wichtigste des Jahres", erklärt Margaretha Hammen, Inhaberin der Suite 1560. Schmuck, Dekorationen, Accessoires aber auch Wein und Sekt bietet sie im Wulferthaus und am neuen Geschäftsstandort, genau gegenüber, an. Bereits das Ostergeschäft wurde vom ersten Lockdown getroffen. Was die Geschäftsfrau stört, das sind die unklaren Vorgaben. Während etwa Blumengeschäfte und Kioske geöffnet bleiben können oder Buchläden Abholstationen einrichten dürfen, ist für sie noch völlig unklar, was sie machen darf. Margaretha Hammens Idee, um wenigsten einen Teil der Kosten aufzufangen: Die Kunden wählen auf der Internet-Seite des Geschäftes am Neuen Markt aus und nehmen den Artikel oder die Gutscheine dann an einer Abholstation im Empfang. &bdquo;Uns kann aber bisher niemand sagen, ob das in unserem Fall erlaubt ist." Abholstation für Bücher Anders ist es bei der Buchhandlung Otto. &bdquo;Die Kunden können Bücher bei uns direkt oder über unsere Internetseite bestellen und sie auch bei uns abholen, sie können nur die Räume nicht mehr betreten", erklärt Inhaber Wolf-Dieter Otto. Darüber hinaus werden Bücher, wie schon beim ersten Lockdown im Frühjahr, per Post verschickt. Ähnlich sieht es bei einem Nachbarn Ottos aus. &bdquo;Die Kunden können bei uns weiterhin Bestellungen machen und auch abholen", erklärt Juwelier Hans Ewald Hungeling mit seinem Geschäft am Linnenbauerplatz. Auch sein Juweliergeschäft ist im Internet erreichbar. Eine Frage der Warenlieferung Das Schuhhaus Tscheche bietet über seine Internetseite sowie ein Plakat am Schaufenster einen Lieferservice für Schuhe aber auch für Geschenkgutscheine an. Im Blumenhaus Risse arbeiten Chefin Sabrina Herbst mit ihren Kolleginnen unter Hochdruck. &bdquo;Viele Kunden sind verunsichert. Aber nach dem aktuellen Stand dürfen wir auch nach dem Lockdown weiter geöffnet bleiben." Doch es gibt ein Problem: Die Niederlande setzen einen weit schärferen Lockdown um, als Deutschland. Damit sei unklar, ob und wie viel Ware das Herforder Geschäft aus dem Nachbarland noch erhalten wird. Eigentlich dürfte aber nichts schiefgehen, denn in dem Blumengeschäft am Alten Markt warteten bereits zig Glücksbringer zum neuen Jahr in ihren Blumentöpfen: vierblättriger Glücksklee samt kleiner Schornsteinfeger.

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