Fahrradstraße in Herford kommt, der Autoverkehr darf bleiben

Herford. Die Vlothoer Straße wird probeweise zwischen Stuckenberg- und Stadtholzstraße zur Fahrradstraße. Für ein längeres Stück Straße war das schon vor einem Jahr entschieden worden. Die neueste Entwicklung: Nicht nur Anlieger, sondern alle Auto- und Kraftradfahrer dürfen die Straße weiterhin mit ihren Kraftfahrzeugen befahren. Radfahrer haben allerdings Vorrang. Dieser Vorschlag ist nicht ohne Tücken. Zwar werden weniger Autofahrer auf die Nebenstrecken ausweichen, wenn sie die künftige Fahrradstraße weiterhin befahren dürfen; das war der Gedanke der SPD, für die Manfred Mohning den Vorschlag im Verkehrsausschuss vortrug. Für die Ausweisung einer Fahrradstraße ist aber wesentlich, dass sie in absehbarer Zeit überwiegend von Radfahrern genutzt wird. Gibt es jedoch keine Verdrängung des Autoverkehrs, wird der motorisierte Verkehr womöglich kaum abnehmen. Das befürchtet der städtische Verkehrsplaner Steffen Herrmann. Derzeit nutzt nach CDU-Schätzung je acht Autos ein Radfahrer die Strece Die CDU lehnte die Ausweisung der Fahrradstraße gänzlich ab. Sie hätte lieber erst einmal Daten zum Radverkehrsaufkommen auf der Vlothoer Straße gehabt und in einem Jahr entschieden, dann aber über ein Gesamtverkehrskonzept für den Stiftberg. Hans-Henning Warnecke (CDU) hatte zuvor - groben Schätzungen folgend - vorgerechnet, dass allenfalls ein Achtel so viele Rad- wie Autofahrer auf der Vlothoer Straße unterwegs sind. Grüne und Linke wollten aber schlichtweg nicht mehr länger warten. Es störe sie, immer wieder auf den Nimmerleinstag zu vertagen, sagte Traute Lakemeier von den Grünen. "Ich möchte nicht in einem Jahr hier wieder sitzen und dann feststellen, dass es soundso viele Radfahrer sind." Lakemeier mutmaßte auch, dass es mehr Radfahrer werden könnten: Derzeit würden sie sich gut überlegen, ob sie die Vlothoer Straße befahren. Für Andreas Rödel (SPD) war es kein Argument gegen die Fahrradstraße, dass es sich bei der Vlothoer Straße um eine Hauptverkehrsachse mit Gegenverkehr handelt. In Frankfurt habe er gesehen, dass auf solchen Straßen trotzdem Fahrradstraßen möglich seien. Und wenn's nicht funktioniere, müssten sie eben zurückrudern, sagte Rödel. Im Herbst soll die Stadt Rad- und Autofahrer auf der Vlothoer Straße zählen Baubeigeordneter Peter Maria Böhm stellte auf Lakemeiers Bitte in Aussicht, dass die Verwaltung im Herbst 2021 das Verkehrsaufkommen auf der Vlothoer Straße ermittelt. Die Bündnisgrüne hatte darauf hingewiesen, dass es Aufgabe von Politik und Verwaltung sei, die Testphase wohlwollend zu begleiten und gegebenenfalls nachzusteuern. Das könnten sie dann anhand der Daten, sagte Böhm. Einstimmig folgte der Verkehrsausschuss einem Antrag der Grünen, dass die Verwaltung ein Fahrradkonzept für den gesamten Stiftberg erstellen soll. Eine Frage nach einer Alternative für die Elterntaxis, in denen die Kinder zum Mathilden-Gymnasium gefahren werden, brachte Warnecke in Wallung. Die Eltern würden ihre Kinder bis ins Klassenzimmer fahren, wenn sie könnten, sagte er. Er habe schon Eltern gesehen, die mitten auf der Kreuzung mit Warnblinklicht stehen blieben, um ihre Kinder aussteigen zu lassen. "Und das haben wir vor allen Schulen. Das ist auch der Grund, warum vieles da nicht funktioniert." Mit Blick auf Mütter, die ihre Kinder an der Uni einschreiben, ergänzte er noch: "Wir haben nicht nur Bildungs-, wir haben auch Erziehungsprobleme." Weiter betrieben wird auch nach dem Votum des Verkehrsausschusses die Planung für einer begrünten Fuß- und Radwegeverbindung entlang der Vlothoer Straße südlich der Hammersmith- Kaserne. Das ist erforderlich, damit Fördermittel nicht verloren gehen.

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