Gastronomie Herford verzeichnet offenbar erste Corona-Opfer

Herford. Die Corona-Krise fordert scheinbar erste Opfer in der Gastronomie. Die Türen eines Cafés am Linnenbauerplatz sind seit einigen Wochen geschlossen, das griechische Restaurant an der Rennstraße ist zu. Vorbei mit Käsekuchen und Gyros. "Ja, Opfer sind ganz viele", sagt Marc Höhne. Der Chef des Elsbach Restaurants ist gut vernetzt, nimmt viele Veränderungen in der Stadt wahr. "Bei mir ist komplettes Storno von größeren Veranstaltungen bis in den Dezember. Aktuell fragen wir uns, ob die Weihnachtsfeiern zum Beispiel überhaupt noch kommen werden." Zwar sei man Mittags recht schnell mit Gerichten wieder am Start gewesen. Aber es fehle noch Einiges am normalen Alltagsgeschäft. Gastronomische Vielfalt ist in Gefahr Zustimmend sagt Höhne, dass eine mögliche Pleitewelle in der Gastronomie die Vielfalt der Stadt nachhaltig ändern würde. Soforthilfe hin, Soforthilfe her. "Wenn man davon ausgeht, dass ein kleiner Betrieb vielleicht 9.000 Euro Soforthilfe bekommen hat muss man ja auch ehrlicherweise sagen, dass einige von den kleinen Unternehmen noch nie so viel Geld auf dem Konto hatten. Zumal nach betriebswirtschaftlicher Rechnung so einem realen Gewinn gut 90.000 Euro Umsatz pro Monat hätte vorausgehen müssen. Aber wer hat das schon?" Und üppige Rücklagen zu bilden sei auch nicht jedem möglich. "Nun haben wir einen breiten Rücken und nach 15 Jahren ein gutes Standing in der Stadt. Aber auch bei uns täuscht der volle Außenbereich und der Mittagstisch. Wie gesagt: Ohne große Veranstaltungen, Catering und Kochschule fehlt auch uns ein großer Teil des Umsatzes." Positiv sieht Höhne das "... Raus aus dem Hamsterrad. Ich konnte die Zeit nutzen, um mich zu orientieren. Ob Berlin, St. Peter-Ording oder Holland - ich konnte mir neue Impulse von der dortigen Szene geben lassen." Aber konkrete Pläne, wie es weitergehen sollte oder könnte hat auch Höhne aktuell nur begrenzt. Unsicherheit mit Blick auf Herbst Die Unsicherheit sei groß, sagt Admir Selimovic. "Sowohl bei den Restaurantbetreibern, als auch bei den Kunden." Als Chef von zwei Gastronomien beobachtet er: "Wenn die Menschen einen größeren Biergarten sehen, kommen sie und setzen sich. Zum Beispiel ins Föge am Alten Markt", sagt Selimovic. "Im deutlich kleineren Biergarten des Cxielo ist wesentlich weniger Betreib. Und das Innengeschäft meiden aktuell die meisten Kunden." Die Leute seien weiter zurückhaltend. Am Beispiel der beiden Restaurants spricht Admir Selimovic von einem aktuellen Umsatz von 30 bis 40 Prozent des Vorjahreszeitraums. Verantwortlich für 35 Mitarbeiter bedeutet das Kurzarbeit und Wegfall vieler Aushilfen, die aktuell einfach nicht gebraucht werden. "Wir werden sehen, wie das nach den Sommerferien aussieht. Aber wie wirds im Herbst? Wenn die ersten Grippeerkrankungen auftreten, die Leute wieder husten und niesen? Meiden die Leute dann wieder die Innengeschäfte? Wir kämpfen jetzt ums Überleben. Jeder Euro hilft uns", so der Geschäftsführer. Die vergangenen zehn Tage waren ganz ok, doch dann wurde es wieder schlechter. "Die Situation ist sehr unbeständig." Soforthilfen nur zum Teil hilfreich Die Corona-Soforthilfen waren nur zum Teil hilfreich. "Dass jeder die gleiche Summe bekommen hat, unabhängig von Kostenstruktur und den Umsatzsteuerabgaben des Vorjahres finde ich schon sehr unglücklich", so Selimovic. "Wir fühlen uns täglich in der Existenz bedroht. Zumal auch die größeren Veranstaltungen wie Geburtstage und Hochzeiten weiter ausbleiben. Aber wir geben so schnell nicht auf." Bei dem Eingangs genannten griechischen Restaurant ist übrigens niemand zu erreichen. Zwar hängt an der Eingangstür der Hinweis "Aufgrund der Corona-Pandemie bleibt das Lokal geschlossen". Aber die Telefonnummer direkt daneben des Inhabers ist gar nicht mehr zu erreichen. Der Anschluss ist tot. Und die Eigentümerin des Cafés am Linnenbauerplatzes möchte sich aktuell zu der Situation, und wie es möglicherweise weitergehen könnte oder nicht, erst am Ende des Monats äußern.

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