Herford Steckenpferd ist die Inklusion: Vorsitzende und Übungsleiterin in in einem

Herford. Sie sitzt in der Geschäftsstelle der Gesundheits- und Behindertensportgemeinschaft Herford (GBSG) und ihre Augen strahlen, wenn sie über den Verein und ihre Aufgaben spricht. Vier Tage in der Woche ist Sandra Pohlmann mit und für den Verein unterwegs. &bdquo;Weil es mir Spaß macht“, betont die 50-jährige. »Mein Steckenpferd war schon immer die Inklusion« Seit 26 Jahren ist sie im Verein mit dem langen Namen engagiert und hat diesen maßgeblich mitentwickelt. Aus der Aufgabe heraus fand sie auch ihren Traumjob. &bdquo;Ich habe vor 26 Jahren eine kaufmännische Ausbildung gemacht, das war aber nie mein Traumjob. Als meine Mutter einen Schlaganfall erlitt, hatte ich erstmals Berührungspunkte mit der Logopädie, der Physio- und Ergotherapie.“ Pohlmann erkannte darin mehr für sich und schloss ein Studium der Ergotherapie ab. Während des Studiums lernte sie den damaligen Kassierer der GBSG, Alfred Ilach, kennen. Der verpflichtete sie als Übungsleiterin und verschaffte ihr einen Job in der Geschäftsstelle. Seit 17 Jahren gibt sie jetzt Wassergymnastik-Kurse für geistig Behinderte im H2O. "Versuche, die Angst vor dem Anderssein zu nehmen" Als Schriftführerin rutschte Pohlmann in den Vorstand. Seit 2007 ist sie Vorsitzende des Vereins, der heute etwa 300 Mitglieder umfasst. &bdquo;Mein Steckenpferd war schon immer die Inklusion“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Als ihre Tochter zum Königin-Mathilde-Gymnasium wechselte und dort eine Projektwoche anstand, schaltete sich die Vorsitzende einfach mal ein, bot ein Inklusionsprojekt vor. &bdquo;Es begann damit, dass ich den Schülerinnen und Schülern erklärt habe, was Behinderung überhaupt ist, wo diese beginnt, welche Einschränkungen bestehen, ob es das Downsyndrom oder Autismus ist, Behinderungen sind vielfältig. Anhand von vielen Beispielen habe ich versucht, die Angst vor dem Anderssein zu nehmen“, berichtet Pohlmann. Projekte an Schulen für beide Seiten ein Gewinn Damit kam ein Stein ins Rollen. Es folgten gemeinsame Sportstunden und weitere Projekte, auch an der Ernst-Barlach-Realschule. Durch ihre vielen Kontakte arbeitet Sandra Pohlmann mittlerweile bei den Herforder Werkstätten als Gruppenleiterin. Und natürlich ist sie auch hier bei den Sportangeboten integriert. &bdquo;Aber unser Verein ist der einzige Anbieter im Freizeitbereich“, hat sie festgestellt. Ihr Netzwerk rund um den Sport und die Behinderung ist enorm gewachsen. &bdquo;Inklusion ist ein großes Thema, aber keiner weiß genau wie es geht“, hat sie in vielen Gesprächen festgestellt. Mit ihren Projekten zeigt sie aber, wie es gehen kann: Ein Inklusionsprojekt ist am Königin-Mathilde-Gymnasium mittlerweile im Lehrplan aufgenommen, dort gestalten Schüler einen Sporttag für die Behinderten und besuchen diese dann auch in den Werkstätten. &bdquo;Das ist für beide Seiten immer total spannend und aufregend, es klappt hervorragend“, freut sie sich. Preisgelder und Auszeichnungen Die Projekte haben auch einen Vorteil für den Verein: Damit kann man Preisgelder gewinnen. Zuletzt wurden die Herforder als Behindertensportverein des Jahres in Deutschland ausgezeichnet. Im April gewann die GBSG den Primus-Preis, der monatlich vergeben wird. &bdquo;Diese Gelder nutzen wir für die Ausbildung von neuen Übungsleiterinnen und Übungsleitern“, erklärt Sandra Pohlmann, die rund ein Dutzend Übungsleiter im Verein beschäftigt. &bdquo;Sie werden alle von uns ausgebildet. Der Bedarf ist weiterhin sehr hoch, gerade bei den orthopädischen Gruppen, also den Sportlern mit körperlichen Einschränkungen. Hier ist der Betreuungsschlüssel einfach besonders hoch“, erklärt sie. »Selbst der Freund meiner Tochter ist dabei« Neben ihren beiden Kindern, die sie tatkräftig unterstützen, hat Pohlmann viele junge Leute für den Verein gewinnen können, die mittlerweile als Übungsleiter dabei sind. &bdquo;Das macht total Spaß, selbst der Freund meiner Tochter ist dabei“, lacht die &bdquo;Anwerberin“. &bdquo;Er absolviert sein Freiwilliges Soziales Jahr bei uns in der Werkstatt.“ Die Suche nach ehrenamtlichen Helfern gehe eigentlich nie zu Ende. Derzeit sucht Pohlmann nach Übungsleitern für die Wasserkurse: &bdquo;Der Bedarf ist riesig, aber uns fehlen die Wasserzeiten, um im Verein noch mehr Gymnastikgruppen anbieten zu können.“ Nur wer mittendrin ist, bekommt auch Einblicke Ein weiteres Projekt samt der dafür benötigten Fördergelder hat Sandra Pohlmann schon in der Schublade. &bdquo;Die Corona-Pandemie hat uns gerade komplett ausgebremst, es läuft leider gar nichts. Das ist besonders schade, weil jetzt die Feiern anstehen würden, die bei unseren Mitgliedern sehr beliebt sind.“ Zudem würden die Einnahmen aus den Rehasport-Verordnungen fehlen. &bdquo;Corona zieht bei uns noch ein großes finanzielles Loch nach sich, da helfen die Preisgelder natürlich auch“, meint Pohlmann. &bdquo;Sobald wir wieder Sport machen dürfen, wollen wir einen Bewegungstag starten, bei dem auch Behinderte das Sportabzeichen ablegen können, denn so etwas gibt es leider noch nicht. Dafür ist eine Sonderlizenz erforderlich, die ich aber schon vorweisen kann“, berichtet die Übungsleiterin gerne. Sportabzeichen-Tag ist in Planung Diesem Sportabzeichen-Tag sollen Trainingstage vorgeschaltet werden. Dabei sollen auch die Sporthelfer aus den Schulen mit dabei sein – inklusiv eben. &bdquo;Nur wenn sie mittendrin sind, bekommen sie auch Einblicke, genau das ist unser Ziel“, betont Sandra Pohlmann. Sie hat nur einen Wunsch: &bdquo;Behinderte sind nichts Besonderes, man muss sie nicht komisch ansehen. Sie sind einfach extrem ehrlich.“

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