Klinik Porta Westfalica: Anklage gegen Arzt wegen sexuellen Missbrauchs

Herford/Bad Oeynhausen. Einem Arzt aus Bad Oeynhausen werden drei Fälle sexuellen Missbrauchs unter Ausnutzung des Behandlungsverhältnisses vorgeworfen. Bei der Verhandlung im Amtsgericht Herford erheben mehrere Zeuginnen Vorwürfe, die von aufdringlichem Verhalten bis zu sexuellen Übergriffen reichen. Die Fälle sollen 2017 und 2018 in der Klinik Porta Westfalica in Bad Oeynhausen stattgefunden haben. Der Fall wird in Herford verhandelt, weil das hiesige Gericht im Gegensatz zum Gericht in Bad Oeynhausen ein Schöffengericht ist. Zwei ehemalige Mitarbeiter der Klinik werfen der Geschäftsführung zudem vor, versucht zu haben die Vorwürfe zunächst unter den Teppich zu kehren. Es ist ein verstörendes Bild, das die beiden Nebenklägerinnen – die auch als Zeuginnen geladen sind – zeichnen. Beide waren für eine Reha im April 2018 in der Klinik Porta Westfalica. Mit wenigen Tagen Abstand soll der 66-jährige Mann bei beiden Frauen sexuell übergriffig geworden sein. Zunächst soll er eine 46-jährige Patientin in seinem Behandlungszimmer aufgefordert haben, ihre Sporthose auszuziehen. Unter Vorwand einer Massage sei er dabei gegen den Willen der Frau in ihren Schambereich vorgedrungen. Bei einem erneuten Treffen auf ihrem Zimmer habe er sie erneut unter Vorwand einer ärztlichen Behandlung gegen ihren Willen in ihrem Schambereich massiert. Arzt soll sich Zugang zu Privatzimmer verschafft haben Die zweite Nebenklägerin, eine 28-jährige Auszubildende, berichtet ebenfalls von einem ähnlichen spätabendlichen Besuch des 66-Jährigen. Er soll sich nach Dienstschluss Zugang zu ihrem Zimmer verschafft und die Tür hinter sich abgeschlossen haben. Unter Vorwänden sei es auch hier zu einer Massage gekommen, bei der der Arzt in ihren Intimbereich vorgedrungen sei. Bei einer weiteren Übung habe er mit beiden Händen nach dem Po der Frau gegriffen. Zudem habe er sie aufgefordert, ihre Unterhose auszuziehen. Dem verweigerte sie sich. Das Vorgehen des Arztes war ihr aber schon davor suspekt. &bdquo;Aber ich habe mir zunächst gedacht: Der ist doch Arzt, der weiß schon was er tut", sagt die Frau. Beide Frauen befinden sich seit den Vorfällen in psychiatrischer Behandlung. Dass abendliche Besuche des Ärztepersonals auf den Zimmern der Patienten nicht üblich gewesen seien, bestätigten zwei ehemalige Mitarbeiter der Klinik. Es sei dem Personal aber möglich gewesen, in Ausnahme- und Notfällen per Schlüssel in die Patientenzimmer einzudringen. Eine dort ehemals angestellte Sozialarbeiterin erzählte zudem davon, wie der angeklagte Arzt auch bei ihr versucht habe, eine Schultermassage aufzudrängen. Daher habe sie die Aussagen der Frauen auch für glaubwürdig bewertet, als sich diese an sie wendeten. Gemeinsam mit einem angestellten Psychotherapeuten und den beiden Frauen habe sie daraufhin die Geschäftsleitung über den Vorfall informiert. Sowohl der Therapeut als auch sie sagten aus, dass sich der Geschäftsführer der Klinik der Angelegenheit zunächst nur zögerlich angenommen habe. Er habe mit Personalmangel und der Schwierigkeit, einen Arzt zu ersetzen gegen ein Einschalten der Polizei argumentiert. Der Sozialarbeiterin gegenüber soll er zudem gesagt haben: &bdquo;Wollen Sie, dass sich der Mann aufhängt? Der hat doch sonst nichts." Zudem berichteten beide Zeugen von im Haus kursierenden Gerüchten, dass der angeklagte Arzt wegen sexueller Belästigung bereits einmal zwischen den Stationen der Klinik zwangsversetzt worden sei. Der Angeklagte machte von seinem Schweigerecht Gebrauch Eine weitere geladene Zeugin berichtete zudem von ähnlichen Erlebnissen ihrerseits im Jahr 2017. Während eines Reha-Aufenthaltes der 55-Jährigen habe der Arzt bei einer Massage versucht, ihr Kleid hochzuziehen und ihre Brüste zu berühren. Zudem habe er sie mehrfach zu spätabendlichen Terminen gerufen, bei denen nur er anwesend gewesen sei und versucht, sie zu Verabredungen zu drängen. Um sie zu einem Treffen zu bewegen, soll er auch angedroht haben, seine Rolle als Arzt ausnutzen zu wollen, damit sie selbst auf hohen Behandlungskosten sitzen bleibe. Der Arzt soll so aufdringlich geworden sein, dass sie versucht habe, ihn während ihres Aufenthalts möglichst zu meiden und nachts ihre Tür mit einem Stuhl verbarrikadiert habe. Der Verhandlungstag wurde vor allem von den Aussagen der Zeuginnen dominiert, die ihre Erlebnisse teils ruhig, teils unter Tränen vortrugen. Der Angeklagte nahm grundsätzlich sein Schweigerecht in Gebrauch und äußerte sich über den gesamten Prozesstag nicht. Die Verteidigung wies durch Nachfragen auf kleinere Unstimmigkeiten in den Berichten der Zeuginnen im Gerichtssaal und ihren ursprünglichen Aussagen der Polizei gegenüber von vor zwei Jahren hin. Zum nächsten Prozesstag in drei Wochen sind neben einer weiteren Zeugin zwei Vertreter der Klinik eingeladen

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