Zwischenfazit: Neun Wochen Corona-Ausnahme-Zustand im Kreis Herford

Kreis Herford. In Schutzausrüstung für Mitarbeiter des Klinikums, des Gesundheitsamt und des Rettungsdienstes hat der Kreis Herford seit dem 6. März rund 800.000 Euro investiert. Das gab Landrat Jürgen Müller im Kreisausschuss bekannt. An diesem Tag hatte es den ersten Corona-Fall im Kreis Herford gegeben. Müller berichtete auch von anderen Besonderheiten. Alles geändert habe kurz nach dem ersten Corona-Fall die Infektion einer Schülerin an der Grundschule Eickum, sagte Krisenstabsleiter Norbert Burmann. Ad hoc stellte die Verwaltung umfangreiche Recherchen an, um herauszufinden, mit welchen Personen das Mädchen Kontakt hatte. "Zu Hochzeiten hatten wir mehrere Hundert Menschen in Quarantäne oder häuslicher Isolation", sagte Burmann, der damit auch eine Vorstellung davon vermittelte, wie viele Personen die Verwaltung ausfindig machen musste. Viele Mitarbeiter des Jugendamtes suchten nach Kontaktpersonen von Infizierten Im Kontaktmanagement seien viele Mitarbeiter des Jugendamtes beschäftigt gewesen, deren andere Aufgaben, zum Beispiel in den Jugendzentren, weggefallen waren. Gleichzeitig hätten sie den Kontakt zu den Jugendlichen im Internet aufgebaut, über das sie Austausch und Spiele organisierten. Das Bürgertelefon, das zeitweise im Zwei-Schicht-Betrieb mit jeweils sechs Leuten besetzt gewesen sei, habe an Spitzentagen zwischen 200 und 250 Anrufe angenommen. Bei den Bürgern sei gut angekommen, dass sie ihre Fragen direkt der Kreisverwaltung stellen konnten, sagte Burmann. Andernorts seien die Bürger an Hotlines verwiesen worden, die aber schnell überlastet gewesen seien. Rund 150 Mitarbeiter der Kreisverwaltung hätten sich damit beschäftigt, die erste Corona-Welle in den Griff zu bekommen. Sie gingen jetzt nach und nach in ihre jeweiligen Arbeitsbereiche zurück. Dennoch sei der Kreis gewappnet: Innerhalb einer Stunden könnten sie wieder in den Krisenmodus zurückkehren, sagte Müller. Bei einer zweiten Corona-Welle braucht der Kreis bis zu 63 Personen im Kontaktmanagement Nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts würde der Kreis, sollten die Infektionszahlen in einer zweiten Welle noch einmal drastisch steigen, fünf Stellen je 20.000 Einwohner einrichten müssen. Krisenstabsleiter Norbert Burmann zufolge, wärend das 63 Mitarbeiter für den Kreis Herford. &bdquo;Ich hoffe nicht, dass es uns tatsächlich noch so hart trifft." Derzeit ist der Krisenstab mit den Alten- und Pflegeeinrichtungen und deren Besuchsregelungen beschäftigt. Die Einrichtungen müssen Konzepte vorlegen. Im Schlachthof Gocksch sind 127 Mitarbeiter getestet worden: Am Mittwoch, 13. Mai, waren 112 Ergebnisse negativ, 15 fehlten noch, 13 Mitarbeiter sind offenbar gerade nicht in Herford eingesetzt, sagte Burmann. "Es scheint dort keinen massiven Corona-Einbruch zu geben." Zudem hätten sie Gemeinschaftsunterkünfte im Blick, beispielsweise die der Erntehelfer. Das Hochfahren des Krisenmanagements und die Anpassung der Strukturen seien gut gelungen, sagte Burmann. Seinen Dank sprach Müller den Mitarbeitern aus, die sehr flexibel zugepackt hätten, und das über Wochen. Wolfgang Tiekötter (SPD) berichtete von einer Begegnung mit einer Mitarbeiterin im Kreishaus, die wochenlang auch am Wochenende durchgearbeitet hatte. Seinem Dank an die Beschäftigten schlossen sich die Fraktionen im Kreisausschuss an. Der Landrat ist voll des Lobes für die Mitarbeiter, Krisenstabsleiter Burmann und die Kliniken Exzellent sei, was Burmann in seiner Führungsrolle geleistet habe, sagte der Landrat. Alle hätten an einem Strang gezogen, die Kliniken beispielsweise ohne Konkurrenzdenken ausgezeichnet miteinander kooperiert, auch mal Infizierte vom jeweils anderen Krankenhaus übernommen. Hervorragend sei auch die Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern im Kreis, die derzeit noch montags, mittwochs und freitags virtuell zusammenkommen. Ihr gemeinsames Vorgehen habe zur großen Akzeptanz von Entscheidungen in der Bevölkerung geführt, sagte Müller. An die Politiker, die ihm in den vergangenen Wochen viel Vertrauen entgegen gebracht hätten, appellierte er, dass sie Abstand halten und damit ihrer Rolle als öffentliche Personen in dieser Zeit gerecht werden. Burmanns Einschätzung nach wird die Verwaltung und die Menschen im Kreis Corona noch bis mindestens Ende des Jahres, vermutlich eher bis Mitte nächsten Jahres beschäftigen.

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