Stadt Herford zahlt den Brandschutz im Stadttheater

Herford. Der Brandschutz im Stadttheater wird nachgebessert. Der Stadtrat bewilligte am Freitag - einstimmig - die Ausgabe von 250.000 Euro. Zuvor hatte sich das Gremium die Probleme im Gebäude angesehen - und dann eine längere Diskussion über die Schuldfrage geführt. Bei den Brandschutzmängeln geht es um zwei großflächige Brandschutztüren, die eingebaut werden müssen. Sie sollen verhindern, dass bei einem Feuer im Bereich von Garderobe und Catering der Rauch in das Foyer und den Eingangsbereich zieht. Denn das würde Theaterbesuchern den Fluchtweg versperren. Beim Ortstermin waren weder Bauaufsicht noch Feuerwehr noch der Architekt anwesend Werner Seeger (CDU) hatte sich schon beim Ortstermin darüber geärgert, dass - entgegen dem Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses - kein Vertreter der Bauaufsicht, der Feuerwehr und des Architekturbüros anwesend war. Allein der Geschäftsführer der Kultur gGmbH, Andreas Kornacki, stand den Politikern dort Rede und Antwort. In der Ratssitzung sprach Wolfgang Rußkamp (CDU) dann vom Brandschutz als einem Problem, das "mit Taktik" verschleppt worden sei. Im Blick hatte er dabei das OWL-Forum, das Bürgermeister Tim Kähler als Ersatz für Stadttheater und Schützenhof vor Monaten ins Gespräch gebracht hatte. Dem Bürgermeister warf Rußkamp "Organisationsversagen" vor, der Verwaltung auch, dass sie Schüler gefährdet habe. Denn das Ravensberger Gymnasium hatte - nach Bekanntgabe der Brandschutzmängel durch Kornacki Anfang Juni - noch eine Veranstaltung im Haus. Dabei waren aber, wie Kornacki später erklärte, besondere Schutzvorkehrungen getroffen worden. Brandschutzmängel sind dem Rat seit 2015 bekannt Thomas Helmerking (CDU) ergänzte, dass ab Anfang Juni genügend Gremien getagt hätten, in denen die Verwaltung die Politiker hätte informieren können. Baubeigeordneter Peter Maria Böhm antwortete, dass er selbst Anfang Juni nichts hätte weitergeben können. Er sei nicht bei allen Gesprächen dabei. Dafür habe er seine Leute, und die arbeiteten eigenständig. Dem Stadtrat sei der nicht mehr ausreichende Brandschutz aber seit mindestens 2015 bekannt. Inez Déjà (Linke) gab sich mit diesen ersten Erklärungsversuchen nicht zufrieden, sie wollte genau wissen, wer was wann gewusst hat. "Und warum ist in der Lockdown-Phase nichts passiert, damit die Spielzeit pünktlich beginnen kann?" Herbert Even (Grüne) wollte auch Böhms Hinweis auf coronabedingte Verzögerungen nicht gelten lassen. Andreas Kornacki berichtete, dass er im Februar einen Brief der Bauaufsicht erhalten hatte. Dem ersten darin aufgeführten Punkt, ein Hinweis auf nicht abgearbeitete Aufträge, sei er sofort nachgegangen. Bevor er zu Punkt zwei gekommen sei, habe er die Kurzarbeit seiner Mitarbeiter organisieren müssen. Mit Dank den Vorwurf der Schlitzohrigkeit entgegen genommen Ein Termin zum Brandschutz im Theater, Punkt drei, fiel dann coronabedingt im März ausgefallen. Kornacki räumte ein, dass er Dimension und Dringlichkeit der Brandschutzauflagen möglicherweise unterschätzt habe. Für diese offenen Worte sprach Kähler ihm später seinen Respekt aus. Die Erklärung dafür, wie sich die Dinglichkeit der stetig steigenden Brandschutzauflagen unterschätzen lässt, lieferte womöglich Böhm ("vor 2000 war Brandschutz im Theater überhaupt kein Thema") an anderer Stelle: Wenn einem Gebäude die Schließung drohe, suche er nach Übergangslösungen, sagte er. Die war beim Stadttheater wohl nicht mehr zu finden. Die hohen Kosten, die Kornacki für den Brandschutz veranschlagt hat, sind dadurch bedingt, dass er nicht ein zweites Mal in den Rat will, um dann weitergehende Ausgaben erklären zu müssen. Er wisse beispielsweise noch nicht, wo überall Brandmelder installiert und dafür Leitungen verlegt werden müssten, hatte er im Theater gesagt. Es ist nicht sicher, ob die gebuchten Gastspiel-Ensembles tatsächlich alle kommen Mit Augenzwinkern, wenn auch ernst gemeint, bedankte sich Kornacki in der Sitzung bei Rußkamp. Der hatte ihm eingangs Schlitzohrigkeit vorgeworfen, weil er trotz des fehlenden Brandschutzes Eintrittskarten verkaufe. Es sei seine Aufgabe, den "Laden am Laufen zu halten", entgegnete Kornacki. Und er verwies auf weitere Unwägbarkeiten, wegen denen er ebenfalls keine Eintrittskarten verkaufen dürfte, wenn er sich auf Rußkamps Standpunkt stellte: Corona könnte zu einem zweiten Lockdown führen; der Kreis habe ihm bisher nur mündlich mitgeteilt, dass er sein Hygienekonzept für den Spielbetrieb akzeptiere; und ob die gebuchten Gastspiel-Ensembles tatsächlich kommen, sei auch nicht ganz sicher. Die CDU stimmte den Ausgaben für den Brandschutz zu, weil sie sowieso für den Erhalt und die Sanierung des Theaters ist. Die SPD votierte mit Bauchschmerzen ebenfalls dafür, so Horst Heining. Für Even war wichtig, die Theater-Besucher zu halten. Und Lothar Wienböker erklärte für die Bürger für Herford, dass sie sowieso den Brandschutz erfüllen müssten, weil das Theater auch Schulaula sei. Ein Container könnte übergangsweise als Garderobe dienen Bis die Brandschutztüren eingebaut sind, werden einige Wochen vergehen. Bis dahin soll der Garderoben- und Cateringbereich ungenutzt bleiben, als Alternative könne vielleicht ein Container dienen. Zusätzlich könnten Feuerwehrleute während des Spielbetriebs Wache halten. Die Nachbesserung im Brandschutz werde dem Rat Zeit geben, sagte Kähler. Denn eine belastbare mittelfristige Finanzplanung sei nach Corona wohl erst Ende 2021 wieder möglich. Seit dem Haselbach-Gutachten von 2009 sei aber klar, dass sie in die Kultur investieren müssten, wenn sie diese aufrecht erhalten wollten. Bei der Entscheidung darüber, werde es dann vor allem auch um die Folgekosten gehen.

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