Ganz anderer Ansatz für Hauptschul-Quartier

Herford. In zwei Jahren wird die frühere Hauptschule Elverdissen nicht mehr als Ausweichquartier für Berufskollegs des Kreises gebraucht. Viele Ideen und Wünsche gab es schon, wie aus dem Gebäude dann ein Begegnungszentrum mit vielfältigen Freizeit- und Sportangeboten und einem Café für alle Generationen des Dorfes werden kann. Vor einem Jahr gab es dazu einen Bürgerworkshop. Beim zweiten - trotz Corona und Hitze mit rund 50 Teilnehmern gut besuchten - "World-Café" am Dienstagabend dann die Überraschung. Der Standort habe sich seitdem verändert, sagte der Technische Beigeordnete Peter Böhm. Zum einen ist die Erkenntnis gereift, dass eine Sanierung des Gebäudes nicht wirtschaftlich und für eine Nutzung als Bürgertreffpunkt vom Zuschnitt her womöglich gar nicht geeignet sei. Zum anderen kann die Stadt zum 24.000 Quadratmeter großen Schulgelände ein angrenzendes 20.000 Quadratmeter großes Grundstück erwerben, so dass sich ganz neue Möglichkeiten einer Quartiersentwicklung mit innovativer Wohnbebauung eröffnen. Alles sei machbar, sagte Böhm, einen Bebauungsplan gebe es noch nicht. Moderatorin Annette Klinkert nannte das eine große Chance. Noch nicht geklärt scheint, ob die Sporthalle eine Zukunft hat oder durch Alternativen ersetzt werden muss. Verhindern, dass alte Leute aus dem Dorf ziehen müssen Bürgermeister Tim Kähler hat ein Beispiel aus seiner Zeit als Bielefelder Sozialdezernent ins Spiel gebracht. Thomas Möller von der Freien Scholle aus Bielefeld, einer aus der Arbeiterbewegung entstandenen Baugenossenschaft mit inzwischen mehr als 5.000 Wohnungen und über 8.000 Mitgliedern, stellte das preisgekrönte Projekt Nachbarschaftszentrum Meinolfstraße vor. Seinerzeit habe man als Ausgangspunkt verhindern wollen, dass alte Leute aus dem Quartier vorzeitig in Pflegeeinrichtungen wechseln müssten. Nach den Prinzipien "vernünftiges Wohnen zu vernünftigen Preisen" und "lebensgerechtes Wohnen" seien die Zielgruppen alle Menschen vom Studenten über Pärchen und Familien bis zu älteren Leuten. Den örtlichen AWO-Treff, die Diakoniestation und vor allem die Anwohner habe man von vorneherein mit einbezogen. Ein Planungsbüro mit Ansprechpartnern habe man vor Ort in einem alten Laden eingerichtet. In einem ersten Bauabschnitt habe man das Herz des Quartiers gebaut, ein Begegnungszentrum für alle Generationen. Möller räumte ein, dass der Schwerpunkt des Angebots bei der älteren Generation liege. Es sei gelungen, drei Arztpraxen und einen Physiotherapeuten anzusiedeln. Fast 100 Wohnungen für verschiedene Bedürfnisse seien rund um eine große Grünfläche entstanden. Schlechte Anbindung an Bielefeld beklagt Sowohl Wolfgang Tiekötter (SPD) als auch Oliver Galling (CDU) und Herbert Even (Grüne) waren sich einig, dass die Elverdisser ein maßgeschneidertes Konzept für ihr Dorf entwickeln müssten. Bürgermeister Tim Kähler kann sich durchaus vorstellen, sich das Bielefelder Projekt mit Interessierten vor Ort anzuschauen. Selbst andere Beispiele in Skandinavien anzusehen sei denkbar. Sorgen machten sich Workshop-Teilnehmer über die verkehrliche Erschließung. Beklagt wurde eine schlechte ÖPNV-Anbindung an Bielefeld, wo viele Zugezogene herkommen. Insbesondere wurde bedauert, dass sich die Bielefelder Stadtbahn nicht bis Elverdissen verlängern lasse. Bürgermeister Kähler setzt darauf, das der ÖPNV demnächst durch die digitale Entwicklung nachfrageorientierter werde. Dann würden nicht mehr Geisterbusse durch die Gegend fahren, sondern Leute mit kleineren Fahrzeugen da abgeholt, wo sie es wünschen. "Kinder und Jugendliche nicht aus dem Blick verlieren" Eine Teilnehmerin sorgte sich, dass ein Hauptthema aus dem Blick verloren werde: Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Angebot zu machen. Die Dezernentin Birgit Froese-Kindermann setzt darauf, dass insbesondere die "hochgradig aktiven" Vereine ihre Vorstellungen in einem noch vor Ort zu schaffenden Planungsbüro einbringen werden. Um Jugendliche in die Planung einzubinden, brauche es andere Angebote als diese Workshops, stellte Annette Klinkert fest. Tim Kähler fasste das weitere Vorgehen zusammen. Die Stadt werde das zweite Grundstück kaufen und der Rat müsse ein Planungsbüro beschließen. Man müsse sich darüber klar werden, wie das Projekt finanziert werde solle. In Detmold habe sich eine Zusammenarbeit von Stadt, Stadtentwicklungsgesellschaft und privatem Investor bewährt. Für eine Übergangszeit müssten alternative Angebote geschaffen werden.

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