Nach mutmaßlicher Gruppenvergewaltigung - drei junge Männer freigesprochen

Herford. Im dritten Anlauf hat das Jugendschöffengericht nun eine Entscheidung fällen können: Vom Vorwurf der gemeinschaftlichen Vergewaltigung sind drei junge Männer freigesprochen worden. Die Vergewaltigung sollte sich im Oktober 2016 in einer Wohneinrichtung an der Komturstraße ereignet haben. Die Angeklagten waren zur Tatzeit zwischen 17 und 22 Jahre alt, und unbegleitete Flüchtlinge. Das vermeintliche Opfer aus Herford war damals 16 Jahre alt. Zwischenzeitlich war gegen einen Angeklagten das Verfahren eingestellt worden. Nun kamen die inzwischen zwei 20-Jährigen und 26 Jahre alten Angeklagten zum letzten Mal vors Gericht. Erstmals konnte auch die Zeugin, also die mutmaßlich geschädigte Frau (heute 20 Jahre alt), vernommen werden. Etwa drei Wochen nach der vermeintliche Tat hatte die Zeugin den Vorgang bei der Polizei angezeigt. Danach verlor sich ihre Spur . Glaubwürdigkeitsgutachten über Zeugin kam nicht zustande Im Jahr 2018 wurde ein Glaubwürdigkeitsgutachten über die Zeugin angeschoben. Bis dahin hatte der Gutachter gebraucht, um den Vorgang zu starten, so Verteidiger Christian Thüner. Das kam nicht zustande, da die Zeugin nicht auffindbar war. Noch im März sollte am Amtsgericht den Tathergang aufgeklärt. werden, wonach im Jahr 2016 gegen Mitternacht die 16-Jährige sich mit einem der späteren Angeklagten zurückgezogen habe. Der polizeilichen Vernehmung zufolge kam es dort zum Geschlechtsverkehr, den der junge Mann gegenüber der Polizei als einvernehmlich bezeichnet hatte. Die Aussage der jungen Frau stand dem zunächst entgegen: Sie sagte bei der Polizei aus, als sie das Zimmer verlassen wollte, habe man sie daran gehindert. Es sei mit den vier jungen Männern zu wechselseitigem und nicht einvernehmlichem Geschlechtsverkehr gekommen. Prozess im März platzte - Zeugin war nicht auffindbar Noch im März war der Prozess geplatzt, da die Zeugin der Vorladung nicht folgte. Durch die jetzige Aussage der Zeugin, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, konnte der Verdacht der gemeinschaftlichen Vergewaltigung nicht erhärtet werden. In ihrer Urteilsbegründung fasste die Vorsitzende Tanja Schwöppe-FunkSchwöppe-Funk kurz das Ergebnis der Zeugenaussage zusammen mit: "Die Vorwürfe waren gravierend. Allerdings liegt die Tatanklage vier Jahre zurück. Und die Zeugin hat eingeräumt vor vielen Dingen weggelaufen zu sein." Auch müsse man ihr anrechnen zuzugeben, dass sie sich an gewissen Dinge nicht erinnern könne und damals vor der Polizei Dinge angegeben zu haben, die nicht ganz korrekt waren. Verteidiger beklagt Beigeschmack Verteidiger Thüner rieb sich am Ende der Verhandlung ein wenig die Augen. "Naja, mich interessiert jetzt, ob das Konsequenzen hat. Auch das Vorgehen der Staatsanwaltschaft ist bedenklich. Wie kann es sein, dass es für ein Glaubwürdigkeitsgutachten zwei Jahre braucht, das dann doch nicht zustande kommt." Nach Informationen ist das Gericht vor der Verhandlung auf Nummer sicher gegangen und hat die Zeugin durch die Polizei begleiten lassen. Einer der Angeklagten zum Schluss: "Ich bin jetzt zum dritten Mal vor Gericht. Ich kann mich zu 90 Prozent erinnern und weiss, was damals passiert ist. Zwischenzeitlich habe ich eine Ausbildung begonnen. Doch durch die ständigen Termine bei Gericht habe ich inzwischen Probleme mit der Stadt und dem Arbeitsamt bekommen", so der heute 20-Jährige. Die Vorsitzende Schwöppe-Funk abschließend: "Wir können hier heute nicht aufklären, was damals passiert ist. Möglicherweise ist etwas passiert, was nicht ganz korrekt war. Aber das können wir nicht nachvollziehen."

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