Traditionskneipe steht vor dem Aus: Dem Töff Töff bleibt nur wenig Zeit

Herford. Wer das Töff Töff kennt, der kennt auch Elvis. Ein Bild des Kings of Rock’n’Roll hängt eingerahmt zwischen der Herren- und der Damentoilette. Davor werfen die Gäste Pfeile auf eine Dartscheibe, nippen an der Theke von ihrem Bier und nehmen Platz auf Hockern mit zerschlissener Lederpolsterung. Die Kneipe an der Lübberstraße zählt – unter wechselnden Namen – zu den Traditionslokalen in Herford, bietet derbe Gemütlichkeit auf wenigen Quadratmetern. Doch nun steht sie vor dem Aus. Wegen Corona. Dabei kommt es vor, dass sich hier schon freitags gegen halb vier zwei Handvoll Gäste einfinden, um auf das Wochenende anzustoßen. Doch der Schein trügt. &bdquo;Ich habe Gäste", sagt Inhaber Alexander Kuznia und ergänzt grimmig: &bdquo;Aber es reicht grade nicht aus." Verantwortlich macht er dafür vor allem die Corona-Pandemie. Für mehrere Monate war die Kneipe während des Corona-Lockdowns geschlossen. Erst am 18. Mai schloss Kuznia wieder auf. Glücklich ist er seitdem aber nicht. &bdquo;Die Leute haben Angst, in die Kneipe zu gehen. Das Laufpublikum fehlt." Und wer doch den Weg an die Theke mit dem darüber prangenden Schalke-Schal gefunden hat, der kann die Pandemie trotzdem nicht vergessen. So trennen Plexiglasscheiben auf dem Tresen Wirt und Gast und erinnern an den Ausnahmezustand. Richtig unterhalten, könne man sich so nicht, meint Kuznia. Im Februar 2010 hat der 64-Jährige die Kneipe übernommen. Sein Vorgänger habe aufhören wollen. Die Kneipe selbst gibt es seit den 50er Jahren, schätzt Kuznia. Über die Jahrzehnte trug sie verschiedene Namen: &bdquo;Extrablatt" oder &bdquo;Quickbar", erinnert sich der Wirt. Und auch der Name &bdquo;Töff Töff" sei nicht neu. So hieß sie laut Kuznia vor 25 Jahren schon einmal. Dafür sei das Milchglas an der Kneipenfassade zur Fußgängerzone aber seine Idee gewesen: &bdquo;gute Musik, gutes Bier, gute Laune" steht dort. Stadt Herford erlässt Gebühren für die Außengastronomie Der Dreischritt in schräggesetzter Schrift liest sich wie das Rezept für einen guten Abend; oder wie ein Versprechen, ein Versprechen, das Kuznia auf Dauer vielleicht nicht halten kann. Zwar dankt er der Stadt Herford dafür, dass sie auf die Gebühren für die Außengastronomie verzichtet hat. Dennoch stecke er mittlerweile auch privates Geld in die Kneipe, sagt der 64-Jährige. Die 9.000 Euro Corona-Soforthilfe seien schnell weg gewesen. Derweil laufen die Kosten weiter: Strom, Wasser, Heizung, Pacht. Zwischen zehn und 20 Prozent der Einnahmen blieben nach Abzug aller Kosten zum Leben übrig. Kuznia wirkt verbittert. Wie auch er stehen seine Stammgäste nun vor einem großen Fragezeichen. &bdquo;Wo sollen wir denn hin? Sollen wir uns auf einer Parkbank treffen?", fragen Frank Humburg (59) und Bryan McCringle (57). Am vergangenen Freitag stehen sie vor der Kneipe und ziehen an ihren Zigaretten. Das Töff Töff sei für sie wie ein Wohnzimmer. Hier könne man auch mal Blödsinn erzählen, Kumpels aufziehen, miteinander lachen und ein paar Pfeile werfen. &bdquo;Hier kennt jeder jeden", sagt McCringle. Die Kneipe sei ein Stück Herford, sind sich die beiden einig. Um das zu erhalten, hängt laut Kuznia nun viel von den weiteren Signalen seines Verpächters ab. &bdquo;Wenn nicht, dann gebe ich mir noch ein halbes Jahr."

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