Herforder Gastronomie trotz Corona-Lockerungen in ihrer Existenz bedroht

Herford. Es ist Samstag, knapp 20 Grad und die Sonne scheint. Normalerweise wären am Alten Markt die Tische der angrenzenden Restaurants voll besetzt, doch die meisten bleiben leer. Nur vereinzelt finden sich Gäste. &bdquo;Der erwartete und erhoffte Andrang nach der Corona-Pause ist ausgeblieben", sagt Admir Selimovic, Inhaber der Gaststätte Föge und des Restaurants Cxielo. Zwar sind die meisten Restaurants seit letzter Woche wieder geöffnet, doch die wirtschaftliche Lage der Betriebe verbessert sich dadurch nur bedingt. Gewinn macht keines der befragten Restaurants. Auf lange Sicht stehen ganze Existenzen auf dem Spiel. &bdquo;Wenn es den ganzen Sommer mit den jetzigen Besucherzahlen so weitergeht, werden viele Betriebe und auch wir das nicht schaffen", sagt Selimovic. Hamid Ghanbari, Inhaber des Kupferherzes, ist noch besorgter: &bdquo;Wenn es so wie jetzt weitergeht, sehe ich in drei bis vier Monaten nicht nur für die Gastronomen, sondern für die gesamte Herforder Innenstadt schwarz. Wenn die Gastronomien sterben sollten, wird sich das auch auf den Einkauf und die Einzelhändler auswirken." Teilweise nur 10 bis 20 Prozent der üblichen Kunden Den meisten Kundenverkehr hat laut eigenen Aussagen das Kupferherz. &bdquo;Wir sind an Reservierungen momentan ausgebucht", sagt Ghanbari. Auch im Amici stellt sich wieder ein regelmäßiger Kundenverkehr ein. &bdquo;Um die Mittagszeit muss sich das noch einpendeln, aber gerade abends bekommen wir genug Besucher", sagt Inhaberin Angela Rossi. Andere Restaurants haben stark damit zu kämpfen, ihre schon reduzierten Plätze zu füllen. &bdquo;In der Gaststätte Föge haben wir momentan rund 30 bis 40 Prozent von dem was an Kunden normal wäre, im Cxielo sind es sogar nur 10 bis 20 Prozent", sagt Selimovic. Doch selbst bei voll ausgelasteten Kapazitäten macht momentan keiner der befragten Betriebe Gewinn. &bdquo;Ich habe 50 Prozent weniger Umsatz als sonst, aber die laufenden Kosten sind die gleichen", sagt Rossi. Tamim Rahim vom Restaurant und Eiscafé Piccoli steht vor den gleichen Problemen: &bdquo;Dazu kommen noch die Kosten für die Desinfektionsmittel, die wir zur Verfügung stellen", sagt er. &bdquo;Selbst die laufenden Kosten nur zu decken, ist im Moment schwierig." Die vom Land versprochene Soforthilfe sei bei Rahim noch nicht angekommen, sagt er. Obwohl der Antrag schon seit anderthalb Monaten gestellt sei, kämen immer wieder neu Nachfragen nach Unterlagen von den Ämtern. In anderen Betrieben kommt die Soforthilfe dagegen innerhalb weniger Tage an. Doch: &bdquo;Das lindert die Schmerzen nur für kurze Zeit. Damit kommt man nicht lange aus", sagt Ghanbari. &bdquo;Natürlich ist man trotzdem sehr dankbar dafür. Man muss ja auch sagen, dass man noch froh sein kann, momentan in Deutschland zu leben." Die meisten Restaurants arbeiten mit Minimalbesetzung Ähnlich sieht es auch Andreas Müller. Der Wirt der Pfälzer Weinstuben ist Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA). &bdquo;Für die Soforthilfe und das Kurzarbeitergeld sind wir sehr dankbar. In meinem eigenen Betrieb hätte ich ohne das Kurzarbeitergeld meine beiden Köche entlassen müssen", sagt er. Der Wunsch nach weiterer finanzieller Unterstützung ist in der Branche dennoch groß. Ein anderer Betreiber berichtet davon, dass es seit Corona noch schwerer sei, an Bankdarlehen zu kommen. Für die Betriebe heißt das: Sparen. Die meisten befragten Restaurants arbeiten nur mit einer Minimalbesetzung. Ein Teil der Angestellten befindet sich dort immer noch in Kurzarbeit. Auch vielen Kunden fehlt das Geld zum Essengehen Die einzig wirklich wirksame finanzielle Unterstützung bleibt die Kundschaft. Doch warum bleiben die Kunden aus, die kommen dürften? &bdquo;Viele Menschen sind noch ängstlich", sagt Rahim. &bdquo;Aber es geht den Menschen auch selbst nicht finanziell gut genug. Viele sind selbst in Kurzarbeit und ihnen fehlt das Geld." Selimovic sagt zudem: &bdquo;Es herrschen auch noch viele Unsicherheiten bei den Kunden. Viele wissen noch gar nicht, dass sie den Mundschutz am Tisch abnehmen können, weil sie ihn nur beim Betreten des Restaurants und beim Gang auf die Toilette brauchen." Trotz allem sind die Betreiber wieder froh, Gäste in ihren Lokalen begrüßen zu dürfen. &bdquo;Ich freue mich einfach, unsere Stammkunden wieder zu sehen und bin ihnen so dankbar", sagt Rossi. &bdquo;Auch die Gäste selbst haben sich so gefreut", sagt Müller. Deswegen wirft auch noch niemand die Flinte ins Korn. &bdquo;Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Rahim. &bdquo;Aufgeben werde ich nicht."

Meistgelesen