Herford

Herforder Jesiden melden sich zum Muezzin-Ruf zu Wort

Der Verein „Eziden Weltweit“ weist auf Traumatisierung von jesidischen Anwohnern der Ditib-Moschee hin. Es gab bereits ein Gespräch mit dem Bürgermeister.

Hier ruft freitags der Muezzin zum Gebet: Die Ditib-Moschee an der Ecke Westring/Bielefelder Straße. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

13.09.2020 | 16.09.2020, 16:53

Herford. Zu den freitäglichen Rufen des Muezzin von der Ditib-Moschee an der Bielefelder Straße aus meldet sich jetzt der Verein „Eziden Weltweit“ zu Wort: „Die in der Herforder Bielefelder Straße wohnenden Eziden haben berichtet, dass eine der dort lebenden Frauen beim Ertönen des „Allahu Akbar“ regelmäßig ohnmächtig wird“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Der Grund dafür sei die Angst und die Traumatisierung, die viele Jesiden, die als Kriegsflüchtlinge nach Deutschland kamen, im Zusammenhang mit Gräueltaten des Islamischen Staates (IS) erlebt hätten.

Der Ruf wecke schlimmste Erinnerungen bei jesidischen Anwohnern

In unmittelbarer Nähe zur Moschee lebten vor dem IS geflohene Eziden, so der Verein weiter, „die mit ansehen mussten, wie ihre Eltern erschossen, geköpft oder bei lebendigem Leib verbrannt wurden oder wie ihre Kinder verschleppt wurden“. Der Muezzin-Ruf wecke bei den jesidischen Anwohnern schlimmste Erinnerungen und der Verein wolle sich engagieren, „um diesen für die Kriegsflüchtlinge unerträglichen Zustand zu beenden“.

Ein Gesprächstermin bei Bürgermeister Tim Kähler habe bereits stattgefunden, teilte „Eziden Weltweit“ mit. Die 2. Vereinsvorsitzende in Begleitung zweier Vereinsmitglieder, deren Familie durch den IS 89 Todesopfer zu beklagen hat, wurden vom Bürgermeister empfangen.

Betroffenen steht es frei, den Rechtsweg zu beschreiten

Dem Verein reiche das Ergebnis des Gespräches aber nicht aus und sie fühlten sich nicht verstanden, so die Mitteilung: Kähler habe zwar die geschilderten tragischen Schicksale der jesidischen Familien bedauert, jedoch sei seine Entscheidung durch das deutsche Verwaltungsrecht gedeckt. Abschließend habe der Bürgermeister noch darauf hingewiesen, dass es den Betroffenen schließlich jederzeit freistünde, den Rechtsweg zu beschreiten. Der Verein „Eziden Weltweit“ macht ferner darauf aufmerksam, dass der freitägliche Muezzin-Ruf auch in Teilen der Herforder Öffentlichkeit bereits stark kritisiert worden sei.