Folge der Neuplanung - Wolderuskapelle nicht mehr zu sehen

Herford. Die Geschichte der Herforder Fürstabtei im Mittelalter soll sichtbar werden. Bevor die Stadt aber das Archäologische Fenster nebst weiterer Gebäude auf dem Münsterkirchplatz errichten kann, muss der Bebauungsplan für den Bereich geändert werden. Die Baupolitiker stimmten jetzt der Entwurfsplanung zu. Rundum zufrieden waren aber nicht alle damit. Denn es gibt mehrere Knackpunkte in den Plänen des beauftragten Architekturbüros Pfeiffer, Ellermann, Preckel aus Münster. Einer davon: Ein kompakter Bau mit Satteldach wird die Sichtachse von der Arndtstraße auf die historische Wolderurskapelle versperren. "Ich finde es schade, dass sie komplett geschluckt wird", sagte Marion Maw (CDU). Darauf sei sie auch schon von Herfordern angesprochen worden. Eine Reihe Stellflächen auf dem Parkplatz zwischen Wolderuskapelle und Berliner Straße fällt weg Ein weiteres Thema: Eine Reihe Stellflächen auf dem kleinen Parkplatz vor den Bodenfunden zwischen Wolderuskapelle und Berliner Straße wird entfallen. Denn ein mit Glas überdachter niedriger Anbau an das neue Gebäude soll die Aufmerksamkeit auf die Bodenfunde ziehen; er reicht aber sehr nah an die Stellflächen heran. Würden Fahrzeuge unmittelbar vor seinen Mauern parken, könnten Besucher den Anbau nicht umschreiten. Fraglich ist allerdings sowieso, ob bei einer Neuplanung der Achse vom Marta zum Münster über Schiller- und Arndtstraße die Parkplätze erhalten bleiben: Die Berliner Straße ist im vergangenen Jahrhundert wie eine Schneise durch die Innenstadt gezogen worden, dadurch wurden Hinterhöfe frei gelegt. Die sonst übliche, parallel zur Straße stehende Häuserfront fehlt. Herbert Even (Grüne) regte an darüber nachzudenken, mit einem weiteren Neubau den Münsterkirchplatz abzuriegeln. Die Frage, ob das eine Möglichkeit und die gewollt ist, wird später zu klären sein - bei der Überplanung der Achse vom Marta zum Münster und unter anderem mit der Feuerwehr, die im Brandfall die Häuser mit ihren Löschfahrzeugen erreichen können muss. Die Klima-Linde, die Naturschützer zu den Hansetagen gepflanzt haben, wird versetzt Auf den hohen Parkdruck in dem Bereich wies Werner Seeger (CDU) hin, insbesondere wenn die Markthalle geöffnet sei. Mit der Errichtung des Archäologischen Fensters würden Besucher hinzukommen. "Wir müssen sehen, ob wir anderswo Parkplätze schaffen können." Darauf drängte auch Eckhart Klemens (FDP): Ein Restaurant und eine Bank befänden sich gleich nebenan, sagte er. Thema war zudem die Klima-Linde, die der Bund für Umwelt und Naturschutz anlässlich der Internationalen Hansetage vor sieben Jahren gepflanzt hat und die dem Neubau im Weg steht: Ihr Stamm hat zwar noch nicht den Umfang, den es für einen Erhalt der Linde nach der Baumschutzsatzung braucht. Aber an ihr hängt der Wert, den die Naturschützer mit der Anpflanzung verbunden haben. Deshalb soll der Baum versetzt werden. Die Verwaltung ist zuversichtlich, dass das klappt. Zu dem Komplex, der die Stiftsgeschichte erlebbar machen soll, gehören zwei Gebäude und ein angedeuteter Kreuzgang. Sie sollen die Struktur des Klosters zeigen, allerdings nicht eins zu eins, sondern als Andeutung, die es den Besuchern ermöglicht, sich die Größe vorzustellen. Einen Anbau mit einer Firsthöhe von 13 Metern bekommt auch die Münsterkirche Neben dem kompakten Gebäude mit Spitzdach zwischen Wolderuskapelle und Berliner Straße wird ein zweites - mit einer Firsthöhe von 13 Metern - an die Münsterkirche angebaut. Diesen Anbau hatte es auch im Mittelalter gegeben. Stelengänge mit Glasdach sind einem Kreuzgang nachempfunden: Sie führen vom Kompaktbau zur Wolderuskapelle und weiter zur Münsterkirche. Das Architekturbüro Pfeiffer, Ellermann, Preckel hatte sein Konzept mit der Verwaltung und der Evangelischen Kirchengemeinde abgestimmt. Im architektonischen Wettbewerb gehörte sein Entwurf zu den beiden Erstplatzierten von sieben Wettbewerbsbeiträgen. Eine Expertenjury wählte den Entwurf am 1. April 2019 als denjenigen aus, der realisiert werden soll. In Herford haben die Münsteraner schon die Machbarkeitsstudie für das Archäologische Fenster erstellt und das Altstadt-Center geplant. Einfluss auf die Entscheidung hatte das aber nicht: Wettbewerbe dieser Art finden anonym statt. Die voraussichtlichen Gesamtkosten für das Archäologische Fenster liegen bei rund 3,3 Millionen Euro. Die Dieter-Ernstmeier-Stiftung und der Herforder Geschichtsverein haben der Stadt eine Co-Finanzierung von 1,725 Millionen Euro zugesichert. Der Bund fördert den Bau mit bis zu 1,575 Millionen Euro.

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