Corona-Krise: So ist die derzeitige Lage im Klinikum Herford

Kreis Herford. Peter Hutmacher hat die vorsichtige Hoffnung, dass die Corona-Welle sanft über Deutschland hinweg schwappt: Die leicht abgeschwächte Kurve der Neuinfektionen gibt dem Klinikumvorstand Zuversicht. Zeitgleich ist das Krankenhaus gewappnet. Inzwischen seien zusätzlich 60 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen für die Intensivstation geschult. "Das ist eine richtige Hausnummer." Am Montag behandelte das Krankenhaus zehn infizierte Patienten stationär, zwei davon auf der Intensivstation, acht auf der Isolierstation. Zudem gab es vier Verdachtsfälle, die auf ihr Testergebnis warteten. Die Kurve der Neuinfektionen flacht seit Freitag ein wenig ab Zehn Infizierte hätten sie zudem schon wieder entlassen können. Die Kurve der Neuinfektionen für Deutschland scheine ein wenig abzuflachen. Fast überall im Bundesgebiet seien die Kapazitäten derzeit ausreichend. "Vergangene Woche hätte ich noch gesagt, die jetzige Situation bleibt uns mindestens bis in den Mai hinein erhalten, seit Freitag stabilisiert sie sich jedoch." Aber natürlich sei das eine Momentaufnahme. Und das Virus werde sie "sicherlich noch über Monate beschäftigen". Das Krankenhaus erfährt derzeit viel Unterstützung aus der Bevölkerung, sagt Hutmacher. Ihnen seien schon Buffets geliefert worden, italienische Restaurants versorgten ganze Abteilungen mit Pizzen. Die Mitarbeiter erleben Wertschätzung und den Rückhalt. Sie freuten sich darüber sehr. Verunsicherung gebe es wegen ders Entwurfs eines Epidemiegesetzes der Landesregierung, über das vergangene Woche viel diskutiert worden war. Es hatte unter anderem eine Zwangsverpflichtung von medizinischem und pflegendem Personal vorgesehen. Natürlich schwinge da Angst mit, sagt Hutmacher. Die Politiker müssten zusehen, wie sie mit den Berufsgruppen umgehen, die bei einer Epidemie ganz vorne stehen. Das Klinikum hat Reserven an Masken und Schutzkitteln Gut aufgestellt ist das Krankenhaus hinsichtlich des Materials: Das Klinikum habe Reserven an Masken und Schutzkitteln aufbauen können. "Das wird für einige Wochen reichen", sagt Hutmacher. "Die Preise sind natürlich deutlich angezogen. Der Markt ist sehr in Bewegung." Zudem ist das Klinikum nur noch zu 40 Prozent ausgelastet, zu Normalzeiten sind 80 bis 85 Prozent der Betten belegt. Die finanziellen Einbrüche könnten für das Klinikum zu einer wirtschaftlichen Notlage führen. Hutmacher hofft jedoch darauf, dass die Einnahmeverluste, wie vom Gesundheitsministerium zugesagt, durch Sonderzahlungen ausgeglichen werden. Wenn sie später abrechneten, würden sie sehen, wie gut das funktioniert, sagt der Klinkumchef. Ansonsten komme Routine in die Abläufe: Es ist die vierte Krisenstabswoche, sagt Hutmacher, der zwischen den Zeilen vermuten lässt, dass die ständige Anspannung zu einer leichten Erschöpfung beim Führungspersonal führt. "Es ist schon so, dass man emotional an die persönlichen Grenzen kommt, wenn man ständig guckt, dass man die Kapazitätsgrenzen nicht erreicht." Rund um die Uhr ist jemand ansprechbar für die Mitarbeiter Sie würden den Verantwortlichen immer mal wieder einen freien Tag gönnen, damit sie Abstand nehmen können, sagt der Klinikumschef. Trotzdem sei immer jemand in Bereitschaft. Auch am Wochenende seien zwei Personen rund um die Uhr ansprechbar, "damit jeder Mitarbeiter im Haus immer jemanden erreichen kann. Das gibt Sicherheit." Auch tagsüber ist der Bereitschaftsraum durchgehend besetzt. Der Krisenstab treffe sich weiterhin jeden Morgen zum Briefing - und reagiere danach schnell auf Veränderungen, wenn es die gebe. Dem Stab gehören nicht nur Ärzte aus den verschiedenen Abteilungen und der leitende Hygienarzt an, sondern auch jemand aus der Kreisverwaltung, aus der Personalabteilung, der Pflege, der Technik . . . Die Techniker sorgen unter anderem dafür, dass medizinische Geräte schnell von einem Ort zum anderen gebracht werden, wenn zum Beispiel ein Operationssaal zur Isolierstation umfunktioniert wird. Oder sie installieren eine Wand, wo vorher keine war. Bislang keine zugewiesenen Patienten aus anderen Städten oder Ländern Weiterhin behandelt das Klinikum keine aus anderen Städten oder Ländern zugewiesenen Patienten. Die mehr als 100 Corona-Infizierten einer Reha-Klinik in Horn-Bad Meinberg, die am Freitag geräumt werden musste, seien in Lippe und andernorts untergebracht worden. Auch französische Patienten seien noch nicht nach Herford überwiesen worden. Eine Anfrage gebe es aus Münster, ob das Herforder Klinikum gegebenenfalls niederländische Patienten aufnehmen könne. Die Niederlande hätten begrenzte Kapazitäten, sagt Hutmacher, und NRW habe eine lange Grenze zum Nachbarland. Sprich: Da könnte noch Nachbarschaftshilfe gefragt sein.

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