Krankenhäusern brechen Einnahmen weg - sind die Gehälter in Gefahr?

Kreis Herford. Die Corona-Pandemie läuft im Kreis Herford im Vergleich zu anderen Kreisen derzeit eher milde ab. In einer Krise könnten die Krankenhäuser bald dennoch stecken, und zwar in einer finanziellen. Weil jetzt viele Operationen nicht stattfinden, brechen den Kliniken die Einnahmen weg. &bdquo;Die sogenannten Fallpauschalenerlöse bleiben aus", sagt Roland von der Mühlen, Geschäftsführer des Bünder Lukas-Krankenhauses. Mit Fallpauschalen werden die Leistungen der Krankenhäuser honoriert, wie eben die jetzt wegfallenden Operationen. Auf einen Appell des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) hin haben die Kliniken alle sogenannten elektiven Operationen verschoben. Das sind Eingriffe, bei denen es nicht um akute Erkrankungen oder Lebensgefahr geht. Heißt für Bünde: Aktuell sind nur 40 bis 50 Prozent der Betten belegt, damit Kapazitäten für mögliche Corona-Fälle frei bleiben. Und leere Betten bedeuten weniger Einnahmen. Pauschale fällt geringer als Einnahmen aus Ein Ende März verabschiedetes Gesetz sieht zwar eine Pauschale vor, die fällt aber in der Regel geringer als die fehlenden Einnahmen aus. &bdquo;Die Pauschale von 560 Euro gibt es für jedes leer stehende Bett pro Tag im Vergleich zum Vorjahr", erklärt von der Mühlen. Mit Blick auf die anstehende Pandemie hat auch das Herforder Klinikum vor Wochen die Anzahl seiner stationären Patienten deutlich reduziert – auf derzeit gut 40 Prozent gegenüber einer maximalen Belegung. &bdquo;Personal- und Sachkosten laufen aber weiter", erklärt Klinikumsvorstand Peter Hutmacher. Zusätzlich haben die Krankenhäuser in kurzer Zeit ihre Intensivstationen aufgestockt oder gar erst eingerichtet. Im Bünder Lukas-Krankenhaus wurde die 3. Etage binnen 48 Stunden in eine abgeriegelte Station mit einem zusätzlichen Intensivbereich und einer Isolierstation umgebaut. Auch das kostet Geld. Die angekündigten Pauschalen werden die genannten Kosten allein nicht auffangen können, so die Prognose des Finanzchefs im Bünder Krankenhaus. &bdquo;Ende März hatten wir noch kein Liquiditätsproblem, weil die Patienten von Februar abgerechnet wurden. Ende April werden die Umsätze vom März aber nicht mehr reichen, um das Personal zu bezahlen", sagt der Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen, Georg Rüter. Corona-Patienten bringen wenig Geld ein gemessen am Aufwand Das Herforder Mathilden-Hospital gehört zu diesem Verbund. Es gebe zwar den Rettungsschirm für Krankenhäuser, also die zugesagte Pauschale. Er wisse aber nicht, wann das Geld komme. Bis es so weit ist, müssen die Einrichtungen liquide bleiben, das sei jetzt wichtig, damit die Gehälter weiter bezahlt werden können, betont von der Mühlen. Und: &bdquo;Wir können auf Reserven zurückgreifen." Für zwei bis drei Monate dürften die reichen. &bdquo;Wer keine Reserve hat, muss mit seiner Bank sprechen", meint Rüter. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Bank &bdquo;Kirche und Caritas" in Paderborn wisse er, dass solche Anfragen schon eingegangen sind. Er gehe davon aus, dass diese Kredite von Banken auch gewährt würden, wenn die Kliniken nicht schon überschuldet seien. &bdquo;Die Mathilde ist in der glücklichen Lage, schuldenfrei zu sein. Wir werden im April noch kein akutes Problem bekommen", stellt Rüter zufrieden fest. Das Mathilden-Hospital könne auf Rücklagen zurückgreifen. Das sei aber eine seltene Situation. Von der Mühlen vertraut, wie auch seine Kollegen, jetzt auf die Politik, die im Eilverfahren das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz verabschiedet hatte: &bdquo;Jedes Gesetzgebungsverfahren braucht Zeit. Dieses Gesetz wurde mit heißer Nadel gestrickt", sagt von der Mühlen und setzt darauf, dass noch einmal nachgebessert wird. Denn: &bdquo;Es gibt Finanzierungszusagen." "Die Corona-Krise wird nicht nur von den Ärzten gewuppt" Hutmacher vom Herforder Klinikum verweist auf Unternehmen im Dienstleistungsbereich, beispielsweise Restaurants, die derzeit überhaupt keine Einnahmen haben. &bdquo;Natürlich ist die Situation vieler Krankenhäuser auch schwierig. Und natürlich sind Krankenhäuser systemrelevant." Der 54-Jährige will die Situation der Krankenhäuser aber in Relation gesetzt wissen zu den vielen kleinen Unternehmen, denen es finanziell viel schlechter gehe. &bdquo;Die Corona-Krise wird nicht nur von den Ärzten gewuppt", meint Rüter. Die Kaufleute im Haus müssten sehen, wie die Liquiditätslage über Wasser gehalten werden könne. Er rechnet damit, dass es in der Krankenhauslandschaft Insolvenzen geben könne. Ob man mit den in Aussicht gestellten 560 Euro pro ausgefallenem Patienten und Tag auskommen werde, könne er derzeit noch nicht sagen. Die Corona-Patienten brächten am Aufwand gemessen wenig Geld ein.

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