Herforder Jägerkrug hat in der Krise investiert - und zeigt Optimismus

Herford. Andrea Höner zu Siederdissen betreibt zusammen mit Karl-Heinz Bauer in siebter Generation den Jägerkrug an der Laarer Straße 208 in Herford-Diebrock. "Unser Haus hat seit 1782 schon viele Krisen überstanden", sagt die 53-jährige Inhaberin und Küchenchefin. Sie setzt auf gut-bürgerliche Küche und hat ihre kulinarischen Sporen in der Allgäuer Spitzengastronomie verdient. Die beiden Lebenspartner haben in der Corona-Krise nicht den Kopf in den Sand, sondern ihre Kraft mit Optimismus in eine groß angelegte Umgestaltung ihres jetzt besonders gefragten Biergartens gesteckt. Am Pfingstwochenende soll es im Jägerkrug wieder so richtig losgehen. "Das Team und die Gäste freuen sich schon darauf", sagt das Paar, das nun eine "perfekte Sommeridylle" bieten will. Die gelockerten Bedingungen für die Gastronomie und die Größe des Geländes sollen es möglich machen. "Wir haben nur zwei Tage resigniert" "Auch wir hatten neun Wochen komplett geschlossen", sagt der 57-Jährige. "Es war hart, weil unser Schwerpunkt mit Feiern wie Hochzeiten und runden Geburtstagen bis heute nicht mehr stattfinden darf. Das tut weh. Wir waren immer stolz darauf, auch an den Wochenenden ausgebucht zu sein." Es hat ihnen besonders leidgetan für die Brautleute, die ihre Hochzeit zum Teil um ein ganzes Jahr verschoben haben. Im Jägerkrug arbeiten 22 Festangestellte und zahlreiche meist studentische Aushilfen. Sie alle sind weiblich, nur Bauer, der den Service, den Einkauf und das Kaufmännische leitet, ist der Hahn im Korb. Beide Chefs sind stolz auf ein gutes, familiäres Betriebsklima. Für das Team ist in der Zeit der Schließung auch das Trinkgeld ausgefallen, mit dem die Gäste des Hauses nicht knauserig sind. Aber auch die Stammgäste aus allen Gesellschaftsschichten selbst "fehlen den Mädels". "Die Gäste wollen ins Freie" "Wir waren zwei Tage resigniert, dann haben wir gedacht, es gibt eine Zeit danach und haben viel Geld investiert", sagt Bauer. Die Terrasse wurde neu auf einem Niveau mit Pflaster und Holzboden angelegt. Ein separater Scheunenhofbiergarten ist entstanden und der Parkplatz wurde erneuert. "Die Zeit hätten wir ohne Corona jetzt gar nicht gehabt", sagt Höner zu Siederdissen. Bauer ist davon überzeugt, dass bis dahin gut geführte Gastronomieunternehmen auch Corona überstehen werden. Er meint aber auch, dass in seiner bayerischen Heimat mehr für die Gastronomie getan wird und auch in Nordrhein-Westfalen und Herford noch Luft nach oben ist. Für zu kurz gesprungen hält der Kaufmann die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie nur für Speisen. Denn ein großer Teil des Umsatzes läuft über Getränke. Seit Donnerstag läuft schon der Probebetrieb und Höner zu Siederdissen und Bauer haben bemerkt: "Die Leute, ob alt oder jung, wollen nach draußen, auch weil es ihnen sicherer erscheint als drinnen. Du spürt den Drang, die wollen raus." "Die Leute brauchen Hoffnung" Ab Samstag dürften bis zu zehn Leute aus mehreren Haushalten an einem Tisch sitzen. Noch immer muss aber zwischen den Tischen zur nächsten Gesellschaft ein Abstand eingehalten werden. Wie viele ihrer 170 Plätze sie am Wochenende besetzen können, wissen beide nicht. Das hängt auch von der Größe der jeweiligen Gruppen ab. Sie rechnen mit zwei Dritteln. Empfehlenswert ist, sich vorher telefonisch anzumelden. Die Gäste werden beim Eintreffen in Empfang genommen und zu ihren Tischen geführt. Das war auch vor Corona schon so und hat Gästen und Personal mehr Ruhe gebracht. Erst am Platz können die Gäste ihre Gesichtsmasken abnehmen. "Die Leute brauchen Hoffnung und das positive Gefühl, es geht wieder nach vorne", wissen Andrea Höner zu Siederdissen und Karl-Heinz Bauer. Das wollen sie und andere Berufskollegen, die am Wochenende wieder an den Start gehen, den Herfordern vermitteln.

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