Wie der neue Studiengang des Bildungscampus finanziert werden soll

Kreis Herford. Kurz vor der Kommunalwahl hatten Landrat Jürgen Müller und Bürgermeister Tim Kähler ihr Vorhaben präsentiert, auf dem Herforder Bildungscampus den berufsbegleitenden Studiengang &bdquo;Digital Management Solutions“ (DMS) anzubieten. Partner soll die Technische Hochschule OWL sein. Absicht des Kreises war, das Ganze unter anderem über Stiftungen langfristig zu finanzieren. Nun scheint davon keine Rede mehr. Doch das täuscht. Auch entgegen anderweitiger Signale. Denn der Kreisausschuss soll am heutigen Mittwoch, 30. September, einer Finanzierung des Studiengangs in Höhe von bis zu 4,43 Millionen Euro für fünf Jahre zustimmen. Das geht aus der Vorlage für die Sitzung hervor. Mit dem Geld sollen demnach Kosten gedeckt werden, "die nicht durch Zuwendungen, Zuschüsse oder sonstige Mittel" zusammenkommen. Investiert werden soll es in Personal, Sachmittel und Raummieten. Rund fünf Prozent der Unternehmen haben Interesse am Studiengang Landrat Jürgen Müller will den Studiengang, der 25 bis 30 Personen aufnehmen kann, zum Wintersemester 2021/2022 an den Start bringen. Grund für seine Eile ist, dass die Corona-Situation vielen Unternehmen im Kreis Herford drastisch vor Augen geführt hat, im Bereich Digitalisierung etwas tun zu müssen. Denn Kunden kaufen in dieser Zeit deutlich mehr im Online-Handel ein. Das bestätigt zudem eine Befragung von mehr als 1.600 Unternehmen Interesse der Wirtschaft. Der Kreis Herford hatte die Firmen Anfang September mit ersten Informationen zur Ausbildung angeschrieben. Nach Müllers derzeitigem Stand haben inzwischen 83 Unternehmen ihr Interesse an dem Studiengang bekundet. Deshalb will er nicht so lange warten, bis sie sich anderweitig orientieren. Die Technische Hochschule müsse jetzt die Professoren-Stellen ausschreiben, wenn der Lehrbetrieb zum nächsten Wintersemester auf dem Herforder Bildungscampus aufgenommen werden soll, sagt der Landrat. Sie schreibe die Stellen aber erst aus, wenn sie finanzielle Sicherheit habe. Müller weiß aus dem Kreis Gütersloh, dass es vier bis fünf Jahre dauern kann, bis die Professorenstellen über Drittmittel finanziert sind. Das Geld ist als Anschubfinanzierung für den Modell-Studiengang Er wäre zwar zuversichtlich, das mit einem Jahr Aufschub hinzubekommen, aber das will er - auch vor dem Hintergrund der Not in den Unternehmen - nicht riskieren. Die Ausgabe, die der Kreisausschuss nun beschließen soll, wäre daher Anschubfinanzierung und Sicherungsnetz gleichermaßen. Neben einer Finanzierung über Stiftungen ist geplant, dass Unternehmen, die ihre Projekte von Studenten erarbeiten lassen, dafür zahlen. Wie berichtet, waren sich der Kreis Herford und die Technische Hochschule OWL diesen Sommer kurzfristig einig geworden. Der Bachelor-Studiengang ist auf fünf Semester und berufsbegleitend mit einem Präsenztag je Woche angelegt. Zielgruppe sind mittelständische Unternehmen in der Region und dort Personen sowohl aus dem kaufmännischen als auch aus dem technischen Bereich. Sie sollen sich im Studium - anwendungsorientiert - für weiterführende Führungsaufgaben qualifizieren. Ziel ist, diese Mitarbeiter langfristig an die Unternehmen zu binden und sie innerbetrieblich als Katalysatoren der digitalen Transformation wirken zu lassen. Innovative Bildung ermögliche den Wandel und sichere die Zukunftsfähigkeit des regionalen Mittelstands, heißt es in der Vorlage für den Kreisausschuss. Die Projektlaufzeit ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Bei positiver Evaluierung des Projekts, also einer sachlich und fachlich positiven Bewertung, ist angedacht, den Studiengang auf Dauer auf dem Herforder Bildungscampus zur etablieren.

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