Zu wenig Zeit, zu wenig Personal: Das große "Aber" mit den Schnelltests

Kreis Herford. Seit dieser Woche sollen Corona-Schnelltests in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen für mehr Sicherheit sorgen. Eigentlich eine gute Sache. Aber ist sie in einer vom Personalmangel bereits gebeutelten Branche auch umsetzbar? Laut der Allgemeinverfügung des Landes übernimmt das Land die Kosten von bis zu 20 Tests im Monat pro Bewohner. Ob die Tests für Personal, Bewohner oder Besucher eingesetzt werden, könnten die Einrichtungen selbst entscheiden. Im Spenger Martinsstift ist laut Leiter Matthias Kramer die erste Lieferung an Schnelltests schon vor ein paar Tagen angekommen. Da das Personal die Tests selbst vornehmen soll, müssen sie zuvor geschult werden. Im Martinsstift seien bereits am Sonntag die ersten Mitarbeiter von einem Arzt eingewiesen worden. &bdquo;Aber dann werden wir mit den Tests noch nicht anfangen können", sagt Kramer. Denn zuerst muss ein Konzept her, ebenfalls selbst erarbeitet. Der Kreis Herford erklärt, dass die Pflegeeinrichtungen für die Umsetzung der Tests verantwortlich seien und dem Gesundheitsamt ein einrichtungs- oder unternehmensbezogenes Testkonzept vorzulegen hätten. Der Kreis Herford muss das Testkonzept prüfen und auf Antrag der Einrichtungen feststellen, dass im Rahmen ihres Testkonzepts monatlich eine bestimmte Menge an Schnelltests in eigener Verantwortung beschafft und genutzt werden können. "Da bleiben bei jedem Test Kosten hängen" Trotz dieser Vorgaben geht Kramer davon aus, dass das Martinsstift &bdquo;spätestens nächste Woche, vielleicht schon diese Woche" mit den Schnelltests loslegen könne. Eine weitere Hürde liegt in der Finanzierung. Laut Kerstin Hensel, Vorstand im Diakonischen Werk im Kirchenkreis Vlotho, zahlt das Land einen Zuschuss von sieben Euro – brutto. Doch die Schnelltests, die beispielsweise das Eduard-Kuhlo-Heim in Löhne angeschafft hat, kosten 8,84 Euro. &bdquo;Da bleibt pro Test was hängen." Auch Kramer macht deutlich: Fallen die Kosten höher aus, müssten sie den Rest der Summe selber tragen. Über die Apotheke würden sie die Tests nicht beziehen. &bdquo;Wir erkundigen uns auf dem freien Markt", wo es für hochwertige Tests den besten Preis gebe. Prinzipiell hält Kramer die Schnelltests für eine gute Idee. &bdquo;Sie geben eine zusätzliche Sicherheit", sagt er. &bdquo;Woran es hapert, ist aber die Leistbarkeit und Umsetzbarkeit." Denn durch die Tests werde Arbeitskraft gebunden. Auch Kerstin Hensel betont, dass sie die Test-Möglichkeit gut finde. Doch dann kommt das große Aber. &bdquo;Wir sollen schützen, testen und die Einrichtungen offen halten, doch dafür brauchen wir personelle Unterstützung." Hensel ist dagegen, dass Fachkräfte den Test durchführen. &bdquo;Unser Personal ist ja nicht plötzlich mehr geworden. Es muss jemand sein, der zuverlässig ist und gut eingewiesen wird." Denn würde das Pflegepersonal testen, müsste an anderer Stelle was abgezwackt werden: &bdquo;Die Umsetzung ist ein enormer Aufwand." Das Kuhlo-Heim richtet den Fokus auf die Mitarbeiter: &bdquo;Wir wollen alle 14-tägig testen", sagt Hensel. Ist der Test positiv, muss der Mitarbeiter umgehend in Quarantäne. Wird ein Besucher positiv getestet, meldet die Einrichtung den Befund an das Gesundheitsamt. Der Zutritt ist dann selbstverständlich untersagt, erklärt der Kreis Herford. Zudem sollen die Einrichtungen die positiv Getesteten darauf hinweisen, sich umgehend nach Hause zu begeben. Weiterer Test erfolgt über das Gesundheitsamt Dann kommt das Gesundheitsamt ist Spiel. Das setzt sich mit der Person in Verbindung. Nach dem positiven Schnelltest ist ein PCR-Test (Polymerase-Chain-Reaction-Test) erforderlich. Der kann über das Gesundheitsamt oder einen Hausarzt erfolgen. Während es für Altenheime und Pflegeeinrichtungen die vom Land bezuschussten Corona-Schnelltests gibt, sieht die Lage an Krankenhäusern anders aus. Die Testkosten der Einrichtungen würden gegenüber den Kassenärztlichen Vereinigungen oder – im Falle der Pflegeheime gegenüber der Pflegeversicherung – abgerechnet, welche dafür eine Erstattung aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, also vom Bund, erhielten, erklärt Roland von der Mühlen, Geschäftsführer des Lukas-Krankenhauses in Bünde. Die Schnelltests müssen von den Einrichtungen selber beschafft werden, sie kämen nicht vom Land. Hier werden mit den Schnelltests nur Patienten und Personal getestet, um ein schnelles Ergebnis zu erhalten. Denn die Befundung der PCR-Tests dauerten in der Regel 24 Stunden, sagt von der Mühlen. Bei stationären Patienten des Lukas-Krankenhauses mit Covid-analogen Symptomen werde der Schnelltest zusätzlich zum Routine-PCR-Test gemacht, welcher bei allen Patienten durchgeführt werde. Wegen der aktuellen Besuchsverbote allerdings nicht für Besucher. Eine Lockerung des Besuchsverbots könnten hier auch Schnelltests für Besucher nicht bewirken, weil dieses einzig von der 7-Tages-Inzidenz im Gebiet abhängig sei.

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