Herforder Reisebüros wissen nicht, wie es weitergeht

Herford. Geht es dieses Jahr noch in den Sommerurlaub? Oder wird dadurch eine zweite Infektionswelle auch in Deutschland riskiert? Diese kontroversen Fragen werden momentan in Berlin und Brüssel diskutiert. So lange es aber keine klare Entscheidung gibt, heißt das für die heimischen Reisebüros: Weitere finanzielle Einbußen und Ungewissheit für sie und für ihre Kunden. Zuletzt hatte Bundesaußenminister Heiko Maas in Aussicht gestellt, dass die weltweite Reisewarnung der Bundesregierung nicht über den 14. Juni hinaus verlängert werden solle. &bdquo;Das Problem ist, dass es nur heißt, die Warnung solle ausgesetzt werden und nicht, dass sie es wird", sagt Baris Altun, der die zwei Al-Star Reisebüros in Herford betreibt. &bdquo;Es gibt keine Klarheit. Jeden Tag kommen neue Nachrichten, wie es weitergeht, und die Telefone klingeln bei mir wieder." Die meisten Anrufer würden ihre Reisen stornieren wollen, nur wenige wollten dieses Jahr noch verreisen. Einige Kunden haben auch Fragen. Ist es überhaupt sicher, dieses Jahr nach Italien zu fliegen? Was ist mit meiner gebuchten Reise im Oktober? &bdquo;Wir hängen da leider genauso in der Luft", sagt Katharina Hesselmann vom TUI Reisecenter in Herford. &bdquo;Wir können nur das sagen, was das Auswärtige Amt mitteilt." Zudem sei auch für das Ausland nicht klar, welche Länder ihre Grenzen wirklich öffnen werden. Für die Reisebüros ist das eine sehr schwierige Situation. Denn seit März fehlen ihnen die Einnahmen - auch aus dem wichtigen Ostergeschäft - bei laufenden Betriebskosten. Und die Büros können nicht sicher planen, wie sie diese Verluste ausgleichen. "Wenn es so weitergeht, geht die Branche den Bach runter" &bdquo;Zudem müssen wir sehr viele Provisionen zurückzahlen für Reisen, die schon letztes Jahr gebucht wurden", sagt Hesselmann. &bdquo;Wir machen also momentan bei diesen Reisen die doppelte Arbeit für nichts." Die Lage ist für viele der Betriebe existenzbedrohend. &bdquo;Bis Ende des Jahres lässt sich so vielleicht noch durchhalten, aber darüber hinaus nicht", sagt Sandra Strunck, Inhaberin der Ferieninsel am Neuen Markt. Auch Altun sagt: &bdquo;Die Soforthilfe reicht irgendwann nicht mehr aus. Wenn es so weiter geht, geht die Branche den Bach runter." Ihm seien auch schon Büros bekannt, die in Insolvenz gegangen seien. Die meisten Herforder wollen scheinbar einfach noch nicht wieder in den Urlaub fahren. Zumindest gibt es momentan bei allen drei Reisebüros kaum Anfragen für Neubuchungen. &bdquo;Die Kunden sind im Moment einfach zurückhaltender", sagt Strunck. &bdquo;Ältere Leute haben Angst sich anzustecken. Viele sind in Kurzarbeit und können sich ihren Urlaub nicht mehr leisten." "Die Kapazität der deutschen Hotels wird nicht ausreichen" Altun spekuliert: &bdquo;Wahrscheinlich werden die meisten Kunden ihren Urlaub dieses Jahr kurzfristig planen. Viele wollen auch nicht fliegen, sondern in Deutschland bleiben." Der Urlaub in der Heimat ist zumindest nicht ungewiss. In fast allen Bundesländern öffnen die Hotels schon wieder im Mai. Doch wer dieses Jahr im Inland verreisen möchte, könnte auch eine böse Überraschung erleben. &bdquo;Die Kapazität der deutschen Hotels wird nicht ausreichen", sagt Altun. &bdquo;Außerdem gehen dort gerade überall die Preise hoch, weil die Nachfrage so steigt. Ein Trip an die Nordsee ohne Fliegen ist preislich momentan so teuer wie es ein Trip nach Mallorca mit Flug vor der Krise war." Der einzige Lichtblick in dieser Zeit: die Kunden selbst. &bdquo;Die sind ganz toll und verständnisvoll", sagt Hesselmann. &bdquo;Sie sind das, was einen durch diese Zeit rettet." Auch Altun möchte sich nicht unterkriegen lassen. &bdquo;Wir müssen positiv bleiben", sagt er. &bdquo;Denn ändern können wir es ja nicht."

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