Inhaber großer Herforder Geschäfte wütend über neue Öffnungsregeln

Herford. Einzelhandel mit Flächen unter 800 Quadratmetern darf ab Montag wieder öffnen, jeweils für einen Kunden je zehn Quadratmeter zur gleichen Zeit. Klingenthal im Zentrum gehört nicht dazu. Das Bekleidungsgeschäft wird seine Türen selbst dann geschlossen halten müssen, wenn es Bereiche seines Ladenlokals sperrt. Geschäftsführer Ekrem Keskin war hörbar sehr betroffen, als er das erfuhr. "Die Ware ist da, das Geschäft sieht toll aus, die Mitarbeiter wollen wieder arbeiten", sagte er. Für ihn sei jetzt wichtig zu wissen, wann er weitermachen könne, schon wegen der Mitarbeiter. "Sie wollen wieder arbeiten." Die Entscheidung, dass großflächiger Einzelhandel nicht eröffnen darf, sei keine Gleichbehandlung. Zu emotional sei er, um dazu weiter etwas sagen zu können, ergänzte Keskin noch. Der großflächige Einzelhandel hat noch versucht, Einfluss zu nehmen Die Hoffnung war groß, auf die 800-Quadratmeter-Regelung am Donnerstag noch Einfluss nehmen zu können. Industrie- und Handelskammer sowie Einzelhandelsverbände stünden in Kontakt mit der Landesregierung, erzählte Rainer Döring, Inhaber von vier Elektrofachmärkten, einem davon am Janup. Vergeblich, wie sich in der Pressekonferenz der Landesregierung herausstellte. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann betonte, dass sie eine grundsätzliche Entscheidung getroffen hätten, der Gesundheit der Menschen Vorrang zu geben vor Wirtschaft, Bildung und anderen Interessen. Die 800-Quadratmeter-Regelung zielt darauf, das wurde in der Pressekonferenz deutlich, Besucherströme aus den Innenstädten herauszuhalten. Döring hätte sich eine andere Regelung gewünscht, die beispielsweise einen Kunden je 30 oder 50 Quadratmeter zulässt. Was ihn vor allem wurmt, ist die Ungleichbehandlung gegenüber großen Lebensmittelmärkten, die auch Bücher, Kleidung, Elektroartikel, Küchengeräte und anderes anbieten: In ihren Läden darf sich je acht Quadratmeter eine Person aufhalten. "Die Kunden können sich vor Unterhaltungselektronik dicht an dicht drängeln", sagte er. Alles, was im Homeoffice an Elektrogeräten gebraucht wird, ist sehr gefragt Döring gehören neben dem Elektrofachmarkt in Herford weitere Märkte in Löhne, Lübbecke und Bad Salzuflen. Sein Geschäft am Janup ist das einzige, das am Montag wieder öffnen darf. Dort wird er dann - anders als sonst - nicht nur Weißware, sondern auch PCs, Laptops und Telekommunikationsgeräte anbieten. "Die Lieferketten sind teilweise abgerissen, die Nachfrage nach allem, was im Homeoffice benötigt wird, ist groß", sagt er. Große Verunsicherung herrschte teilweise noch in den kleinen Geschäften. Sabine Plum fragte sich, ob es nicht zu früh sei für eine Öffnung der Geschäfte. Sie sei genauso unsicher wie bei der Schließung Mitte März, so die Inhaberin der "Wolleria" an der Berliner Straße. Plum hat Sorge, dass die Infektionszahlen wieder steigen und es zu einer zweiten Pandemie-Welle kommt. Dennoch ist sie auch froh, dass es weiter geht: Desinfektionsmittel habe sie da, auch würden sicherlich nicht mehr als zwei Kunden ihren Laden gleichzeitig betreten dürfen. Schwierig sei es, an eine Plexiglasscheibe zu kommen, die Verkäufer und Kunden an der Kasse trennt. Dankbar ist sie für die Kunden, die sich in den vergangenen Wochen telefonisch haben beraten und Wolle zuschicken lassen. Neben dieser Geste der Treue seien das auch schöne Kontakte gewesen. "Wer mit Mode handelt, ist derzeit ganz arm dran" Christina Wattler vom Modegeschäft &bdquo;Patches" wird in ihrem 240 Quadratmeter großen Geschäft Ein- und Ausgang trennen, erzählt sie. Die Kunden seien schon daran gewöhnt, Abstand halten zu müssen. Das werde ihr sicher erleichtern, die Schutzmaßnahmen einzuhalten. Mit einem Ansturm rechnet Wattler für Montag nicht, obwohl ihr schon viele Kunden signalisiert haben, dass sie sich freuen, bald wieder bei ihr einzukaufen. Ihnen hat die Herforderin in den vergangenen Wochen den virtuellen Einkauf mit Beratung und Lieferung nach Hause ermöglicht. Das habe ihr viele nette Kontakte beschert. Und das hat ihr ermöglicht, wenigstens das eine oder andere Teil ihrer Saisonware zu verkaufen: "Wer mit Mode handelt, ist derzeit ganz arm dran", sagt Wattler. Sie habe zum Beispiel die Bekleidung da, es komme noch Sommerware und die Winterware stehe auch schon "in den Startlöchern". Nichts davon habe sie stornieren können.

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