Bürgermeister-Kandidatin Anke Theisen: Kostenlose Kitas statt OWL-Forum

Herford. Anke Theisen fasst es zusammen: &bdquo;Für mich geht es um Sekt oder Selters – um alles oder nichts.“ Was die Bürgermeister-Kandidatin damit meint? Sie hat keinen Listenplatz. Bei der Kommunalwahl am 13. September wird die CDU-Frau entweder gleich ins höchste Amt der Stadt gewählt, oder sie bleibt der politischen Macht komplett fern, in den Stadtrat einziehen wird sie nicht. &bdquo;Ich habe meine Entscheidung spät gefällt“, sagt sie. Da hätte sich die CDU bereits für die Wahl aufgestellt. Nur eben ein Bürgermeisterkandidat oder eine -kandidatin fehlte noch. Die Hauptkommissarin der Herforder Kreispolizeibehörde wurde Anfang März von ihrer Partei für das Amt präsentiert. Erst kurz davor war sie in die Partei eingetreten. Spät, dann aber Hals über Kopf, hat sie sich in den Wahlkampf gestürzt. Dabei nutzt sie soziale Medien – auf Facebook können Interessierte den Wahlkampf der 51-Jährigen genau verfolgen. Ob im Go Parc oder Kindergarten, Theisen ist täglich auf Tour. &bdquo;Meine Motivation ist es, etwas für die Herforder Bürger zu bewegen“, erklärt sie. Gegen sechs andere Kandidaten muss sie sich durchsetzen – im Blick hat sie aber vor allem einen Konkurrenten: den amtierenden Bürgermeister Tim Kähler. &bdquo;Seine Art wie er Steuergelder verteilt, entspricht nicht meiner Vorstellung.“ Er gebe zu viel Geld für Großprojekte aus, es passiere zu viel auf einmal. &bdquo;Ich würde erstmal das Tempo rausnehmen.“ Erst müsse überlegt werden, was Herford brauche. &bdquo;Dann die entsprechenden Fördertöpfe anzuzapfen – das kann nicht nur Herr Kähler.“ 51-Jährige möchte in kostenlose Kitas investieren Theisen hat zwei Söhne, 20 und 23 Jahre alt. Einer der beiden, Jonas Spies, tritt mit ihr bei der Kommunalwahl an, kandidiert, ebenfalls als CDU-Mitglied, für den Rat. Die Herforderin ist geschieden und erinnert sich beim Thema &bdquo;teure Großprojekte“ gleich an die Zeit, als die beiden Jungs noch klein waren. Und sie als Alleinerziehende mit alltäglichen Problemen konfrontiert war – während die Stadt Herford ein Museum plante, dessen Bau schließlich rund 30 Millionen Euro kostete. Warum gibt die Stadt für ein Einzelprojekt so viel Geld aus?, habe sie sich gefragt. Deshalb möchte sie jetzt lieber in kostenlose Kitas investieren, als in ein OWL-Forum. Auch wenn sie das Theater gern sanieren würde und eine angemessene Spielstätte für die NWD ebenso wichtig sei. Wie der Erhalt des Schützenhofs. Wie kann das finanziert werden? &bdquo;Da kann ich mich noch nicht festlegen“, sagt sie. &bdquo;Mein Ziel ist es aber, beides zu erhalten. Ich bin für Tradition.“ Damit schlägt sie den Bogen zur konservativen Partei: Sie sehe sich in der &bdquo;christlichen, sozialen Linie“. Mit der Betonung auf &bdquo;sozial“. Und einer ganz deutlichen Abgrenzung nach rechts: &bdquo;Ich fische nicht in braunen Gewässern“, betont die 51-Jährige. Dass sie überhaupt deswegen in Verdacht stehen könnte, lag an einem ihrer Beiträge in den sozialen Medien, der breite Kreise gezogen hatte. Im Juni hatte sie sich gegen die Entscheidung von Kähler positioniert, den Muezzin-Ruf an der Ditib-Moschee zu erlauben. Mit den Worten &bdquo;Wir wollen keine Gebetsaufrufe hören. Schon gar nicht von einer Moschee, die Kinder in Militäruniformen auflaufen lässt.“ Sie habe damit eine Diskussion anstoßen wollen und das sei ihr auch gelungen. &bdquo;Mir war wichtig, dass darüber nachgedacht wird, was Islam und was politischer Islam ist.“ Aus beruflichen Gründen kenne sie sich mit dem Thema aus. &bdquo;Ich finde es wichtig, dass wir keine Gegengesellschaften entstehen lassen“, erklärt Theisen. »Keine Gegengesellschaften entstehen lassen« Als Opferschützerin bei der Polizei habe sie erlebt, wie es anders geht. &bdquo;Ich habe sehr viel über andere Kulturen gelernt, von einer Familie, deren Kind verschwunden war. Am nächsten Tag waren ganz ganz viele Menschen da, die geholfen haben.“ Das verschwundene Kind hatte bundesweite Aufmerksamkeit erregt – Theisen wünscht sich dennoch, dass der Name nicht wieder in der Zeitung steht, denn sie nimmt immer noch Anteil am Schicksal der Familie. Wochenlang sei sie ihnen nicht von der Seite gewichen. &bdquo;Das hat mich sehr berührt und stark geprägt.“ In dieser Situation sei sie sehr emotional gewesen. &bdquo;Stärke heißt für mich, auch mal Schwäche zeigen zu können und egal wie emotional berührt man ist, ein Ziel verfolgen zu können.“ Das habe sie gelernt. Und das könne sie jetzt mit ins Amt als Bürgermeisterin bringen. Sie habe sich in ihrem Leben schließlich immer durchgeboxt. Nicht nur in ihrem Beruf als Kriminalkommissarin, einer Männerdomäne. Sie zeigt auf das Friedrichs-Gymnasium, das sie als ihren wichtigen Ort für das Pressegespräch ausgewählt hat. Hier war sie als Kind und Jugendliche glücklich. &bdquo;Ich bin sehr gern zur Schule gegangen“, sagt sie. Das sei wie Erholung gewesen, denn bei ihrer Pflegefamilie, die auf einem Bauernhof in Stedefreund lebte, habe es immer viel zu tun gegeben. Ihre Mutter hätte sie als Baby abgegeben, weil sie sich nicht habe um sie kümmern können. Die Vergangenheit im Rücken, die neuen Herausforderungen im Blick steht Anke Theisen nun vor dem Friedrichs-Gymnasium im fröhlichen Sommerkleid und strahlt Zuversicht aus: &bdquo;Es geht mir darum, dass der Bürger die Wahl hat.“

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